040 - Paris, Stadt der Sünde
eindringlich und nickte heftig. „Ich kann Ihnen den schnellsten Weg nach Dunnet zeigen. Ich kenne Abkürzungen ...“
„Haben Sie ein Pferd?“, unterbrach Rohan ihn.
„Ich, Sir? Nein, Sir. Ich reise mit der Postkutsche.“
„Sattle ein Pferd für diesen Mann“, rief Rohan einem Stallknecht zu. „Und beeil dich.“
Dann wandte er sich wieder an Jacobs. „Sie können doch reiten, wie?“
Jacobs straffte seine mageren Schultern und richtete sich zu seiner vollen Größe auf.
„Ich bin aus Dorset, dort geboren und aufgewachsen. Natürlich kann ich reiten.“
„Dann hören Sie auf zu reden, und beeilen Sie sich“, befahl er herrisch.
Es dauerte nicht lang, und der Stallbursche führte ein gesatteltes Pferd aus dem Stall, aber das war lange genug für Jacobs, um Rohan noch einmal anzusprechen.
„Ehm ... Mylord?“ Er zögerte. „Ist Ihnen die Einreise nach ...?“
„Ich weiß nicht, was Sie das angehen sollte“, schnitt er ihm gereizt das Wort ab. Das hat man davon, wenn man Dienstboten am Familienleben teilnehmen lässt wie die Harrimans, dachte er. „Konzentrieren Sie sich auf Miss Elinor, und ich kümmere mich um meinen eigenen Kram.“
„Sehr wohl, Mylord. Und Miss Lydia?“
„Glücklich verheiratet“, erklärte er und wartete ungeduldig, bis Jacobs mit einiger Mühe aufsaß.
„Mit diesem komischen Doktor?“ Jacobs schien wenig begeistert.
„Mit Mr Reading.“
Auf dem wettergegerbten Gesicht breitete sich ein strahlendes Lächeln aus. „Dann ist alles gut.“
„Das“, meinte Rohan mit leisem Spott, „bleibt abzuwarten.“
Zu seiner Verwunderung hielt Jacobs Schritt mit ihm. Kurz vor Mitternacht erreichten sie Calais, in drei Stunden würde die nächste Flut einsetzen. Rohan wanderte rastlos an Deck der Yacht auf und ab, konnte keine Ruhe finden. Und dann drang eine Männerstimme von der Kaimauer herauf. Er trat an die Reling, beugte sich vor und blickte in Charles Readings entschlossenes Gesicht.
Er hätte es wissen müssen. „Willst du mich dazu bringen, dich zu töten?“, rief Rohan ihm zu. „Mir wäre lieber, wenn du mir das ersparst.“
Charles blickte zu ihm hoch. „Meine Frau gab mir den Auftrag, euch beide wohlbehalten zurückzubringen, sonst soll ich mich zu Hause lieber nicht blicken lassen. Aber immerhin könnte ich zusehen, wie du einen Kopf kürzer gemacht wirst.“
Rohan grinste breit, nüchtern, mit klaren Augen und kalter Unbeugsamkeit. Und zum ersten Mal hatte er das Gefühl, dass diese waghalsige aussichtslose Mission gelingen könnte. „Willkommen an Bord, alter Freund.“
„Du wirst auf Tower Hill enden, ohne Kopf“, knurrte Reading, nachdem er die Strickleiter erklommen hatte und an Bord gesprungen war.
„Dann hast du zwei Harriman-Frauen am Hals, um die du dich kümmern musst“, entgegnete Rohan leichthin.
„Angenommen, wir erreichen England rechtzeitig, und angenommen, wir schaffen auch noch die Überfahrt nach Frankreich, ohne von den Häschern des Königs geschnappt zu werden, was sind deine Pläne mit deiner Miss Harriman?“
Rohan richtete den Blick über das dunkle Meer. „Geht dich das etwas an?“, fragte er kühl.
„Und ob. Ich trage Verantwortung für sie, jetzt, da ich ihre Schwester geheiratet habe.“
Rohan lachte hohl und freudlos. „Ach, mein guter Charles, das wird sie nicht gerne hören.“
„Das tut nichts zur Sache. Was hast du vor?“
„Vermutlich werde ich das Mädchen heiraten“, antwortete er ohne große Begeisterung.
„Warum?“
„Zum Teufel, Charles, bin ich dir etwa Rechenschaft schuldig? Reicht es nicht, dass ich es ehrlich mit ihr meine?“
„Nein. Wenn sie nicht den Wunsch hat, dich zu heiraten, wird sie dir einen Korb geben.“
Rohan drehte sich zu ihm um. „Ich schlage vor, du hörst endlich auf, dich in Dinge einzumischen, die dich nichts angehen“, erklärte er herrisch. „Weil ich sie heiraten werde, ob sie will oder nicht. Ich werde ihr keine andere Wahl lassen.“
„Warum?“, bohrte Charles unbeirrt weiter.
Rohan fluchte in sich hinein. „Das weißt du so gut wie ich, verdammte Nervensäge.
Ob es dir passt oder nicht, ist mir anscheinend ein Herz gewachsen. Ich habe zwar keine Verwendung für dieses blöde Organ, aber es ist plötzlich da und verlangt nach Elinor. Ich kann nicht ohne sie leben.“
Charles schlug seinem alten Freund derb auf die Schulter. „Willkommen in der Familie, Schwager.“
Elinor hatte das Gefühl, diese Reise würde niemals enden. Die Überfahrt war
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