0404 - Karten des Unheils
es.«
»Was genau ist dieser Gegenstand?« wollte die Horror-Oma wissen.
»Baals Opfermesser! Die Klinge, mit der seine Diener die Opfer töteten, die sie ihm auf den Blutaltar legten. Rasputin verging, das Messer nicht. Es befindet sich sogar in der Nähe. Nicht weit von hier muss es sein. Ich werde es finden. Und wenn ich es nicht schaffe, dann andere, die ebenso denken wie ich. Deshalb schrieb ich den Artikel. Ich wollte andere zum Nachdenken anregen. Rasputin hat mehr Ehre verdient. Die Menschen sollen sich wieder seiner erinnern. Es ist eine Schande, wie dieser große Geist starb. Noch jetzt sollte sich die Menschheit deswegen schämen. Für mich aber ist er unsterblich.«
Sarah Goldwyn hatte die Frau ausreden lassen, um anschließend ihre Frage zu stellen. »Wenn Ihnen Rasputin so stark helfen kann, ist es vielleicht auch möglich, dass er uns beiden den Weg zu Baals Opferdolch zeigt? Bisher haben wir nur gewusst, dass dieses Messer existiert. Doch ich glaube, dass wir es gern in die Hand nehmen würden.«
Ludmilla schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch.
»Kann ich Ihnen trauen?«
»Sicher.«
»Und Sie würden mich nicht hintergehen?«
»Wäre ich sonst zu Ihnen gekommen?«
Sarah Goldwyn erntete von ihrem Gegenüber einen langen, prüfenden Blick. »Es ist für mich schwer, Ihnen zu glauben. Im Prinzip bin ich einfach zu misstrauisch, weil mich die Menschen oftmals enttäuscht haben.«
»Sind wir nicht gleichgesinnt?«
»Das schon.«
»Und einen finanziellen Vorteil suche ich nicht,« erklärte Lady Sarah. »Ich habe wirklich genügend Geld, glauben Sie mir. Es geht mir allein um die Sache.«
»Also Baals Dolch.«
Das Misstrauen der Russin war noch nicht vorbei. »Was ist, wenn wir den Dolch haben? Oder wenn der große Rasputin uns die Spur zeigt? Was haben Sie dann mit ihm vor?«
»Das wird schon die Lage ergeben.«
»Nein, nein!« Ludmilla regte sich plötzlich auf. »So kann ich nicht zustimmen. Wie sind Sie überhaupt auf Baal gekommen? Woher kennen Sie ihn?«
Sarah Goldwyn hob die Schultern. »Vielleicht hatte ich sogar schon mit ihm zu tun oder stand mit ihm in Kontakt.«
»Wirklich?«
»Ich kenne ihn!« behauptete Lady Sarah. »Ich möchte das Messer sehen.« Sie dachte dabei an einen Fall, von dem ihr John Sinclair berichtet hatte. Dem Geisterjäger war es gelungen, Baal zu sehen, als er als Torkan der Barbar eine Reise in die Vergangenheit unternommen hatte. Und in dieser Zeit war John auch seinen silbernen Dolch losgeworden. Baal hatte dem Geisterjäger die Waffe abgenommen.
Noch heute trauerte John Sinclair ihm nach. Sarah Goldwyn aber ging davon aus, dass es zwischen Baals Opfermesser und John Sinclairs Dolch eine Verbindung gab.
Ludmilla änderte ihre Meinung wieder. »Möglicherweise ist es sogar gut, wenn Sie bei mir sind. Die Beschwörungen und das Anrufen Rasputins als helfenden Geist kosten mich viel Kraft. Jedenfalls sollten Sie sehr aufpassen.«
»Das werde ich auch!« erklärte Lady Sarah und wunderte sich darüber, dass ihr Gegenüber die Karten wieder einsammelte und sie zu einem kleinen Haufen zusammenlegte. »Brauchen Sie die nicht?«
»Nur einen Teil. Genau fünf.«
»Spielt es da eine Rolle, welche Karte Sie nehmen?«
»Ja, sicher. Und ich werde Ihnen zeigen, dass dieses Spiel wie das Leben ist. Es hat nämlich zwei Seiten. Sie haben bisher die Vorderseite gesehen.«
»Die Rückseite war nicht interessant.«
Da wurden die Augen der Russin groß. »Nicht interessant, sagten Sie, Mrs. Goldwyn?«
»Sie sind grau, wirken staubig, riechen auch so.«
»Denken Sie nach, Sarah. Denken Sie genau nach.« Ludmilla hob den Zeigefinger der rechten Hand. Mit der anderen fasste sie den Kartenstapel an.
»Tarock« sagte Sarah leise.
»Genau!« Ludmilla holte tief Luft, bevor sie lachte. »Ich sehe aber auch, dass Sie keine Magierin sind.«
»Weshalb nicht?«
»Dann nämlich hätten Sie Tarot gesagt. Aus Tarock machen die Magier Tarot. Doch wir wollen uns nicht mit Einzelheiten aufhalten. Ich nehme fünf Karten aus diesem Stapel. Fünf sehr wichtige Karten. Für uns jedenfalls. Und diese fünf werden uns erst den Weg zu Rasputin zeigen und dann den Pfad zu Baals Dolch.«
Ludmilla Prokowa befand sich in ihrem Element, das sah Lady Sarah ihr an. In den Augen der Frau glühte ein Feuer, wie es nur die Leidenschaft für ein bestimmtes Gebiet entfachen konnte. Sie behielt die Karten zwischen ihren Fingern.
Lady Sarah konnte eine gewisse Erregung nicht
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