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0404 - Karten des Unheils

0404 - Karten des Unheils

Titel: 0404 - Karten des Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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vermeiden.
    Möglicherweise trug auch die Nähe der Russin dazu bei. Von ihr strömte etwas aus, das Sarah Goldwyn nicht in Worte fassen konnte.
    Nicht unheimlich, sondern irgendwie fremd, und sie beobachtete die grauhaarige Frau weiter.
    An Ludmillas Händen war zu sehen, wie gut sie mit den Karten umgehen konnte. Sie waren geschmeidig, und als die Russin mischte, glitten die Karten so schnell durch die Hände, dass Sarah Goldwyn kaum folgen konnte.
    Es war ein wirbelndes Bündel von Karten, das von einer Handfläche gegen die andere geschoben wurde, einen Moment später auseinander fächerte, wieder zusammenkam, noch einmal durchgemischt und Lady Sarah präsentiert wurde.
    »Haben Sie es gesehen?«
    »Ja.«
    Ludmilla Prokowa lächelte schmal. »Ich habe Sie nicht getäuscht. Die Karten sind gut gemischt worden.«
    »Wer weiß. Folgen konnte ich kaum mit meinen Blicken.«
    Die Russin fühlte sich geschmeichelt und hob die Schultern.
    »Dabei brauche ich nur fünf Karten für unser Spiel. Mehr nicht.«
    »Und welche?«
    »Lassen Sie sich überraschen, meine Teure. Sie kennen das Tarock-Spiel und wissen von der Bedeutung der einzelnen Karten und Symbole?«
    »Ein wenig.«
    »Es ist jetzt nicht die Zeit, Ihnen jedes Symbol zu erklären. Ich werde es gleich versuchen. Geben Sie Acht, Sarah Goldwyn.« Die Hände der Frau zuckten vor, und plötzlich lösten sich aus dem Stapel genau die fünf Karten, die sie haben wollte.
    Der Reihe nach landeten sie mit leisen, klatschenden Geräuschen auf dem Tisch zwischen den beiden Frauen. Noch sah Lady Sarah nur ihre Rückseite, aber sie glaubte der Russin und konnte sich vorstellen, dass sich auch die Rückseite veränderte.
    »Eins, zwei, drei, vier, fünf!« zählte Ludmilla auf. »Schauen Sie genau hin. Fünf Karten. Es ist die Anzahl, die ich benötige, um Rasputins Geist zu locken.«
    Bei den letzten Worten hatte sie ihre Stimme gesenkt, die letztendlich zu einem Flüstern geworden war. Im Halbkreislagen die Karten auf dem Tisch. Lady Sarah spürte etwas von dem geheimnisvollen Zauber des Augenblicks. Auch sie, die sie zunächst gezweifelt hatte, war auf einmal fasziniert.
    »Alt und grau,« sprach Ludmilla leise und betonte besonders das R. »Alt und grau sehen sie aus, aber in ihnen steckt die Kraft einer starken Magie, die auch schon den großen Rasputin fasziniert hat und im Laufe der langen Jahre nichts von ihrem Zauber verlor.«
    Während ihrer Worte hatte sie die Hände so weit ausgestreckt, wie es eben möglich war. Dann legte Ludmilla die Rechte auf die erste Karte und schloss die Augen.
    Die Horror-Oma hatte das Gefühl, als wäre mit dieser Gestik auch die Umgebung eine andere geworden. Sie hatte das Gefühl, nicht mehr im selben Raum zu sitzen und allmählich irgendwohin zu schweben. Zwar hielt sie die Augen weiterhin offen, doch sie träumte dabei und merkte, dass etwas zwischen ihnen stand, für das Lady Sarah keine Erklärung hatte.
    Und dann erkannte sie das Strahlen.
    Es drang aus der Karte, erfasste Ludmillas Hand und ließ sie bleich und weiß erscheinen wie die einer Toten. Auch die Russin hatte etwas von dieser Veränderung bemerkt, denn die Haut rechts und links des Mundes spannte sich.
    »Rasputin?« hauchte sie.
    Eine akustische Antwort erhielt sie nicht, denn Lady Sarah hörte kein Wort. Dennoch schien die Frau vor ihr zufrieden zu sein, das deutete ihr leichtes Nicken an.
    Im nächsten Augenblick nahm die Russin ihre Hand zurück.
    Lady Sarah beugte sich vor. Bisher hatte sie an den Zauber nicht so recht glauben wollen.
    Nun wurde sie eines Besseren belehrt.
    Die Rückseite der Karte, die jetzt wieder frei vor ihr lag, zeigte ein Motiv aus dem Tarock.
    Es war der von einem Ast baumelnde Gehenkte!
    ***
    Ich hatte Akim Samarans Worte verdammt gut verstanden, und ich wusste auch, dass Bill Conolly keine Chance hatte, sich gegen das Feuer zu wehren. Wenn ihn die Lohe einmal erfasste, würde er verbrennen, was in diese Kammer makaber und stilecht hineinpasste.
    Mein Freund war von den Worten überrascht worden. Jedenfalls erkannte ich, dass er nicht reagierte. Wie angewachsen blieb er auf der Stelle stehen, und ich war es, der aufsprang. Vielleicht hätte ich Samaran jetzt mit dem Bumerang erledigen können, aber die Zeit blieb mir nicht mehr, so musste ich es mit bloßen Händen versuchen.
    Ich rammte beide Fäuste in seinen Rücken.
    Wie vom Katapult geschleudert, flog er nach vorn, während ich Bill zuschrie, wegzulaufen und gleichzeitig erkennen

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