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040 - Paris, Stadt der Sünde

Titel: 040 - Paris, Stadt der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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verbergen und tapfer zu sein.
    Gedämpftes Stöhnen drang durch die Mauern, während ihr Begleiter sie weiterzog, ehe sie fragen konnte, ob jemand Schmerzen hatte. Einen Augenblick später erinnerte sie sich daran, was dieses Stöhnen, Schnauben und Grunzen bedeutete.
    Ihr Begleiter schien nichts davon zu hören. „Wir können über Ihre Zukunftspläne sprechen. Was haben Sie vor, nachdem Ihre Mutter in geistiger Umnachtung gestorben ist?“
    Kein wesentlich erbaulicheres Thema als Ratten, dennoch ließ sie sich darauf ein.
    „Ich weiß nicht einmal, was ich nächste Woche tun werde“, antwortete sie nicht sonderlich klug, aber sie war mittlerweile am Ende ihrer Nervenkraft angelangt.
    Ein heller Lichtstreifen fiel in den Flur, als eine Tür sich öffnete, dann wurde es wieder dunkel. Der Geruch nach Parfum, Puder und erhitzter Haut war überwältigend. Ein Pärchen hatte sich hierher zurückgezogen.
    „Ich hoffte, dich hier zu finden, Francis.“ Der Herr mit der Narbe im Gesicht, dem sie bereits beim Betreten des Schlosses begegnet war, musterte Elinor unter halb verhangenen Lidern. „Veronique meinte, du könntest an einem Handel interessiert sein, und bat mich, mit dir zu reden.“
    „Welchen Handel?“, fragte Rohan gedehnt.
    „Die Kleine“, erklärte die Dame hinter dem Narbigen mit rauchiger Stimme. „Seit Langem das entzückendste Geschöpf, das wir auf deinen Festen zu sehen bekommen. Du wirst sie uns doch nicht vorenthalten? Das wäre nicht fair.“
    „Aber Veronique, hast du je einen Funken Fairness in mir entdeckt?“
    „Auch ich kann ziemlich unfair sein“, entgegnete die Dame. „Wenn mir jemand in die Quere kommt, kann ich sehr unangenehm werden.“ Ihre Stimme war ein sanftes Schnurren.
    Unwillkürlich rückte Elinor näher an Rohan heran, ihre Finger umklammerten seinen Unterarm.
    „Und was genau schlägst du vor?“, wollte Rohan wissen.
    „Ich habe mich bemüht, Veronique abzulenken“, meldete ihr Begleiter sich zu Wort, „aber ihr scheint heute Nacht der Sinn nach einer Frau zu stehen, und sie hatte noch nie eine Jungfrau. Vorausgesetzt, das Lämmchen besitzt ihre Unschuld noch – immerhin ist sie bereits seit einer Stunde in deiner Begleitung, also gibt es keine Garantie.“
    „Wie wahr, wie wahr!“, entgegnete Rohan. „Veronique bekommt das Mädchen und ich dich? Das wäre ein schlechter Handel.“
    Der Narbige warf Elinor einen flüchtigen Seitenblick zu. „Sie versteht uns doch nicht, wie? Ihr Französisch hörte sich grässlich an.“
    „Oh, ich glaube, sie versteht uns ganz gut, wenn ich mir ihr Mienenspiel betrachte.
    Und ich denke, wir verzichten auf das Vergnügen eurer Gesellschaft.“ Damit entließ er das Paar.
    „Später, wenn du mit ihr fertig bist, Francis?“, beharrte die Dame mit einem glühenden Blick in Elinors Richtung. „Es wäre mir ein großes Vergnügen, einem verirrten Lamm den rechten Weg zu weisen.“
    „Ich fürchte, du musst dir ein anderes verirrtes Lamm suchen, Madame“, entgegnete er und legte seine Hand über Elinors Finger. „Du bist doch mit dem Motto der Rohans vertraut – was ich habe, behalte ich auch. Reading wird eine andere Unschuld für dich finden.“
    „Gar nicht so leicht, da du uns verbietest, Kinder einzuladen“, entgegnete Veronique schmollend.
    „Eine törichte Inkonsequenz meinerseits“, meinte er gedehnt. „Aber dieser Punkt steht nicht zur Diskussion. Du wirst gewiss passende Zerstreuung im grünen Salon finden.“
    Veronique spuckte ein vulgäres Schimpfwort aus, das Elinor nur von den übelsten Straßenhuren in Paris gehört hatte, riss die Tür zum Salon auf und verschwand hocherhobenen Hauptes.
    Reading, der Narbige, zögerte noch einen Moment. „Ich rate dir zur Vorsicht, Francis“, sagte er.
    „Vor Veronique habe ich gewiss keine Angst.“
    „Nein, um sie musst du dir keine Sorgen machen“, murmelte Reading. Im nächsten Augenblick wurde die Tür geschlossen, und Elinor und ihr Begleiter standen wieder im dunklen Flur.
    Rohan blickte auf sie herab. „Sehen Sie, mein Täubchen, in diesen Fluren kann man gefährlicheren Kreaturen begegnen als harmlosen Ratten.“
    „Sie sind der berüchtigte Fürst der Finsternis, Monsieur le Comte“, antwortete sie beklommen. „Was könnte ich von Ihren Gästen anderes erwarten?“
    Er lachte leise. Elinor aber spürte irgendwie, dass ihre Bemerkung einen wunden Punkt berührt hatte. „Wenn Sie mir das nächste Mal etwas Ruchloses unterstellen“, sagte er ohne

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