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0405 - Die Marionetten von Astera

Titel: 0405 - Die Marionetten von Astera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Lianenvorhängen zweier Baumstämme hindurch, streifte ein paar Insekten von dem Gesicht und ging drei Schritte vorwärts. Er hielt den Atem an, und seine Hand griff instinktiv zum Gürtel, klammerte sich um den Kolben der Waffe. Das Metall verströmte eine Kühle, deren Beruhigung nur sehr relativ war - angesichts dessen. was Yoder sah.
    Rund dreihundert Menschen.
    Langsam bewegte sich sein Auge von links nach rechts.
    In lockeren Dreiergruppen gingen Menschen aller Altersstufen an ihm vorbei, rund dreißig Meter entfernt. Als erstes fiel Norman Yoder auf, daß die langen Reihen sich unnatürlich bewegten. Sie machten steife Schritte. Die dreihundert Männer und Frauen, wenige Kinder waren darunter, mochten Bewegungen wie gutgeführte Marionetten. Yoder sah schärfer hin. Die Marionetten blickten starr nach Westen, in die Richtung der Hauptstadt. So zogen sie vorbei wie Schatten. Niemand bewachte sie, niemand trieb sie vorwärts, Die letzten Gruppen verschwanden, und einen Augenblick lag das Band der Straße leer, weiß und ereignislos im Licht der halbverdeckten Seitenstrahler. Ein sichelförmiger Schatten fegte kurz über die Breite der Piste und schwang sich kurz vor deren Rand aufwärts, wurde von der Dunkelheit aufgenommen. Yoder stand still da und verschmolz förmlich mit dem Stamm, an dem er sich festhielt.
    „War das ein Vogel?" dachte er laut.
    Die Geräusche von Schritten und dieses merkwürdige Summen oder Murmeln verklangen rechts, und die gleichen Geräusche kamen von links und wurden stärker. Schatten erschienen auf der Piste, und die ersten Menschen einer weiteren großen Gruppe kamen näher. Auch diese Gruppe war auseinandergezogen, bewegte sich in der Art schlechter Roboter; der Blick, soweit es Yoder erkennen konnte, war starr. Diese Menschen glichen Hypnotisierten. Jetzt machte er auch dieses Murmeln aus - es war der traurige Versuch eines Gespräches.
    Die Marionetten redeten mit sich selbst und gingen langsam vorbei, in der normalen Geschwindigkeit von Marschierenden, aber ohne Gleichschritt, fast stolpernd und träge, als wäre da eine unsichtbare Kraft, die sie halb ohne, halb mit ihrem Willen, der Hauptstadt Silomon entgegen zerrte. Und da war auch wieder dieser sichelförmige Schatten.
    „Darsovögel?"
    Der Agent murmelte sehr leise und sah kurz hinüber gegen die andere Wand des Dschungels, durch die Breite der Gleiterpiste von ihm getrennt.
    Ein schwerbeladenes Lastfahrzeug überholte die Menschen und fegte vorbei.
    Im Licht der Scheinwerfer sah Yoder die Vögel.
    Sie kreisten in Schleifen und Spiralen über den Menschen und kesselten sie aus der Luft förmlich ein. Yoder zählte etwa dreißig Vögel, aber er konnte sich verzählt haben, da sich die wendigen, sichelförmigen Tiere zu schnell bewegten. Oder waren dies keine Tiere?
    Die riesigen Schlingpflanzen, in denen sich das Seitenlicht der Piste leicht widerspiegelte, das fast lückenlose Geflecht einer efeuartigen Pflanzenmasse, die endlose Mauer aus Grün und exotischen Pflanzen bot für die Beobachtung der Szene einen denkbar schlechten Hintergrund. Yoder bewegte sich abermals einige Meter aus dem undurchdringlichen Schatten hervor, wurde aber plötzlich abgelenkt. In die stumpf dahintrottende Masse Menschen war unerwartete Bewegung gekommen.
    Ein großer, kräftiger Mann warf sich seitlich aus der Menschengruppe hervor, raste blitzschnell auf die hohen Gräser zu und übersprang mit einem Riesensatz die Lichtkante der Straße. Er kam noch genau drei Meter weit.
    Der schwalbenähnliche Vogel, der ihm am nächsten war, unterbrach seinen Kreis, schlug einen Haken und stürzte sich auf den Mann. Als der sichelförmige, dunkle Körper etwa drei Meter von dem rennenden und stolpernden Mann entfernt war, schlug eine fahlblau schimmernde Lichtzunge nach dem Nacken des Mannes.
    Der Fliehende blieb stehen, als habe ihm jemand einen Faustschlag versetzt.
    Yoder hatte die Waffe in der Hand, aber er bezwang sich und wartete weiter.
    Der Vogel schwang sich wieder aufwärts und näherte sich der mittleren Gruppe der Marschierenden, als sei nichts geschehen. Als er die Menschen erreicht hatte, begann der langgezogene Schrei. Der Mann wälzte sich am Boden, schlug wild um sich und schrie ... schrie.
    Es war weniger ein Schrei des Schmerzes, mehr einer der wilden Wut über einen mißglückten Fluchtversuch - als wenn sich jemand eingestehen mußte, daß er restlos verloren hatte. Den Schädel hielt der schreiende Mann in einem unnatürlichen

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