0401 - Das Vampir-Internat
blitzschnellen Bewegung hinter sich schleuderte.
Erst dann sprach sie.
»Er ist da! Er ist da! Lord Acron. Ich spüre ihn. Er ist in mir. Er ist in Gefahr, in großer Gefahr. Die anderen beiden treffen ihn, aber der eine ist gefährlich.« Mit einem Schluchzlaut endete ihr unter großen Mühen hervorgestoßener Monolog. In einem Zeitlupentempo sank sie zusammen. Der Kopf pendelte noch für einen Moment, bevor er nach vorn sank und auf dem Tisch aufschlug.
Es war genau dieser Laut, der Peter Wade wieder aufstehen ließ.
Er kannte das Mädchen gut. Die Schülerin hieß Silvia und galt als sehr sensibel. Sie war der Prototyp eines Mediums und nahm das auf, was andere nicht schafften.
Silvia hatte Ahnungen, sie reagierte auf Strömungen wie ein Messgerät, und sie hatte praktisch überhaupt den ersten Kontakt zu Lord Acron, dem Sternenvampir, geschaffen. Aus diesem Grunde war ihr Urteil wichtig, und das wusste auch Peter Wade, der die Klasse leitete und sich selbst für einen großen Diener Acrons hielt.
Deshalb musste er etwas tun. Sehr vorsichtig drückte er sich hoch und glitt aus der Bankreihe. Seine Schritte waren kaum zu vernehmen, als er sich dem Mädchen näherte und neben ihm stehen blieb. Er senkte den Kopf und sprach Silvia an.
»Was hast du gesehen? Sag es uns! Wie weit sind sie gekommen?«
Der so junge weibliche Vampir stöhnte. Ein Zittern lief durch die Gestalt. Silvia hatte Mühe, etwas in Worte zu fassen. Was nur sie sah, musste schrecklich sein, und erst als Peter Wade sie in die Höhe zog, konnte sie etwas sagen.
Stockend drangen die Worte über ihre Lippen. »Der andere ist gefährlich. Er hat etwas, das mit Magie geladen ist. Mit weißer Magie. Sie ist so furchtbar, so gefährlich. Sie kann töten, sie kann vernichten, denn sie ist sehr, sehr mächtig.«
»Wo sind sie?«
»Im Zimmer. Sie haben Acron. Sie wollen, nein, sie haben den Chip. Lord Acrons Geist?«
Peter Wade wusste, dass Silvia nicht log. Scharf wandte er sich um. Seinen Entschluss hatte er längst gefasst.
»Wir alle dienen ihm, wir haben sein Spiel ausprobiert. Deshalb möchte ich, dass wir hier nicht länger bleiben und ihm zu Hilfe eilen. Los, beeilt euch! Wir müssen hin, unbedingt. Nur im Zimmer und beim Spiel können wir ihm helfen.«
Bisher hatten die Schüler noch immer auf Peter Wade gehört. Sein Wort war Gesetz. Auch diesmal.
Ohne Widerspruch erhoben sie sich von ihren Plätzen. Sehr langsam schoben sie sich aus den Bankreihen. Es gab kaum Geräusche, denn sie setzten auch ihre Schritte behutsam und gingen in Richtung Tür.
Alles lief mit großer Disziplin ab, und auch als Peter Wade die Tür gewaltsam öffnete, blieben seine Mitschüler diszipliniert. Sie schritten an ihm vorbei.
Niemand sprach ein Wort, und es war die berühmte Ruhe vor dem Sturm, die sie umfangen hielt.
Ihre Gesichter hatten sich nicht verändert. Noch immer wirkten sie wie mit einem metallischen Glanz versehen. Nur die Augen strahlten heller, wobei sie trotzdem wie dunkle Sterne wirkten.
Einer nach dem anderen betrat den Flur. Das Tappen ihrer Schritte auf dem blanken Boden war wie eine schaurige Begleitmelodie. Niemand hielt sich auf dem Gang auf. Lehrer und Schüler befanden sich in den Klassen, sodass die unheimlichen Gestalten durch einen geisterhaft daliegenden Flur gingen.
Peter Wade schaute noch einmal zurück, bevor er sich der Gruppe anschloss. Der Klassenraum, der die Zeit über im Dunkel gelegen hatte, veränderte sich wieder.
Das graue Licht verschwand, die normale Helligkeit flutete durch die Scheiben, sodass nichts mehr darauf hinwies, wer sich dort aufgehalten hatte. So sollte es auch sein.
Peter Wade hielt nichts mehr. Er lief schneller und hatte Sekunden später seine Mitschüler erreicht.
Wie eine geisterhafte Kompanie bewegten sich die Kinder mit den Vampirzähnen durch die Flure des Internats.
***
Im Chip befand sich Blut!
Heiß war er geworden, und endlich war es mir gelungen, sein Geheimnis zu lüften.
Ich sah, wie eine warme Wolke aus ihm aufstieg. Sie bestand aus drei Farben. Einem hellen Grau, darunter war ein silbriges Leuchten, und dies wurde von der Schwärze überdeckt, die so kalt und intensiv war, wie es sie auf der normalen Welt nicht gab.
Ich aber kannte diese Schwärze, hatte des Öfteren mit ihr zu tun gehabt und wusste demnach, dass ich sie in den Schlünden der Hölle finden konnte.
Ja, es war, so paradox es sich anhörte, ein schwarzes Licht, ein Schattenlicht, das man auch in der unendlich
Weitere Kostenlose Bücher