0404 - Tod im Schlangensumpf
Das…«
»Also kein Taxi«, sagte sie. »Auch gut. Ich komme schon von hier weg. Lebewohl, Teodore Eternale.«
Die Tür zum Korridor schloß sich hinter ihr, als die Verbindung nach Amerika durchgeschaltet wurde. Ted ließ Lucia gehen. Es gab genug Mädchen in Rom und Umgebung. Es war nur wirklich schade, daß aus dieser Nacht nichts mehr wurde.
Aber andererseits – hatte er jetzt zunächst freie Hand…
***
Leonardo deMontagnes Schatten, mit Leonardos Amulett aus der Ferne gekoppelt, registrierte, daß die beiden Gesuchten das Hotel in Carmarthen unmittelbar nach dem Betreten wieder verlassen hatten. Er folgte der Spur mit der ihm eigenen Geschwindigkeit zu einem Pub, der mittlerweile geschlossen hatte. Die geschlossene Tür war für den Schatten kein Hindernis. Er glitt einfach unter dem Türspalt hindurch in den Schankraum, in dem der Wirt gerade seine Aufräumarbeiten beendete. Er sah den Schatten nicht, der durch den Raum geisterte und die Spur weiter verfolgte. Lautlos glitt der Schatten wieder nach draußen, zurück zum Hotel.
Leonardo deMontagene begriff. Und er ärgerte sich, daß er mit diesem Umweg Zeit verloren hatte. Auch wenn es nur wenig Zeit war.
Aber nachdem zur Sperrstunde auch das letzte Lokal schloß, gab es für die beiden Verfolgten keine andere Möglichkeit mehr, als ihr Hotel wieder aufzusuchen.
Dort würde er sie endgültig finden. Und töten…
***
Su Ling sah ihren Geliebten fragend an. »Meinst du wirklich, daß es so gefährlich ist, wie Ewigk behauptet? Kann Leonardo uns wirklich hier aufspüren?«
Wang Lee nickte. »Sein Schatten kann es«, sagte er.
»Aber… ich verstehe das nicht. Kann er denn Spuren lesen wie ein Hund?«
»Normalerweise nicht«, sagte Wang Lee. »Im Normalfall sieht er nur das, was sich vor seiner Nase abspielt. Kaum anders als du oder ich. Aber… ich traue Leonardo nicht über den Weg. Vielleicht rechnet er sich Möglichkeiten aus, wohin wir uns gewandt haben könnten, und projiziert seinen Schatten dorthin. Das kann er. Er kann an jedem Ort erscheinen, an dem er sein will. Vielleicht ist es wirklich besser, daß wir erst einmal dich in Sicherheit bringen. Danach kehre ich zurück und helfe Ewigk und Tendyke.«
»Ich kann auch allein fliegen«, sagte sie. »Es ist doch kaum anzunehmen, daß er mich verfolgt, wenn er dich leichter haben kann. Aber…«
Sie sprach nicht weiter, was sie dachte: ich würde vor Angst sterben, vor Angst um dich, weil ich nicht wüßte, was geschieht…
»Ich bestelle uns ein Taxi«, sagte Wang Lee und griff wieder zum Telefon. »Wir müssen nach London, zum Flughafen. So schnell wie möglich.«
»Und dann stehen wir stundenlang da und warten auf die Morgen-Maschine«, stellte Su Ling trocken fest. »Warte mal. Ich versuche erst einmal festzustellen, wann das nächste Flugzeug nach Florida geht.«
Ein paar Minuten später wußte sie es. Die beiden sahen sich an. Sie konnten es gerade eben schaffen. Es würde knapp werden. Aber es ging – wenn das Taxi schnell genug eintraf, wenn es unterwegs keine Verzögerungen gab.
Die Maschine ging im Nonstop-Flug nach New York. Dort würden sie umsteigen müssen für den Flug nach Miami. Aber das war kein großes Problem. In New York gab es immer schnelle Anschlüsse überall hin.
Sie buchte zwei Plätze. Dann wurde das Taxi angerufen.
Wang Lee stand am offenen Fenster und sah hinaus. Plötzlich erstarrte er.
Su Ling fiel seine Reaktion auf. Sie trat zu ihm und sah ebenfalls hinaus. »Was ist?« fragte sie leise.
»Schau«, murmelte der Mongole. Er deutete auf eine Stelle der Straße.
Dort flog etwas.
Das Licht der Straßenbeleuchtung zeigte einen Schatten. Doch diesem Schatten fehlte der Mensch, der ihn warf. Der Schatten bewegte sich aus eigenem Antrieb. Und er näherte sich dem Hotel.
»Raus«, sagte Wang. »Sofort. Wir versuchen, den Hinterausgang zu nehmen. Für Leonardos Schatten sind verschlossene Türen kein Hindernis. Er wird uns finden. Ich weiß nicht, wie er uns hier aufgespürt hat, aber er wird ins Zimmer eindringen… wir müssen weg, sofort.«
»Die Feuerleiter«, schlug Su Ling vor. Hastig warf sie die wenigen Sachen in die Reisetasche, die sie bei ihrer Ankunft herausgenommen hatte. Wang selbst hatte kein Gepäck. Er trug nur sein Schwert mit sich. Aber mit dieser Waffe konnte er gegen den Dämonenschatten nichts ausrichten. Es wirkte nur gegen lebende, stoffliche Gegner, nicht gegen wesenlose Schemen.
»Hoffentlich kommt das Taxi schnell
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