0401 - Das Vampir-Internat
herschleifte.
Jenny Deylen ging vor.
Ich beschäftigte mich mit meinem Beutestück, dem Chip, der wieder seine normale Farbe angenommen hatte. Er lag auf meiner Hand, reagierte nicht mehr und sah nur noch so harmlos aus wie ein normales Computer-Teil.
Bill, der neben mir ging, ahnte meine Gedanken. »John, in diesem Chip muss mehr stecken, als wir bisher angenommen haben.«
»Bestimmt.«
»Und welches Gefühl hast du?«
Ich verzog den Mund. »Ein mieses, ehrlich gesagt. Ein verdammt mieses sogar. Ich habe das Gefühl, einen Faden in der Hand zu halten, den wir erst noch aufrollen müssen.«
»Und wo führt er uns hin?«
»Hier ist das Zimmer!« hörten wir die Stimme der Lehrerin.
»Ist es abgeschlossen?« fragte ich.
»Nein, das ist bei uns verboten. Vertrauen gegen Vertrauen. Die Türen bleiben offen.«
»Bitte, Miss Deylen, treten sie zurück. Ich möchte den Raum als Erster betreten.«
Sie folgte meiner Aufforderung kommentarlos.
Bill nickte. Er hatte seine Hand in die Nähe der Beretta gebracht.
Wie ich stand auch der Reporter unter einem unverkennbaren Druck. Ich öffnete die Tür schnell, schaute in den Raum und somit in ein völlig normales Zimmer.
Zwei Betten, zwei Schränke. Poster an den Wänden, einige Kleidungsstücke, die verstreut auf dem Boden lagen, Stühle, ein Tisch, ein Fenster der Tür gegenüber.
In einem dreireihigen Regal standen Bücher, Krimis, Western und Abenteuergeschichten.
Aber kein Spiel mit dem Namen Lord Acron .
Ich wandte mich an Jenny Deylen. »Wo hat Peter Wade denn geschlafen?«
Sie deutete auf ein Bett. »Daneben steht sein Schrank.«
»Danke.«
Das Möbelstück hatte zwei Türen. Ich öffnete zunächst die rechte und sah in den eingebauten Regalen die Wäsche und Kleidung liegen. Nicht sehr ordentlich gestapelt, aber auch zwischen diesen Dingen entdeckte ich kein Spiel.
Anders in der linken Schrankhälfte. Ein Skateboard, Rollschuhe, die entsprechenden Knie- und Armschoner sah ich sowie Teile einer elektrischen Eisenbahn.
Und drei aufeinander gestapelte Kästen.
Spiele.
Die ersten beiden waren harmlos. Normale Brettspiele, aber das unterste musste es in sich haben.
Obwohl es im Schrank düster war, las ich den Titel. Lord Acron. Er schimmerte silbrig, und ich zog das Spiel vorsichtig hervor. Dann drehte ich mich um und brachte es zu dem Tisch. Bill und Jenny traten näher.
»Ist es das?« hauchte die Lehrerin.
»Ja.«
Sie wollte danach greifen, ich aber hielt ihre Hand zurück. »Bitte nicht, wir können nicht wissen, was sich in dem Kasten befindet. Es kann eine Gefahr darin lauern.«
»Meinen Sie?«
Ich gab keine Antwort mehr, sondern fasste das Spiel selbst an.
Wie jedes hatte auch dieses hier einen Deckel, den ich sehr vorsichtig in die Höhe hob.
Glatt ließ er sich von seinem Unterteil lösen. Auf dem Deckel war eine Figur abgebildet, die wie ein Raumfahrer aussah. Eingepackt in einen silberfarbenen, glänzenden Anzug und mit einem Helm auf dem Kopf, der ein Sichtvisier hatte.
Völlig normal.
Und der Inhalt?
Bill blickte mir gespannt über die Schulter, aber es war nur ein zusammengeklapptes Spielbrett zu sehen.
Ich klappte das Brett auf.
Es war in Felder unterteilt, die sich in Schlangenlinien über das Brett zogen. Man musste würfeln, um weiter zu kommen. Ein sehr simples Prinzip, aber etwas war doch anders.
Ich las die Erklärungen auf der Deckelinnenseite, und mir fiel der letzte Satz dabei besonders auf, weil er fett gedruckt war.
WENN DU ALLES GESCHAFFT HAST, WIRST DU DAS ZIEL, EIN STERNENVAMPIR ZU SEIN, ERREICHEN.
Ein Sternenvampir also!
War es das?
Auch Bill hatte mitgelesen. »Ein Sternenvampir?« fragte er leise.
»Verdammt, was ist das denn?«
»Ich weiß es nicht. Lass mich mal weiterlesen.« Ich hielt den Deckel so, dass auch meine beiden Begleiter den Text auf der Innenseite entziffern konnten.
Um Sternenvampir zu werden, musste man sich über zahlreiche Hindernisse kämpfen. Nur wer als Erster das auf die Spielfläche gemalte Weltall durchquert hatte, erhielt den ersten Preis, den mit kosmischer Energie gefüllten Sternenchip des Lord Acron. Er wurde in diesem Spiel als der Herrscher des Alls dargestellt.
»Kosmische Energie«, flüsterte Bill. »Begreifst du das, John?«
»Kaum.«
»Ich bin auch überfragt«, meldete sich Jenny Deylen. »Tut mir Leid, davon weiß ich nichts!«
»Sie haben noch nie damit gespielt?«
»Nein.«
Ich war ebenfalls ein wenig ratlos, sah mir den Chip noch einmal an und fragte
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