0403 - Das Auge des Jägers
wenn sie zu anderen Planeten, wie beispielsweise zur Erde wollten. Deshalb wurden solche Fernreisen auch nur selten unternommen… Gryf war ziemlich sicher, daß neunundneunzig Prozent der hier lebenden Silbermond-Druiden nie über die Grenzen ihres Planetensystems hinaus gekommen waren. Und er selbst hatte sich der Hin- und Herreisen auch nur sehr, sehr selten unterzogen. Die Erde war ihm zur vertrauten Zweitheimat geworden, auf der er sich besser auskannte als hier.
»Wo sind wir?« fragte Teri.
Gryf zuckte mit den Schultern.
»Ich bin aufs Geratewohl gesprungen«, gestand er. »Ich muß überlegen. Aber es spielt wahrscheinlich ohnehin keine Rolle. Wenn wir Merlin nicht finden können, müssen wir es anderswo versuchen.«
»Das ist ein ganzer Planet«, stöhnte Teri. »Und noch dazu einer, der riesig groß sein muß. Monate, sagtest du vorhin? Wir werden Jahrhunderte brauchen, um hier jemanden zu finden.«
Gryf grinste.
»Vielleicht hilft uns das hier«, sagte er und hielt Merlins goldene Sichel empor.
Teris Augen wurden groß und rund.
»Ich lasse mich von Zamorra einmal einen Dummkopf nennen«, sagte Gryf. »Aber kein zweites Mal. Wenn wir Merlin finden können, dann am ehesten hiermit. Ich bin sicher, daß es eine Verbindung zwischen der Sichel und ihm gibt, so wie es eine Verbindung zwischen Zamorra und seinem Amulett gibt.«
»Aber das Amulett ist ausgeschaltet. Vielleicht ist es mit der Sichel ähnlich«, gab Teri zu bedenken.
»Dann haben wir Pech, aber es kommt auf einen Versuch an. Außerdem – zur Not haben wir damit ein Werkzeug, mit dem wir uns Kohlköpfe und Spargelstangen abschneiden können.«
»Kohlköpfe? Spargelstangen? Bei dir ist wohl ’ne Meise unterm Pony! Wir sind doch nicht auf der Erde!«
Gryf grinste. »Und was ist das da?«
Er deutete auf eine Art wohlbestellten Garten, der gar nicht weit entfernt war. In der Tat wuchsen dort Kohl und Spargel, Erdbeeren und allerlei sonstiges irdisches und auch exotisches Gemüse.
»Ich fasse es nicht«, ächzte Teri erschüttert.
»Die Wunderwelten sind eine Art vergrößertes Disneyland, um es mal amerikanisch salopp auszusprechen. Es gibt hier nichts, was es nicht gibt. Die Landschaften sind außerdem wandelbar. Es kann hier heute so, morgen anders aussehen. Nur die grundsätzlichen Formationen wie Gebirge sind stabil. Aber hier könnte in ein paar Stunden oder Tagen schon ein Ozean über die Ufer schwappen.«
»Verrückt«, murmelte Teri. »Ich hoffe, daß die Landschaft so bleibt. Sie gefällt mir nämlich.«
Die Hügel gingen irgendwo am Horizont in Berge über. Sie waren von großen Grasflächen überwuchert, die von Wäldern und Buschkulturen aufgelockert wurden. Überall im Gras blühten Blumen in einer überwältigenden Pracht. Teri kauerte sich nieder, pflückte eine der großen hibiskusähnlichen Blüten in ihrer Nähe und steckte sie sich ins Haar.
»Apart«, stellte Gryf fest. »Paß nur auf, daß du gleich nicht von einer ganzen Kolonie dieser Blüten überwuchert bist, die deinen hübschen Körper als Nährboden betrachten.«
»Bestimmt nicht. Mein Blümchen ist brav«, behauptete Teri.
Gryf zuckte mit den Schultern. »Wie du meinst. Halt mal still.« Er zupfte ihr die Blüte wieder aus der Haarpracht und hielt sie ihr vors Gesicht. Die Blüte trieb wahrhaftig Wurzeln und Ableger, und das mit einer geradezu fantastischen Geschwindigkeit. Gryf grinste. »Hier brauchst du nur einen Grashalm zu pflücken, und schon wächst dir der prächtigste Lendenschurz heran, wie du ihn nicht besser selbst flechten könntest.«
Teri nahm die wachsende Blume wieder entgegen und setzte sie ins Gras. Die Wurzeln bohrten sich sofort in den Boden, und das Wachstum normalisierte sich.
»Manche dieser Pflanzen haben es nicht gern, wenn man sie pflückt«, erklärte Gryf. »Aber ich denke, wir haben jetzt genug Zeit verschwendet. Ich fühle mich wieder halbwegs fit. Wir sollten unsere Suche nach Merlin beginnen.«
»Und wie stellst du dir das vor? Sein Bewußtseinsmuster hat sich verändert. Hast du dir das neue Muster gemerkt? Ich nicht!«
Gryf lachte leise. »Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muß der Prophet eben zum Berg kommen.« Er hielt wieder Merlins goldene Sichel hoch. »Wir zwei werden uns zum geistigen Rapport verbinden. Gemeinsam potenzieren wir unsere Kräfte. Wir werden nach Merlin rufen und dabei dieses Ding hier als eine Art Meditationsgegenstand verwenden. Vielleicht entsteht die Verbindung dadurch.«
Er ließ
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