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0406 - Finale in der Knochengrube

0406 - Finale in der Knochengrube

Titel: 0406 - Finale in der Knochengrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Trage.
    Mal stachen die Lichtbahnen schräg in den nachtdunklen Himmel, dann wieder waagerecht.
    Wenn es die Vögel tatsächlich gab, hatten sie sich gut versteckt oder waren wieder verschwunden. Die Helligkeit, die sich so scharf mit den dunklen Stellen abwechselte, ließ ein genaues Sehen nicht zu. Etwas trieb durch die langen Streifen. Nur waren dies keine Vögel, sondern Dunstschwaden, die vom Boden hochstiegen.
    Die Männer draußen suchten weiter. Sie schwenkten die Scheinwerfer so, dass jeder Winkel des Hofes ab- und ausgeleuchtet wurde, aber ein Erfolg war nicht zu erkennen.
    Kein Vogel schwang sich in die Luft.
    Wir zogen uns wieder in die Halle zurück, durch die der Verletzte abtransportiert wurde.
    Auch Tschigin hatte sein Büro verlassen. Sein Gesichtsausdruck wirkte noch härter. Wir hörten seine wütende Stimme.
    »Es ist nichts entdeckt worden. Oder haben Sie etwas gesehen?«
    »Nein, Genosse Oberst«, erklärte Wladimir. »Tut mir Leid.«
    »Was hat dieser Kerl denn nur für einen Unsinn über irgendwelche Vögel geredet!«, beschwerte sich der Oberst. »Das ist doch einfach Quatsch.«
    Ich dachte nicht so, hielt aber den Mund, weil Tschigin mir bestimmt nicht geglaubt hätte. Wahrscheinlich machte ihn das wütend. Außerdem wollte er eine Entscheidung herbeiführen und drückte uns zur Seite, um den Innenhof zu betreten.
    Dieser Kerl konnte schreien, das hörten wir in den nächsten Sekunden, als er befahl, das Feuer einzustellen.
    Jemand antwortete ihm aus irgendeiner Ecke.
    Tschigin schritt über die Treppe. Er schaute auf die Stufen. Dort befand sich ebenfalls Blut.
    »Was machen wir?«, fragte Suko. »Sollen wir bleiben?«
    »Ja, erst mal abwarten.« Ich wollte nicht unbedingt in den Innenhof gehen und mich als Zielscheibe präsentieren.
    Anders der Offizier. Er hatte die Treppe hinter sich gelassen und blieb stehen. Die Arme in die Hüften gestemmt, die Mütze in den Nacken geschoben, schielte er in die Höhe und starrte in die hellen Bahnen der Scheinwerfer, ohne auch nur einen Vogel zu sehen.
    Wir hörten ihn sprechen, verstanden seine Worte jedoch nicht. Ich bat Wladimir, sie uns zu übersetzen.
    Der KGB-Mann lächelte schmal. »Tschigin dreht wohl bald durch. Er versteht das alles nicht. Rechnet damit, dass er euch die Schuld in die Schuhe schiebt. Wenn er nicht mehr weiterweiß, sind alle anderen für ihn Spione und Saboteure.«
    Mir war schon klar, dass die Vögel da sein mussten. Wenigstens etwas Vergleichbares, denn die Wunden im Gesicht des Soldaten konnten nur von scharfen Gegenständen stammen, zu denen ich auch die Schnäbel zählte.
    Wie dem auch war, unsere Gegner hielten sich versteckt.
    Tschigin drehte sich um. Wir konnten sein Gesicht deutlich erkennen.
    Im blassen Licht des Scheinwerferstrahls wirkte es wie das einer lebenden Leiche. Er hatte die Augen noch mehr verengt, der Mund zeigte einen grausamen Zug.
    »Zieht euch warm an. Tschigin ist in Hochform!«, erklärte Wladimir Golenkow leise.
    »Wir aber auch«, gab Suko zurück.
    Noch einmal sah sich der Oberst um, ohne einen Gegner entdecken zu können. Danach ging ein Ruck durch seine Gestalt, als er sich entschlossen hatte, den Hof zu verlassen.
    Wütend rannte er die Treppe hoch und stand plötzlich im Scheinwerferlicht.
    Wir sahen alles sehr deutlich. Jeden Knopf und jeden Orden an seiner Jacke.
    Aber wir sahen auch den Schatten.
    Er musste auf dem Dach gelauert haben. Jetzt allerdings ließ er sich fallen und entfaltete sich dabei zu seiner vollen Größe.
    Er breitete die Schwingen aus, die wie träge, große Lappen in der Luft lagen. Wir sahen den rötlichen Kopf, den langen, spitzen Schnabel, der offen stand, und ich wusste sofort, wen ich vor mir hatte.
    Baals Leichenvögel!
    Ich hatte mich nicht geirrt. Die Erinnerung vorhin im Büro, als der verletzte Soldat etwas über die Vögel erzählt hatte, das alles traf wunderbar zusammen.
    Nun sah ich ihn.
    Aber auch Tschigin hatte ihn wahrgenommen. Was in den nächsten Sekunden folgte, alles lief sehr schnell ab, kann ich nur langsamer wiedergeben, denn ich muss der Reihe nach berichten.
    Oberst Tschigin stand auf zwei Stufen. Sein rechtes Bein hatte er vorgestemmt, den Kopf in den Nacken gelegt, und auf seinem Gesicht sah ich ein solches Unverständnis, wie ich es selten bei einem Menschen erlebt hatte.
    Er reagierte überhaupt nicht, starrte in die Höhe, sah den Schatten, und die Wachtposten schossen auch nicht, da Tschigin selbst den Feuerbefehl aufgehoben

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