0406 - Finale in der Knochengrube
mehr wusste, wieder zurückzukehren.
Und so vergingen die Minuten. Sie reihten sich aneinander. Träge schlich der Nachmittag dahin, der Abend kam, mit ihm die Dämmerung und die dünnen Nebelfetzen, die sich immer ausbreiteten, wenn die Dunkelheit hereinbrach.
Sie schoben sich lautlos vor und erinnerten manchmal an leichte, wallende Gebirge, für die es kein Hindernis gab.
Der Nebel veränderte vieles. Er ließ nicht nur die Landschaft verschwinden, er veränderte auch die Geräusche, die dann ungewöhnlich dumpf klangen und oft genug von einem schaurigen Unterton begleitet wurden.
Lara hatte sich daran gewöhnt, aber das Geräusch, das plötzlich und unerwartet an ihre Ohren drang, schreckte sie doch auf.
Es passte nicht in die abendliche Kulisse.
Das Mädchen setzte sich auf. Dabei zog sie die Schultern hoch, als würde sie frieren, doch die innen mit Fell ausgelegte Jacke hielt sie warm.
Ganz sicher war sie sich nicht, deshalb wollte sie warten, bis das Geräusch abermals erklang.
Da war es wieder.
Ein hohles Klappern, als hätte jemand Knochen oder Gebeine gegeneinander geschlagen. Gleichzeitig vernahm sie ein leises Heulen, das aus einer Angst geboren wurde.
Das Heulen verstummte, aber das Klappern blieb.
Lara hob den Arm und tastete mit ihren Fingerspitzen über die Haut. Sie fühlte den Schauer auf ihrem Gesicht und spürte den Druck, der sich in ihrem Magen ausbreitete.
Etwas stimmte da nicht. Das Geräusch war nicht normal, und ihr fiel ein, dass sie vorhin etwas über die Knochengrube gelesen hatte.
Würde sie endlich, nach der langen Zeit des Wartens, Gewissheit haben? Das wäre einfach zu schön gewesen, um wahr zu sein. Sie lächelte, trotz ihrer Spannung, als sie sich von ihrem Lager in die Höhe drückte und geduckt auf den Ausgang zuschlich.
Dabei hatte sie ihre Augen zu Schlitzen verengt. Auf dem etwas kindlich wirkenden Gesicht zeichnete sich die Spannung überdeutlich ab. Sie atmete nur durch den Mund.
Sehr vorsichtig ging sie weiter und drückte sich durch den Eingang der Hütte.
Träge zogen die Nebelschwaden ihre Bahnen. Da konnte sie weder hinein- noch hindurchschauen. Die graue Suppe hatte sich so verdichtet, dass sie alles schluckte.
Bis auf das Geräusch.
Die genaue Richtung war nicht festzustellen. Lara konzentrierte sich auf die Lautstärke und stellte fest, dass diese sich veränderte. Das Geräusch näherte sich ihrer Hütte. Mit jeder Sekunde, die verging, nahm es zu.
Lara zitterte.
Auf einmal hatte sie das Gefühl, dicht vor der Lösung des Falles zu stehen. Sie brauchte selbst nicht einmal etwas zu tun, andere Kräfte hatten die Regie übernommen, der Sumpf öffnete unter Umständen seine Pforten, um ihr zu beweisen, dass nicht alles tot war, was unter der Oberfläche lauerte.
Einige Schritte weit sah sie noch ziemlich klar, aber die verkrüppelte Weide in der Nähe zerfloss schon zu einem geisterhaften Schemen.
Und so musste sie warten.
Irgendwann würde es geschehen, dann vielleicht kam ihr die Erleuchtung, des Rätsels Lösung.
Plötzlich sah Lara das Licht.
Sie wurde davon so überrascht, dass sie den Arm hob, ihn anwinkelte und den Handballen gegen die Lippen presste, um einen Schrei zu unterdrücken. Himmel, das Licht hatte sie noch nie gesehen. Es hatte auch keine normale gelbe Farbe, sondern zeigte sich ihr in einem dunklen, gleichzeitig strahlenden Grün.
Eine ungewöhnliche Farbe, vor der Lara ein wenig Furcht bekam. Die zweite Haut breitete sich auf ihrem Körper aus, sie spürte sie jetzt auch am Rücken. In ihren Füßen breitete sich ein Kribbeln aus, ein Zeichen steigender Spannung.
Das hohl klingende Klappern blieb.
Ein gewisser Rhythmus begleitete es, und genau in diesem Takt bewegte sich das grüne Licht.
Beide gehörten zusammen.
Lara war fasziniert. Sie hielt sich an dem aus Weidengeflecht hergestellten Türrahmen fest und schaute starr in den grauen Dunst. Er bewegte sich unaufhörlich. Nebel lag hier nie ruhig, aber bewegte sich oder tanzte nicht auch etwas in seinem Innern?
War da nicht eine Gestalt, die zuckend von einer Seite auf die andere wischte, um dabei noch näher an die Hütte heranzukommen?
Das Mädchen starrte nur auf den grünen Schein, der ihr wie eine Insel war. Allerdings wie eine, die sich ständig veränderte.
Und plötzlich konnte sie etwas erkennen.
Aus dem Nebel schoss ein Gegenstand hervor, er wurde größer, nahm Gestalt an, und Lara wollte es einfach nicht glauben, was sie da mit eigenen Augen sah.
Erst
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