0402 - Ein G-man starb in Halle 3

Cennan gesehen. Cennan gilt als Vormann bei den Corellis. Und als ich bei ihm war, bekam ich durch einen Zufall die Bestätigung dafür, dass er garantiert einen engen Kontakt zu den Corellis hat.«
    Ich erzählte von dem Anruf, den ich angenommen hatte, als Cennan nicht im Zimmer war. Während des Erzählens fiel mir etwas ein. Ich blätterte im Telefonbuch, konnte nicht finden, was ich suchte und wählte schließlich unsere Zentrale.
    »Hier ist Cotton«, sagte ich. »Können Sie für mich ausfindig machen, wer der Vorsitzende der New Yorker Anwaltskammer ist, und mich dann mit ihm verbinden? Um diese Zeit wird der Mann vermutlich zu Hause sein.«
    »Wir werden es versuchen«, sagte die Telefonistin.
    Ich legte auf. Hywood hatte sich erhoben und stolzierte im Zimmer auf und ab. Nach einer Weile klingelte das Telefon.
    »Cotton«, sagte ich.
    »Mister Douglas B. Steven Senior, der Präsident der Anwaltskammer. Ich verbinde.«
    Ich wartete einen Augenblick, hörte einen offenbar alten Mann den Namen wiederholen und nannte meinen eigenen und meine Dienststelle.'
    »Entschuldigen Sie, dass ich Sie so spät noch behellige, Mister Steven«, bat ich. »Aber für uns ist es ziemlich wichtig. Ist Ihnen ein Rechtsanwalt Stibbler bekannt?«
    Einen Augenblick blieb es still in der Leitung. Dann kam die Stimme des alten Mannes mit einem zögernden Tonfall wieder. »Warum?«
    Jetzt war es an mir, ein paar Sekunden zu zögern, weil ich überlegen musste.
    »Wir hätten gern ein paar allgemeine Informationen über diesen Rechtsanwalt«, sagte ich schließlich.
    »Sie können von Glück reden, Mister Cotton. In einem gewissen, internen Zirkel haben wir noch heute Nachmittag über Mister Stibbler beraten. Es gibt Stimmen, die seinen Ausschluss aus der Anwaltskammer verlangen.«
    »Warum?«
    »Nun, wenn ich so sagen darf, Mister Stibbler scheint ein etwas seltsames Berufsethos zu haben. Es versteht sich, Mister Cotton, dass unser Gespräch vertraulichen Charakters ist?«
    »Selbstverständlich, Sir.«
    »Gut. Ich kann Ihnen sagen, dass diesmal noch keine endgültige Entscheidung gefällt wurde, aber es ist damit zu rechnen, dass Mister Stibbler über kurz oder lang aus der Anwaltskammer ausgeschlossen werden wird. Es ist für einen Rechtsanwalt unmöglich, einen beinahe familiären Kontakt zu berüchtigten Gangstern zu pflegen. Die Beziehung Anwalt -Klient ist etwas ganz anderes als jene Beziehungen, die Mister Stibbler zu pflegen scheint. Aber natürlich müssen wir uns in allen Punkten, die gegen ihn vorgebracht werden, erst ganz genau informieren und vergewissern.«
    »Das verstehe ich. Könnten Sie mir zufällig sagen, wo Mister Stibbler wohnt?«
    »Einen Augenblick. Da muss ich nachsehen. Aber sagen Sie mir zuvor: Plant das FBI irgendwelche Schritte gegen Stibbler?«
    »Nicht im Augenblick, Sir. Aber das kann sich von einer Stunde zur anderen grundlegend ändern. Wir treten gegen die Corellis an. Es ist die Frage, ob Stibbler so dicht an ihnen klebt, dass er zwangsläufig mitstürzen muss.«
    »Nun, diesen Eindruck habe ich allerdings. So, jetzt suche ich Ihnen Stibblers Anschrift heraus.«
    Zwei Minuten später konnte ich sie aufschreiben. Stibbler hatte eine feudale Wohnung in den neuen Blocks in der Nähe des Morningside Parks. Ich bedankte mich höflich und legte auf.
    Im selben Augenblick kam Phil herein.
    »Das ist die raffinierteste Geschichte, von der ich je gehört habe!«, rief er atemlos. »Ich habe mit einem gewissen Heal gesprochen, einem Versicherungsdetektiv aus San Francisco. Während wir uns unterhielten, lief schon meine Anfrage über ihn an unsere Zentralkartei in Washington. Deren Antwort will ich vorwegnehmen: Heal ist Kriegsteilnehmer in Korea gewesen, mehrfach ausgezeichnet, zweimal verwundet. Er hat danach ein Jahr in der militärischen Abwehr gearbeitet und gilt als absolut integrer Mann. Und jetzt soll dieser Mann seinen eigenen Freund und die Freundin von Jack Corelli kaltblütig und vorsätzlich umgebracht haben. Hört euch das an…!«
    ***
    Phil erzählte die Geschichte von Allan Heal. Er berichtete, wie die Corellis den Fall darstellten und wie Heal seine Version darbot. Als er fertig war, brummte ich: »Es scheint, dass du gefühlsmäßig auf Heals Seite bist, Phil. Aber die Indizien sprechen eher gegen ihn, nicht wahr? Oder gibt es ein einziges Indiz, das für Heal spräche?«
    »Ja, allerdings. Ein entscheidendes sogar. Heal sagt, er hätte Ann Hickory am frühen Morgen aufgesucht und wäre von