0402 - Ein G-man starb in Halle 3
Die würde er gern gegen Marken eintauschen, die ihm in seiner Sammlung noch fehlen. Deshalb bilden sich Tauschzentralen und Vereine, wo man das tun kann.«
»Solche Vereine dürften doch Mitgliederlisten haben?«, fragte ich.
Förster nickte.
»Selbstverständlich. Ich gehöre selbst einem solchen Verein an. Allerdings nicht diesem hier, der die Ausstellung organisiert hat. Dieser Verein ist mehr exklusiver Natur. Es hängt ja zu einem guten Teil davon ab, wie viel Geld man in sein Hobby investieren kann.«
Wir hatten Förster noch nie zuvor davon sprechen hören, dass er Briefmarken sammelt. Also starrten wir ihn jetzt ein wenig verwundert an. Er wurde fast rot.
»Natürlich wünscht sich jeder Sammler so wertvolle Stücke wie die, die hier gestohlen wurden«, sagte er schnell, als wollte er von seiner Person rasch wieder auf die Sache lenken. »Aber um dazu einen Einbruch auf sich zu nehmen oder gar etwa einen Mord einzuplanen, dazu gehört meiner Meinung nach noch ein dritter Anhaltspunkt außer den schon erwähnten.«
»Und zwar?«, fragte ich, genauso gespannt wie alle anderen.
»Um das zu verstehen, muss man etwas vom Briefmarkensammeln wissen«, fuhr Förster fort. »Es gibt Leute, die nur dieses oder jenes Land sammeln, diesen oder jenen Zeitabschnitt, nur bestimmte Kolonien, nur Ganzsachen - also echte Briefe - oder nur Motive wie etwa Blumen-, Tier- oder Geschichtsdarstellungen. Man kann nur ungestempelte oder nur gestempelte Marken sammeln. Man kann sich auf einen gewissen Zeitabschnitt eines bestimmten Landes beschränken, man kann sich ein Spezialgebiet nach tausend verschiedenen Gesichtspunkten wählen. Nur eines habe ich noch nie in meinem Leben gehört, dass nämlich ein Sammler nur wertvolle Marken sammelt. Das gibt es nicht. Man sammelt dies oder das, aber von seinem Gebiet möchte man möglichst komplett alle Marken haben, die es davon gibt, gleichgültig, ob sie nun billigster Ramsch, mittelmäßige Werte oder sündhaft teure Stücke sind.«
»Und was folgerst du daraus?«, rief Steve beinahe ungeduldig.
Förster zuckte die Achseln.
»Daraus folgt meiner Meinung nach, dass der Mann, der diese Stücke zur Komplettierung seiner Sammlung haben wollte, bereits eine recht ansehnliche Sammlung besitzen muss, in der ihm eben nur noch diese letzten, zum Teil schon kaum noch erhältlichen Marken fehlten. Den Kleinkram hat er längst. Die mittleren Werte sicher auch. Nur die Spitze der Pyramide fehlt ihm. Und er ist kein Millionär, der sie sich einfach gegen entsprechende Gebote kaufen könnte.«
Steve streckte den Zeigefinger aus und zeigte mitten auf Försters Brust.
»Besorgen Sie die Mitgliederliste Ihres Vereins, Mell!«, befahl er. »Wecken Sie Ihren Vorsitzenden. Besorgen Sie die Adressen von allen anderen Vereinen, die es in New York gibt. Ich werde inzwischen…«
Steve brach ab. Er trat an den Tisch im Hintergrund, wo drei blasse, aufgeregte Männer der Ausstellungsleitung, die wir im Streifenwagen hatten holen lassen, eine Liste der gestohlenen Stücke anfertigen sollten. Steve trat auf sie zu und sagte: »Haben Sie eine Mitgliederliste von Ihrem Verein?«
»Sicher«, erwiderte ein ältliches Männchen mit schütterem, fast weißem Haar und kramte in den Papieren, die auf dem Tisch lagen. »Hier. Fast tausend Mitglieder, Sir.«
»Können Sie mir die Leute anstreichen, die nur amerikanische Marken sammeln?«, fragte Steve.
»Das Spezialgebiet eines jeden Sammlers steht hinter seiner Anschrift verzeichnet, Sir.«
»Umso besser«, sagte Steve und griff bereits nach der schmalen grünen Mappe.
»Entschuldige, Steve«, sagte ich schnell und griff zu. »Nur einen Augenblick.«
In meinem Kopf hatte sich etwas zusammengebraut, was vielleicht nur eine fixe Idee war. Aber mitunter taugt auch eine vage Ahnung zu etwas Gescheitem. Ich nahm die Mappe, schlug sie auf und fuhr mit dem Finger die Spalte der Namen entlang.
Auf der vierten Seite fand ich ihn. Ich schlug die Mappe zu und winkte Phil. Es war kein Beweis. Aber den würden wir vielleicht jetzt bekommen.
***
Phil und ich standen vor der Tür. Wir tauschten einen kurzen Blick. Dann legte ich den Daumen auf den Klingelknopf und ich nahm ihn nicht wieder weg. Es schien endlos zu dauern. Endlich schlurften Schritte heran. Als ich hörte, wie ein Schlüssel im Schloss bewegt wurde, gab ich die Klingel frei.
Rechtsanwalt George Benjamin Stibbler erschien in einem Hausmantel in der Tür, die er nur so weit aufzog, wie es die
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