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0403 - Das Auge des Jägers

0403 - Das Auge des Jägers

Titel: 0403 - Das Auge des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Sprung einfach mitten im Haus erschien, war nicht aufzuhalten. Und die magischen Sperren, mit denen die Priesterschaft arbeitete, wenn sie die »Fremden« festzusetzen versuchte, waren ein Rätsel, das weder Gryf noch Teri bisher gelöst hatten. Selbst die beiden Druidenpriester Ivetac und Lonerc Thorr, die mittlerweile vom Bann befreit worden waren, wussten nicht, wie diese Barrieren errichtet wurden.
    Es hätte also durchaus sein können, daß ein Druide, der dem MÄCHTIGEN hörig war, hereingekommen war und die Menschen angegriffen hätte.
    »Ich konnte nicht wissen, daß ihr immer noch schlaft oder anderweitig beschäftigt seid«, versuchte die Druidin sich zu entschuldigen. »Tut mir leid. Aber der Mittag ist schon durch, und in ein paar Stunden haben wir Abend. Da dachte ich…«
    Nicole winkte ab. Ihr Ärger verrauchte allmählich. »Schon gut. Es wäre ja auch ein Wunder gewesen, wenn wir einmal etwas mehr Zeit für unser Privatleben bekommen hätten, nicht wahr? Wo hast du eigentlich Gryf gelassen?«
    »Der jagt entweder Schürzen – seine Lieblingsbeschäftigung auch hier – oder er steckt mit Ivetac und Thorr zusammen und heckt irgendwelche Pläne aus. Ivetac deutete auch an, daß er euch zwecks Lagebesprechung aufsuchen wollte. Er wird sich nicht mehr viel Zeit lassen.«
    »Danke für die Warnung. Mach’s dir derweil bequem«, sagte Zamorra. Er faßte Nicoles Hand und zog sie mit sich in das kleine Badezimmer.
    Als sie den Wohnraum wieder betraten, sahen sie etwas zivilisierter aus.
    Zamorra hatte einen weißen Overall angelegt, wie ihn die Wächter trugen; das konnte sich zuweilen als praktisch erweisen. Niemand sagte etwas dagegen; das einzige, was ihm passieren konnte, wenn er sich so selbst den Wächtern zuordnete, war, daß man ihn auch zu Ordnungsdiensten heranziehen würde. Aber da fanden sich immer Möglichkeiten, sich zu drücken. Doch gerade diese weißen Overalls waren praktisch; sie waren elastisch und gaben viel Bewegungsfreiheit, und sie hatten enorm viele Taschen. In einer davon steckte jetzt der Dhyarra-Kristall. Sein Amulett hatte Zamorra sich wie üblich um den Hals gehängt. Das zweite, das Sid Amos ihnen zur Erweckung Merlins zur Verfügung gestellt hatte und das die Reise in die Vergangenheit zum Silbermond mitgemacht hatte, hatte Nicole sich umgehängt; ansonsten begnügte sie sich mit dem Tragen eines breiten Schmuckgürtels mit rund fünfzehn Zentimeter durchmessender Schließe, die das Bildmotiv einer großen, zusammengerollten Schlange zeigte, welche eine Blume im offenen Maul trug. Mit dem Organhaus hatten die Druiden ihren Gästen aus Raum und Zeit auch gut gefüllte Schränke zur Verfügung gestellt, und was sich darin nicht fand, konnte jederzeit besorgt werden. Zamorra war zwar der Ansicht, daß Nicole vielleicht etwas dezenter hätte auftreten können, andererseits wirkte sie so äußerst verführerisch.
    Teri, in einen bequemen Sessel zurückgelehnt und das hüftlange Goldhaar malerisch über ihren Körper drapiert. »Unsere Sitten reizen dich wohl sehr, Nicole?«
    »Etwas Farbe würde mich noch mehr reizen«, gab Nicole zurück. »Ich habe gestern einen jungen Burschen gesehen, der sich in Farbmuster, wie eine Mischung aus Leopard und Krokodil, hüllte. So etwas wäre auch noch was für mich. Aber Farbe habe ich hier vergeblich gesucht.«
    »Was heißt hier überhaupt ›unsere Sitten‹?« fragte Zamorra. »Du bist doch gar nicht auf dem Silbermond geboren, Teri. Du bist doch eine Außenseiterin, die sich zum ersten Mal hier befindet.«
    »Aber ich gehöre zu diesem Volk, auch wenn ich auf der Erde geboren wurde«, gab sie zurück. »Allerdings mag mein Außenseitertum von Vorteil sein. So bin ich nie in die Gefahr gekommen, so zu degenerieren wie fast alle Silbermond-Bewohner.«
    »Was mich mal interessieren würde«, sagte Zamorra, »ist, ob es hier einen Lebensbaum für dich gibt.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich habe noch nicht danach gesucht, und ich habe eigentlich auch keine Lust dazu, es zu erfahren. Aber ich kann es mir eigentlich nicht vorstellen, daß mein Lebensbaum ausgerechnet auf dem Silbermond steht. Denn in unserer Zeit ist doch das ganze System zerstört, und ich lebe noch. Das dürfte doch ansonsten nicht der Fall sein.«
    »Auch Gryf lebt noch, und auch Sara Moon«, warf Nicole ein.
    »Das ist wahr«, sagte Teri erstaunt.
    Die Lebensbäume waren mit den Druiden eng verbunden. Etwas Ähnliches gab es in der irdischen Mythologie in Form der

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