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0403 - Das Auge des Jägers

0403 - Das Auge des Jägers

Titel: 0403 - Das Auge des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sich im Gras zwischen den Blumen nieder. Teri tat es ihm gleich. Sie saßen sich jetzt unmittelbar gegenüber, und mit den Händen berührten sie sich, hielten dabei beide die Sichel fest.
    Dann begannen sie, ihre Bewußtseine aufeinander abzustimmen und miteinander zu verschmelzen, um eine weit höhere magische Wirkung zu erzielen, als es jeder von ihnen für sich allein gekonnt hätte…
    ***
    Der Eremit hob verwundert den Kopf und unterbrach seine gedanklichen Planspiele, denen er seit geraumer Zeit mit verbissener Konzentration nachhing. Da rief doch jemand.
    Aber es war kein Ruf, der wirklich laut wurde.
    »Was ist das?« murmelte der Einsame. Er griff nach seinem Kopf, in dem er den Ruf hörte, erinnerte sich rechtzeitig daran, daß er die Krallen einziehen musste, wenn er sich nicht verletzen wollte, und presste die Hände gegen die schuppige Schädeldecke.
    Da war etwas, das mit ihm in irgend einer Form verwandt sein musste. Und dieses Etwas rief.
    Der Eremit wollte den Ruf von sich abschütteln. »Sei still«, befahl er. »Sei endlich still, Stimme. Ich will dich nicht mehr hören. Ich will denken!«
    Aber der Ruf blieb.
    Etwas blitzte golden auf. Ein Gegenstand…
    »Nein«, kreischte der Einsame. »Ich will’s nicht wissen. Ich will nicht neugierig werden! Laßt mich in Ruhe, Ruhe, Ruhe!«
    Er tanzte wild zuckend in seiner Behausung hin und her, blieb vor einer Spiegelfläche stehen. Überrascht sah er genauer hin. Was stimmte mit seinen Augen nicht?
    Sie flackerten!
    Jedesmal, wenn ein Impuls des Rufes zu ihm durchdrang und ihn störte, wechselte die Farbe seiner Augen von tiefem Rot zu grellem Schockgrün, um dann rot zu werden. Aber war nicht Grün normal? Hatte er nicht irgendwann vor langer Zeit grüne…
    Er kreischte wieder. »Nein, laßt mich in Ruhe! Ich will nicht! Hört auf! Hört endlich auf!«
    Und der Ruf brach ab.
    Aber wem hatte er gegolten?
    Jetzt, da der Einsame ihn nicht mehr hörte, wollte er es wissen. Wer hatte wen gerufen?
    »Ha!« schrie der Eremit und fuhr die Krallen wieder aus, hieb sie zentimetertief ins Holz. »Wenn ihr Schatten seid, werde ich euch hetzen bis über den Rand der Welt hinaus!«
    Er stieß einen gellenden, langanhaltenden Kriegsschrei aus, bis ihm endlich die Luft ausging. Dann sank er erschöpft in die Knie.
    Es war doch viel interessanter, sich weitere Alternativen zu dem Kampf der schwarzen Wolke von vorhin auszudenken. Er wusste, wo die Wolke hin gereist war und daß dort viele Schatten waren. Er konnte sie trotz der Entfernung noch spüren.
    Aber er hetzte sie nicht.
    Schon lange, lange nicht mehr…
    ***
    Die Zeitlose versuchte sich zur Wehr zu setzen. Doch sie war innerlich wie gelähmt. Um sie herum bewegten sich Schatten. Schatten, die wie jene von Menschen wirkten, nur daß sie aufrecht gingen, statt auf dem Boden und an den Wänden entlang zu gleiten, und daß sie dreidimensional waren. Dennoch war Morgana nicht in der Lage, sie zu berühren. Sie konnte sich nicht bewegen. Starke Kraftfelder hielten sie gefesselt wie in einem überdimensionalen Magnetfeld.
    Auch ihre Magie konnte sie nicht einsetzen. Um sie herum schwebten unzählige kleiner schwarzer Kristalle. Sie funkelten und blitzten und sandten ein filigranes Netzwerk schwarzer, undurchdringlicher Fäden aus, in denen sich jegliche Anstrengung magischer Art unweigerlich verfing. Alle Energie, die Morgana aufwandte, wurde von diesem schwarzen Netz einfach aufgesogen. Je mehr Kraft sie einsetzte, desto wilder funkelten und blitzten die kreisenden und schwebenden Kristalle.
    Da gab sie es auf.
    Sie konnte sich nicht einmal um ein paar Sekunden in Zukunft oder Vergangenheit versetzen, um ihren Gegnern damit zu entwischen. Denn dann wäre sie im gleichen Moment aus deren Zeitebene geglitten, praktisch für sie nicht mehr existent gewesen.
    Doch auch die Kraft, die sie dafür aufwenden musste, wurde abgesaugt. Das Netzwerk lag erschreckend eng um sie herum und erfaßte genau den Bereich, innerhalb dessen sie nicht bleiben konnte, ohne innerlich zu verglühen.
    Verzweifelt fragte sie sich, woher die Schatten, die Meeghs, wussten, wie sie die Kräfte der Zeitlosen lahmlegen konnten. Wer hatte ihnen dieses streng gehütete Geheimnis verraten?
    Morgana wurde in einen großen Raum gebracht. Eine Halle, deren Abmessung in allen Richtungen gigantisch war. Vermutlich war sie in eine andere Dimension hineingebaut worden. Im Innern dieser Halle befand sich eine eigentümliche Kapsel, eiförmig und gerade groß

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