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0406 - Finale in der Knochengrube

0406 - Finale in der Knochengrube

Titel: 0406 - Finale in der Knochengrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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als dieser Gegenstand neben ihr gegen die Wand und dann zu Boden gefallen war, bückte sie sich, um ihn aufzuheben.
    Die Finger ihrer rechten Hand umschlossen dabei einen menschlichen Armknochen.
    ***
    Vor uns lag die graue Flut der träge dahinfließenden Wolga. Ein breiter, oft besungener Strom.
    Wir rauschten mit der Strömung dahin, umgeben vom Klatschen der Wellen, vom Gurgeln des Wassers, und ich konnte noch immer nicht recht begreifen, dass wir vom Flug ins Auto und jetzt auf das Boot umgestiegen waren.
    Aber die Frau, die wir besuchen wollten, lebte auf einem Hausboot, nahe der Sümpfe. Da wir in den Sumpf wollten und uns dort auch auf ein Boot verlassen mussten, war es nur zweckmäßig gewesen, es gleich zu benutzen.
    Schiffsverkehr herrschte so gut wie nicht. Nur einmal hatten wir einen Schlepper gesehen, der hoch mit Baumstämmen beladen war. Ansonsten kam mir der Strom vor wie eine breite, graue Schlange, die sich durch die Landschaft wand.
    Am Ufer standen einige Schuppen, in denen die Boote untergebracht waren.
    Wladimir Golenkow saß vor uns und lächelte. Ihm gefiel die Fahrt über seinen heimatlichen Strom, aber wir mussten rudern. Suko hatte dafür gestimmt, die Knochen wieder ein wenig gelenkig zu machen.
    Es tat einerseits gut, dem Rauschen des Wassers zuzuhören, andererseits wollte ich endlich Erfolge sehen. Die Zeit drängte. Die Frau, die wir besuchen wollten, hieß Kaiinka. Und diese Kaiinka sollte Rasputin noch gekannt haben.
    Ich schätzte sie auf ungefähr neunzig. Geistig, so hatte man uns versichert, würde sie noch voll da sein.
    Ich wollte schon fragen, wie lange wir uns noch abmühen mussten, als Wladimir den rechten Arm hob und zum Ufer hindeutete. »Seht ihr das alte Haus dort hinten?«
    »Ja, das auf der Landzunge.«
    »Genau. Dort wohnt sie.«
    »Und was ist bei Hochwasser?«
    »Weiß ich nicht.«
    Noch immer beeindruckte mich die Weite des Landes.
    Suko sprach unseren russischen Freund an. »Du hast vorhin den Nebel erwähnt. Glaubst du wirklich, dass bei dieser Luft…?«
    Wladimir hob den Arm. »Darauf kannst du Gift nehmen, Suko. Der Nebel wird kommen. Kurz vor der Dämmerung verändert sich hier die Landschaft, dann müssen wir etwas erreicht haben.«
    Nicht nur Hochwasser kann tückisch werden, auch das Niedrigwasser.
    Wir hatten Mühe, uns mit dem schwerfällig wirkenden Kahn durch die ufernahen Strudel zu kämpfen, aber wir mussten an Land, und Wladimir war es, der zuerst aus dem Boot sprang, sich von uns eine Leine zuwerfen ließ und im Wasser stehen blieb. Seine Knie wurden von den auslaufenden Wellen umspült. Mit dem Tau in der Hand lief er auf einen schief gewachsenen Baum zu, um dessen Stamm er das Seil schlang.
    Auch wir gingen an Land und holten uns nasse Füße. Die Hütte war nicht mehr weit entfernt. Ich wunderte mich über die Größe. Es war ein gedrungen wirkendes Gebäude, sehr flach und mit einem Anbau versehen.
    »Braucht die alte Kaiinka so viel Platz?«, fragte ich.
    Wladimir hob die Schultern. »Ich habe mir sagen lassen, dass sie noch ein Lager besitzt und dort verkauft.«
    »Was denn?«
    »Kräuter, Körbe, Selbstgebrannten Schnaps und Früchte im Sommer. Sie ist noch sehr rege.«
    Wir schritten über das feuchte Ufergelände. Unsere Schuhe versanken in dem weichen Moosteppich. Der Wind wehte uns den Geruch von Gras und brackigem Wasser entgegen, das große Flächen des in der Nähe liegenden Moors bedeckte.
    Noch konnten wir über die flache Landschaft hinwegschauen. In einer Stunde würde es anders aussehen, davon war ich fest überzeugt. Dann kam der Nebel, und die Gefahr verdoppelte sich.
    Die Haustür stand offen. Wladimir klopfte trotzdem an, erhielt keine Antwort und nickte uns zu. »Sie wird es nicht gehört haben. Lass uns hineingehen.«
    Dann betraten wir ein Haus, wie ich es noch nie gesehen hatte. Meine Güte, das war eine Rumpelkammer, die gleichzeitig als Laden diente. In den Regalen standen die unterschiedlichsten Waren. In Tonschalen, in Glasbehältern, in Haschen und Tiegeln. Zahlreiche Gerüche durchströmten den Raum.
    Nach Essig und Zimt roch es ebenso wie nach roter Beete und Pfeffer.
    Dazwischen nahm meine Nase den Duft irgendwelcher Blüten auf, aber die Frau selbst sahen wir nicht.
    »Kaiinka?«
    Golenkows Ruf hallte durch das Haus und in den düsteren Anbau hinein, wo sich keine Fenster mehr befanden und die Decke noch niedriger wurde, sodass wir gezwungen wurden, gebückt zu gehen.
    Nur unsere Schritte waren zu hören. Die

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