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0404 - Karten des Unheils

0404 - Karten des Unheils

Titel: 0404 - Karten des Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nur wenige, die diese Gabe besitzen, aber ich gehöre zu ihnen. Hast du verstanden?«
    »Durch Rasputin?«
    »Nicht allein durch ihn, Schwester. Auch durch seine Karten, die mir den Blick weit öffnen.« Ludmillas Gesicht nahm einen nachdenklichen Ausdruck an. »Was, meine Liebe, wissen Sie überhaupt von Rasputin?«
    »Was man so weiß.«
    Ludmilla lachte. »Das genügt mir nicht. Sie sollen es mir sagen. Jeder hat etwas von ihm gehört. Da Sie sich für Magie interessieren und über ungewöhnliche Dinge nachdenken, muss und kann Ihnen der Weg zu Rasputin nicht versperrt gewesen sein. Also reden Sie!«
    »Bitte.« Lady Sarah hob die Schultern. »Rasputin war ein russischer Mönch und Abenteurer. Er wurde in Sibirien geboren. Das muss im letzten Drittel des vorherigen Jahrhunderts gewesen sein. Er starb 1916, das weiß ich genau. Er war der Sohn eines einfachen Bauern, hat es aber verstanden, durch seine mystischen Heilungen die Zarin auf sich aufmerksam zu machen, sodass sie Rasputin sogar an ihren Hof holte. Auf den Zaren übte er ebenfalls einen starken Einfluss aus. St. Petersburg lag ihm zu Füßen. Aber er war auch von einer unwahrscheinlichen Machtgier besessen. Für viele war er ein Dämon. Er erschlich sich durch seine Intelligenz und Skrupellosigkeit überall Vorteile, besonders beim Zaren und der Zarin. Das gefiel der Gesellschaft von St. Petersburg nicht. Sie sah die sowieso schon am Boden liegende Moral noch mehr verkommen. Außerdem war das Ende der Monarchie in Sicht, und so kam es dann, wie es kommen musste. Rasputin, der schon mehrere Mordanschläge überstanden hatte, wurde schließlich von den Angehörigen der Hofgesellschaft umgebracht.«
    Da Sarah Goldwyn nichts mehr hinzufügte, war auch der Russin klar, dass die Horror-Oma ihr Gespräch für beendet hielt. Wenigstens was das Thema Rasputin anbetraf.
    »Das alles haben Sie gewusst?« fragte Ludmilla.
    »Ja. Hat es gereicht?«
    »Ich wundere mich darüber. Normalerweise weiß kaum jemand so viel über diesen Menschen.«
    Mrs. Goldwyn hob die Schultern. »Ich sagte Ihnen schon, dass ich sehr viel Zeit habe und mich mit vielen Dingen beschäftigen kann. An Rasputin kann man nicht vorbei.«
    »Das stimmt,« erwiderte Ludmilla voller Überzeugung. In ihre Augen trat ein Glänzen. »Ah, ich liebe diesen Mann. Er ist für mich der Größte.«
    Lady Sarah teilte diese Meinung nicht, deshalb brachte sie sehr vorsichtig das Gespräch auf das Thema, um das es hier eigentlich ging. »Aber er ist tot,« erklärte Lady Sarah.
    Ludmilla nickte betrübt. »Leider. Aber ich habe dieses Kartenspiel retten können. Eine alte Frau, die ich sehr gut kannte, gab es mir als Erinnerung an meine alte Heimat. Sie wäre gern aus Russland geflohen, aber alte Bäume verpflanzt man eben nicht. So oblag es mir, der Heimat den Rücken zu kehren.«
    »Und diese Karten, die einstmals Rasputin gehört haben, sprachen in gewisser Weise zu Ihnen?«
    »Ja, das taten sie.« Die Russin lächelte. »Wenn ich überlege, dass seine schlanken Finger diese Blätter schon gestreichelt haben, wird mir ganz anders. Ich halte das in den Händen, was ihm gehört hat. Des Nachts erscheint er mir in meinen Träumen. Ja, ich träume von ihm, und da rede ich mit ihm. Er ist viel besser gewesen, als ihn die Geschichte hingestellt hat. Die meisten Menschen haben ihn nur nicht verstanden, das ist es.«
    »Aber er wusste viel.«
    »Ja, ja,« erwiderte Ludmilla gedehnt. »Er wusste sogar sehr viel. Über das Leben danach, über Mythologien…«
    »Über Baal…«
    Ludmilla stockte, als sie die Bemerkung der Horror-Oma hörte.
    »Baal?« dehnte sie.
    »Der Götze!« präzisierte Sarah Goldwyn. »Sie haben in Ihrem Artikel über ihn geschrieben, und Sie stellten den Bericht so dar, als hätte es Baal gegeben.«
    »Das stimmt auch.«
    »Dann hat es ihn also gegeben?«
    »Natürlich. Rasputin hat aus dem Jenseits durch die Karten zu mir gesprochen. Auch er versuchte zu Lebzeiten, Kontakt mit anderen Göttern und Götzen aufzunehmen. Er tat es durch die Magie und die Kraft der Karten, und das teilte er mir mit.«
    »Wo gab es Baal denn?«
    »Im Orient, aber seine Machtfülle blieb nicht auf dieses Gebiet beschränkt. Sie breitete sich aus. Sie erfasste die gesamte bekannte Welt. Sie wurde von den Kelten ebenso bewusst aufgenommen wie von anderen Völkern. Und Baal hat etwas hinterlassen, das Rasputin gern gefunden hätte, doch sein Tod war schneller gewesen.«
    »Dafür hat es jetzt ein anderer?«
    »So ist

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