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040 - Paris, Stadt der Sünde

Titel: 040 - Paris, Stadt der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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mit großer Geste ins Haus, eine Zofe brachte sie nach oben in die ehemaligen Gemächer ihrer Mutter. Das ganze Haus war renoviert und neu eingerichtet worden, vermutlich von ihrer früh verstorbenen Stiefmutter, die offensichtlich einen schauderhaft schlechten Geschmack gehabt hatte. Die Einrichtung war protzig überladen und schrill bunt, und Elinor fragte sich, wie ihr Vater Gefallen an einer Frau mit diesem grässlichen Geschmack gefunden hatte.
    Lady Caroline mochte zwar viele Fehler gehabt haben, aber ihr Sinn für Schönheit, Eleganz und Stil war exquisit.
    Die Samtdraperien im Schlafzimmer waren in grellem Grün gehalten, und nichts weckte Erinnerungen in ihr, um sie von ihrer Trübsal abzulenken. Das junge Mädchen, das ihr als Zofe zugeteilt worden war, stellte sich ungeschickt und linkisch an. Sobald Elinor sich den Staub der Reise abgewaschen und umgekleidet hatte, war ihre Müdigkeit verflogen. Sie war zu lange in der engen Kutsche eingesperrt gewesen, wollte frische Luft schnappen und sich die Beine vertreten. Ein kurzer Spaziergang durch den Garten würde ihr guttun.
    Hier fand sie wenigstens etwas Trost. Sie schlenderte durch den längst verblühten Rosengarten, in den Frühbeeten begannen erste Keimlinge ihre bleichen Spitzen aus der Erde zu recken. Unter den Obstbäumen, deren kahle Äste in den grauen Himmel ragten, hatte sie vor unendlich vielen Jahren mit Lydia gespielt, möglichst weit entfernt von Nanny Maudes strengen Blicken. Und plötzlich erfasste sie eine schmerzliche Sehnsucht nach ihrer Schwester, die ihr die Tränen in die Augen trieb.
    Lydia war nun gewiss bereits Madame de Giverney, und Elinors Stimmung trübte sich wieder ein. Sie hatte diesen aufgeblasenen, wichtigtuerischen Trottel geheiratet, und es war Elinors Schuld. Alles war ihre Schuld. Sie hatte das Leben ihrer Schwester ruiniert, genau wie ihr eigenes.
    Heftig blinzelte sie gegen die Tränen an. Tränen führten zu nichts, machten alles nur noch schlimmer. In wenigen Tagen wäre auch sie eine verheiratete Frau, Herrin in einem Haus, das sie geglaubt hatte, nie wiederzusehen. Im Stillen hatte sie oft Heimweh nach England gehabt, nach dem Elternhaus, nach ihrer kurzen unbeschwerten Kindheit, die unwiederbringlich verloren war. Und nun erschien ihr die Wirklichkeit ebenso hohl und leer wie ihre Träume.
    Sie betrat das Haus durch einen Hintereingang, den sie als Kind so oft benutzt hatte.
    Weder der alte noch der neue Lord Tolliver führten einen ähnlich aufwendigen Haushalt, wie Viscount Rohan ihn pflegte. Hier stand nicht vor jeder Tür ein dienstbeflissener Lakai und wartete auf Anweisungen. Bei diesem Gedanken fiel ihr auf, wie wenig Personal es in dem großen Haus gab, aber was kümmerte sie das schon? Vermutlich war Cousin Marcus ein sparsamer Mensch.
    In der Halle erwartete Marcus sie mit ungeduldiger Miene. „Wo warst du so lange, meine Liebe?“, fragte er. „Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Du wirkst irgendwie zerstreut. Bedrückt dich etwas?“
    „Findest du?“, fragte sie erstaunt. Dabei gab sie sich alle Mühe, liebenswürdig zu erscheinen. Vielleicht war ihr zukünftiger Bräutigam doch feinfühliger als sie ihm zugetraut hätte. „Keine Sorge, mir geht es gut. Offenbar hat mich die lange Reise mehr angestrengt, als ich dachte.“
    „Dafür habe ich vollstes Verständnis“, versicherte er überschwänglich. „Während die Strapazen für mich noch nicht zu Ende sind. Bedauerlicher werde ich in dringenden Geschäften nach London gerufen. Ich hoffe, du wirst mir verzeihen, liebste Elinor.
    Kommenden Montag bin ich wieder zurück, und unsere Hochzeit wird tags darauf stattfinden.“
    Sie zauberte ein freundliches Lächeln auf ihre Lippen. „Das klingt wunderbar.“ Wieso in Gottes Namen hatte sie den Antrag dieses Tölpels angenommen? In ihrem dringenden Wunsch, Frankreich so schnell wie möglich zu verlassen, wäre sie in ihrer Verzweiflung auch in den Ärmelkanal gesprungen, um England schwimmend zu erreichen.
    Er beugte sich über ihre Hand und drückte einen schmatzenden feuchten Kuss darauf. Es kostete sie Mühe, sich ihm nicht zu entziehen und ihre Finger am Rock abzuwischen. „Du wirst mir fehlen, meine Liebe“, sagte er einschmeichelnd. „Nun dauert es nicht mehr lange.“
    „Du wirst mir auch fehlen, Marcus“, antwortete sie und hielt den Atem an, bis sie alleine war.
    Sie hatte gehofft, das Haus würde ihr ohne Marcus’ Gegenwart vertrauter werden, aber sie hatte sich geirrt. Ziellos

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