0401 - Die Druiden-Falle
doch kaum trug.
Spielende Kinder tollten durch die Straße. Kleine Tiere huschten hin und her. Einige schienen von der Erde zu stammen, andere hatte Zamorra noch nie gesehen, weder live noch in irgend welchen Büchern und Zeitschriften. Vögel und Insekten schwirrten durch die Luft. Ein leiser Windhauch wehte.
Die Organstadt strahlte Harmonie aus.
Aber Zamorra wußte, daß das nur äußerlich war. Diese Menschen hatten unter dem beherrschenden Einfluß eines dämonischen Wesens gestanden und es nicht einmal bemerkt.
Willenlos, kritiklos nahmen sie alles hin, was ihnen gesagt wurde. Dekadenz im Höchstmaß. Waren das wirklich die Druiden, von denen Gryf ap Llandrysgryf und Teri Rheken abstammten und dessen geistiges Oberhaupt der verehrte Merlin war? Ein Merlin, der hier nicht akzeptiert wurde, weil die Druiden der Ansicht waren, er befände sich zu dieser Zeit in Caermardhin und könne deshalb nicht hier sein. Sie ließen sich in diesem Punkt auf keine Diskussion ein; sie akzeptierten zwar, daß ihre Besucher aus der Zukunft gekommen waren, aber sie akzeptierten nicht, daß Merlin ebenfalls aus der Zukunft zu ihnen gekommen sein sollte. Daß er sich nicht erinnern konnte, wer er war, kam noch hinzu und stärkte ihre Argumente.
»Nichts«, sagte Gryf. »Absolut nichts. Weißt du, Zamorra, wenn sie eine Bewußtseinsaura hätten, dann könnte ich jeden von ihnen aufspüren. Aber die haben sie als Roboter ja eben nicht. Himmel, finde du mal etwas, von dem du nicht weißt, wie es aussieht! Sollen wir ernsthaft jeden dieser Weißgekleideten packen und ihn überprüfen?«
»Weißt du eine bessere Möglichkeit? Die Leute dieser Hohen Lady haben uns ausgeplündert, und demzufolge müssen sie auch wissen, wo unsere Sachen geblieben sind. Begreifst du das nicht?«
»Es ist so ermüdend«, murmelte Gryf.
Zamorra zuckte mit den Schultern.
»Da«, sagte Gryf endlich. Er streckte den Arm aus. Aber Zamorra konnte niemanden erkennen.
»Was meinst du?«
»Da ist gerade einer in das Haus gegangen. Er dachte nicht.«
Zamorra nickte. »Also gut. Den nehmen wir uns vor.«
Er setzte sich in Bewegung, auf das Haus zu, das Gryf ihm bezeichnet hatte. Der Druide folgte ihm. Er fühlte sich bei der Sache höchst unwohl. Er glaubte nicht, daß Zamorras Plan Erfolg haben würde…
***
Sid Amos spreizte den Daumen und zwei Finger so, daß die Spitzen die Eckpunkte eines gleichschenkligen Dreiecks bildeten. In diesem Dreieck entstand eine flirrende Fläche, einem Bildschirm gleich.
Sid Amos beobachtete.
Er sah die Dämonen, die aus der Hölle erschienen waren.
Er hatte einen Sieg errungen, hatte sie ausgepunktet. Er begriff immer noch nicht so ganz, wie es Lucifuge Rofocale gelungen war, einen Weg aus den Tiefen der Hölle nach Caermardhin zu finden und nicht nur selbst zu erscheinen, sondern auch noch Leonardo deMontagne und seine Knochenhorde mitzuschleppen. Höchst ungebetene Besucher…
Amos hatte sie geblufft.
Er hatte Lucifuge Rofocale gegenüber behauptet, der habe es nur geschafft, hier einzudringen, weil Amos es ihm gewährt und die Sperren abgebaut habe. Es werde ihm aber kein zweites Mal möglich sein, diesen Weg zu benutzen.
Und anscheinend hatte Lucifuge Rofocale den Bluff geschluckt! Er hatte alles akzeptiert! Er hatte sogar die Anweisungen an Leonardo weitergegeben, die Amos ihm ans Herz gelegt hatte. Also ein Sieg auf der ganzen Linie für Sid Amos!
Natürlich war es Amos nicht entgangen, daß Saranow und die Frisco-Chinesin die Burg fluchtartig verlassen hatten, als die Skelettkrieger auftauchten. Aber er hatte nicht eingegriffen, als die Knöchernen Wang Lee Chan niederkämpften und vor Leonardo deMontagne schleppten.
Er wollte es nicht übertreiben. So hatte er dem Montagne viel Vergnügen gewünscht.
Aber das Vergnügen sollte ganz auf Amos’ Seite sein. Wang hielt ihn jetzt für einen gemeinen Verräter.
Aber Sid Amos verfolgte seine eigenen Pläne.
Er hatte nicht vor, den Fürsten der Finsternis mit seinem Gefangenen in die Hölle entkommen zu lassen. Jetzt, da Lucifuge Rofocale bereits vorausgegangen war, wollte er es auf eine Auseinandersetzung mit Leonardo deMontagne ankommen lassen. Und ihm standen die Machtmittel Caermardhins zur Verfügung.
Er hatte sie in seinem Sinne umfunktioniert.
Jetzt sah er, wie Leonardo seine Knochenhorde aussandte, das Dorf Cwm Duad zu überfallen.
Sid Amos begann zu handeln.
Während er im Fingerdreieck beobachtete, was weiter geschah, sandte er mächtige magische
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