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040 - Paris, Stadt der Sünde

Titel: 040 - Paris, Stadt der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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heruntergekommenen Viertel geklaut, um bessere Chancen zu haben, nicht erwischt zu werden. Aber die Gegend um die Rue du Pélican ist wahrlich kein Aufenthaltsort für eine junge Dame, und eine Droschke aus diesem Viertel muss sehr klapprig und unbequem sein.“
    Sie war es allmählich leid. „Wo, glauben Sie, wohnen wir, Mylord? Jacobs musste nur um die nächste Ecke biegen, um sie vor dem Gasthof zu stehlen. Wir leben am Rande der Armut. Unser Leben ist auch ohne Ihre spöttischen Bemerkungen schrecklich genug.“ Es war irgendwie befreiend, die Wahrheit endlich laut auszusprechen. Sie hatte es satt, vorzutäuschen, alles wäre nur halb so schlimm. Als müssten sie nicht Tag und Nacht frieren und Hunger leiden, in ständiger Angst, welches Unheil sie als Nächstes treffen würde. „Und wie soll ich nach Hause kommen, wenn ich meine Mutter gefunden habe?“
    „Ich stelle ihr einen Wagen zur Verfügung. In der Zwischenzeit habe ich St. Philippe gefunden, er wird uns die Auskunft geben, die wir brauchen.“
    „Einen Wagen für sie ...?“, wiederholte Elinor verständnislos, aber er hatte sich bereits wieder in Bewegung gesetzt und zog sie durch den lärmenden Salon.
    Wenigstens waren die Gäste hier zu sehr mit ihrem sündigen Treiben beschäftigt, um ihr vulgäre Bemerkungen hinterherzurufen.
    „Wie viele Kreise der Hölle gibt es eigentlich?“, fragte sie atemlos, als die nächsten Türen geöffnet wurden.
    „Noch neun, Kind. Haben Sie Ihren Dante nicht gelesen? Ich beginne mich zu fragen, ob das alles nur ein übler Trick ist. Vielleicht haben Sie sich unter einem listenreichen Vorwand Zutritt verschafft.“
    „Warum in aller Welt sollte ich so etwas tun?“, fragte sie entrüstet.
    „Um sich einen reichen Gönner zu angeln vielleicht? Oder wenigstens an Geld zu kommen. Für eine Hure sind Sie nicht hübsch genug, aber möglicherweise haben Sie davon gehört, dass die Mitglieder des Satanischen Bundes Unschuld höher schätzen als Schönheit.“
    Seine Worte hätten sie nicht kränken dürfen. Sie hatte sich nie Illusionen über ihr Aussehen gemacht. Sie war die hässliche Schwester – zu groß, zu dürr, ihr Haar schlicht braun und glatt, ihre Nase zu lang, ihr Wesen zu unverblümt. Ihr Los war die Ehelosigkeit, das hatte sie schon vor Jahren eingesehen. Doch hören zu müssen, wie dieser Viscount Rohan ihre körperlichen Mängel so leichthin und mitleidlos aufzählte, versetzte ihr einen schmerzlichen Stich.
    „Macht es Ihnen Spaß, andere zu verletzen, Mylord?“, fragte sie und verbarg ihre Kränkung hinter ihrem Hohn.
    Er schwieg. „Zuweilen“, antwortete er nach einer Weile. „Manchmal suche ich Bestätigung darin, andere zu verletzen oder verletzt zu werden, als Beweis, dass ich überhaupt noch Gefühle habe.“
    „Darf ich Sie bitten, mich aus diesem Spiel auszuschließen? Sie finden gewiss genügend Opfer unter Ihren Gästen, die Vergnügen daran finden, von Ihnen verletzt zu werden“, sagte sie.

    „Habe ich Sie verletzt? Sie wirken so gelassen und sachlich.“
    „Sie haben nur die Wahrheit gesagt. Das war zwar unnötig, aber ich wäre eine Närrin, mich durch Banalitäten kränken zu lassen.“ So, dachte sie, das müsste ihn überzeugen.
    Vielleicht aber auch nicht. „Sie sind ein interessantes Kind, Miss Harriman.“
    „Ich bin kein Kind. Ich bin dreiundzwanzig.“
    „Was für ein Alter“, entgegnete er spöttisch. „Aus meiner Sicht sind Sie allerdings noch blutjung.“ Er setzte sich wieder in Bewegung, und sie musste ihm wohl oder übel folgen.
    Der nächste Salon war überheizt, die Luft stickig. Gedämpfte Stimmen, rollende Würfel, das Mischen und Verteilen von Spielkarten. Endlich betraten sie den Raum, in dem ernsthaftes Glücksspiel betrieben wurde.
    Wieder wollte sie die Augenbinde wegschieben, aber auch diesmal war er schneller und hielt ihre Handgelenke fest. „St. Philippe“, sagte er mit kaum erhobener Stimme.
    Und plötzlich war ihr, als breite sich Kälte aus, Geräusche und Stimmen erstarben.
    „Monseigneur?“, lautete die genuschelte Antwort eines Betrunkenen.
    „Ich wurde davon unterrichtet, dass Sie in Begleitung eines unerwünschten Gastes sind. Wo ist die Dame?“
    „Ich weiß nicht, wovon Sie ...“
    „Wo ist sie?“ Er sprach nicht lauter, aber im Salon schien es noch kälter zu werden, und Elinor fragte sich, welche Macht Rohan über seine Anhänger ausübte.
    „Gegangen“, antwortete St. Philippe beleidigt. „Sie hatte kaum genug Geld, um sich

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