040 - Paris, Stadt der Sünde
Schwelle und warf ihn mit dem Gesicht voran in den Schnee.
Erstaunlich rasch kam Rohan zu sich und wollte sich wütend auf ihn stürzen. „Schluss damit!“, donnerte Charles und hielt ihn sich mit dem ausgestreckten Arm vom Leib.
„Du hast dich jetzt lange genug in Selbstmitleid gesuhlt. Es ist höchste Zeit, dass du wieder nüchtern wirst und endlich etwas tust.“
„Ich könnte mich deiner Angebeteten widmen“, knurrte Rohan böse, im offensichtlichen Versuch, Charles zu provozieren.
„Sie ist meine Gemahlin, du elender versoffener Mistkerl. Und du weißt genau, dass sie nicht die Frau ist, die du begehrst. Elinor ist mit ihrem neuen Cousin weggelaufen
– wahrscheinlich ist sie bereits in England. Wir müssen uns vergewissern, dass sie nicht einem ...“ Er hielt inne, als Rohan gotteslästerlich zu fluchen begann. „Was denn?“
Rohan schien die Unmengen Whisky, die er in sich hineingeschüttet hatte, irgendwie abzuschütteln und richtete sich zu seiner vollen stattlichen Größe auf. „Hole meinen Kammerdiener“, knurrte er. „Und lass die Reisekutsche vorfahren.“
„Willis bringt Wasser und frische Kleider.“ Charles versuchte, ihn zur Vernunft zu bringen. „Was willst du mit der Kutsche? Sie ist bereits in England, und du wirst doch nicht beabsichtigen, ihr zu folgen.“
„Ach nein?“, fragte er zähneknirschend, während er sich die befleckte Weste und das verschwitzte Hemd vom Leib riss. „Ich bin nicht der Meinung, dass sie bei ihm in Sicherheit ist. Ich ließ ihn zu Beginn der Orgien des Hauses verweisen, aber irgendwie scheint er es geschafft zu haben, an sie heranzukommen.“
„Wäre sie denn bei dir sicher? Gestatte mir, daran zu zweifeln“, widersprach Charles verächtlich.
„Du begreifst nicht. Er ist nicht ihr Cousin und Erbe des Harriman-Besitzes. Er hat den Behörden gefälschte Dokumente vorgelegt, wonach Harrimans Tochter in Frankreich verstorben ist.“
Charles erstarrte. „Wie hast du das herausgefunden?“
„Ich habe meine Beziehungen und komme an alle Informationen, die ich brauche“, erklärte er düster. „Der junge Marley und der Duke of Mont Albe wissen über diesen Marcus Harriman Bescheid. Er ist ein Schwindler, ein Hochstapler, Charles. Er ist Elinors unehelicher Halbbruder, und er hat keine redlichen Absichten mit ihr, das spüre ich.“
Charles hatte das Gefühl, als verliere er den Boden unter den Füßen. „Verdammt.
Das würde einiges erklären. Weder du noch ich glaubten wirklich daran, dass Lady Caroline das Feuer im Haus gelegt hat. Und du selbst hattest den Verdacht, dass der Schuss kein Anschlag auf dein Leben war. Kurz bevor der Schuss fiel, saß Miss Harriman in deiner Kutsche. Tolliver könnte einen Scharfschützen gedungen haben, einen ehemaligen Soldaten, von denen so viele brotlos auf den Straßen herumlungern.“
Rohan tauchte den Kopf in kaltes Wasser, das Willis mittlerweile gebracht hatte, und schwappte es sich über die nackte Brust. „Wenn er sie nach England entführt hat, will er sie töten. Und ich Idiot sitze hier herum und besaufe mich sinnlos.“
„Vielleicht machen wir uns unnötig Sorgen“, versuchte Reading ihn zu beschwichtigen. „Immerhin ist der Besitz in ein Erbgut umgewandelt. Was verspricht er sich von ihrem Tod?“
Rohan schüttelte den Kopf und legte stöhnend die Hände an die Schläfen. „Verflucht, diese höllischen Kopfschmerzen bringen mich um“, ächzte er und schnitt eine Grimasse. „Auch das stimmt nicht. Es existiert keine derartige Verfügung. Elinor ist die Alleinerbin, und wenn sie heiratet, geht der Titel an ihren Sohn. Ich nehme an, unser falscher Lord Tolliver wird das zu verhindern suchen.“
Mit langen Schritten eilte er zur Tür. „Zum Teufel, Willis!“, brüllte er in den dunklen Flur hinaus. „Wieso dauert das so lange?“
„Bin schon da, Mylord!“, war Willis’ keuchende Stimme zu hören.
„Was hast du vor, Francis?“, wollte Charles wissen. „Du kannst doch nichts tun, als hier abzuwarten. Aber ich kann die Verfolgung aufnehmen und die beiden abfangen, bevor ein Unglück geschieht.“
„Vielleicht ist es schon zu spät, und der Halunke hat sie bereits über Bord geworfen“, erwiderte Rohan finster. „Aber nein, das tut er nicht. Das weiß ich, ich spüre es in meinem Herzen.“
Charles stutzte. „Du hast ein Herz, Francis? Das kann nicht sein.“
Rohan fuhr zu ihm herum. „Wir haben unser Duell noch nicht ausgefochten“, knurrte er böse.
„Willst du
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