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0403 - Das Auge des Jägers

0403 - Das Auge des Jägers

Titel: 0403 - Das Auge des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ganz schön risikofreudig geworden, seit du hier auf der Wunderwelt bist.«
    »Ich denke daran, daß wir sehr wenig Zeit haben, und daß die Zeit für Zamorra und Nicole noch viel knapper ist! Also…?«
    »… rufen wir noch einmal nach Merlin, und wenn sich unser ›Freund‹ wieder meldet, haken wir bei ihm ein und fädeln uns zu ihm ein.«
    ***
    Da war er wieder, der Ruf. Der Einsame spürte ihn. Aber diesmal ließ er sich davon nicht stören. Er ignorierte ihn einfach.
    Sollte der Rufer doch machen, was er wollte. Wenn’s ihm Spaß machte…
    Dem Eremiten machte die Vorstellung Spaß, Schatten zu jagen. Mehr und mehr gewann er wieder Gefallen daran. Er wusste, daß er einst hinter ihnen her gewesen war. Aber dann hatte er eines Tages aufgehört und war hierher gekommen.
    Warum?
    Er versank im Grübeln über diese grundsätzliche Frage. Er hoffte, daß es eine Antwort darauf geben würde.
    ***
    Das Einhorn trug Merlin mit hoher Geschwindigkeit durch die Luft. Dies war eine weit angenehmere Art zu reisen, als sein erster Tag auf der Wunderwelt. Gut, er war da aus eigener Kraft selbst geflogen, mit unsichtbaren Schwingen, aber danach hatte er einen schier endlos langen Fußmarsch hinter sich bringen müssen, und wenn nicht wundersamerweise das Bergmassiv, an dem er die Zeitlose getroffen hatte, ihm entgegen gekommen wäre, so wäre er wohl jetzt immer noch unterwegs.
    Physikalische Gesetze wurden hier, ebenso wie die Logik, zumindest weiträumig umgangen, wenn nicht sogar völlig auf den Kopf gestellt.
    Jeden Moment konnte sich alles ändern.
    Eigentlich wunderte Merlin sich, daß sich seit einiger Zeit nichts Besonderes mehr getan hatte, während er auf dem Einhorn durch die Luft ritt.
    Vor ihm ragte ein Berghang auf, über und über bewaldet. Kupfern funkelten die Blätter der Bäume im Sonnenlicht. Ein Schwarm feuerroter Flugsaurier in Mini-Ausführung schwärmte aus, kreiste über den Bäumen und zog dann in südlicher Richtung davon.
    Inmitten des Hangwaldes glaubte Merlin, eine kleine Lichtung und darin eine Hütte zu erkennen. Dort wohnte jemand? Die Hütte deutete darauf hin. Aber wen konnte es in diese Einsamkeit ziehen? Das war höchst ungewöhnlich. Er selbst hätte es allein hier auf diesem Planeten, nur in Gesellschaft veränderlicher Pflanzen, sprechender Tiere und fliegender Blumen nicht lange ausgehalten.
    Wenn da nicht der Drang gewesen wäre, Morgana zu helfen… er hätte sich gern die Zeit genommen, einmal nachzuschauen, wer diese Einsamkeit zu erdulden bereit war.
    In diesem Moment geschahen zwei Dinge zugleich.
    In seinem Bewußtsein bildete sich das Abbild einer goldenen Sichel, stand klar und deutlich vor seinem inneren Auge. Und eine Doppelstimme, männlich und weiblich zugleich, rief seinen Namen.
    Und das Einhorn begann zu taumeln, trudelte, stürzte dem Berghang entgegen!
    Merlin schrie auf. Er klammerte sich an der Mähne fest und presste die Schenkel gegen den Pferdeleib, um nicht abzustürzen. Alles begann sich zu drehen. Das Einhorn wieherte erschreckt, strampelte mit den Läufen und versuchte wieder an Höhe zu gewinnen. Aber es war vergebens.
    Das Fabeltier konnte gerade noch verhindern, daß es die Baumkronen mit ihren Kupfernen Blättern streifte. Jetzt, aus unmittelbarer Nähe, sah Merlin, daß die Blätter kleinen, aufgerissenen Mäulern glichen, die gierig nach ihm und dem Einhorn schnappten. Nicht alles auf den Wunderwelten war nur schön. Es gab auch gefährliche Pflanzen und Tiere.
    Wieder klang der Ruf in ihm auf, und immer noch sah er vor sich, transparent geworden vor dem Hintergrund der lebensbedrohenden Absturz-Wirklichkeit, die goldene Sichel. Er erkannte sie. Es musste seine sein, die er bei sich gehabt hatte, als sie alle auf dem Silbermond eintrafen. Von dieser Sichel konnten aber nur seine Freunde wissen, die nach ihm suchten.
    Da prallte das Einhorn auf.
    Es berührte mit den Hufen den Hang, knickte ein, schlug dumpf auf. Merlin wurde vom Pferderücken geschleudert, landete in weichem Moos und rollte sich ab. Das Bild und der Ruf verloschen nicht.
    »Hier bin ich!« schrie er laut. »Wer ruft mich?«
    Es kam keine Antwort, nur der ständig wiederholte Ruf. Das Einhorn versuchte mühsam, auf die Beine zu kommen, aber so ganz wollte ihm das nicht gelingen. Es hatte Schwierigkeiten.
    Den Grund dafür spürte Merlin, als er selbst sich erheben wollte. Er schien das Dreifache seines normalen Gewichtes aufzuweisen, und seine Muskeln hatten entsprechend Probleme,

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