0406 - Finale in der Knochengrube
geschickt. Mein Kreuz war nicht mehr manipuliert. Ich sah den Gesichtsausdruck des Magiers Rasputin nicht mehr. Wahrscheinlich war er jetzt aus dem Spiel, obwohl er den Kontakt zu Baal gehalten hatte.
Wir würden ja sehen, ob er sich noch einmal zeigte. Da in der Halle zu viel Betrieb herrschte, verzogen wir uns in Tschigins Büro. Und dort sahen wir etwas, das uns bisher noch nicht aufgefallen war.
Auf dem Tisch lagen die vier Karten. Er musste sie aus der Zelle, in der Sarah Goldwyn untergebracht worden war, geholt haben. Nur hatten sich die Tarock-Karten verändert. Sie zeigten nicht mehr die vier Motive, die wir kannten, sie waren verkohlt.
Aus der Traum!
Wer immer sie zerstört haben mochte – wir rechneten mit Baal –, er hatte die Verbindung zu Rasputin unterbrochen. Das wusste auch Lady Sarah.
Sie machte einen traurigen Eindruck, als sie sagte: »Die große Verliererin in diesem Spiel bin ich wohl.«
»Wieso das denn?«, fragte ich.
»Junge.« Sarah setzte sich und schüttelte den Kopf. »Denk mal daran, dass ich es gewesen bin, die Rasputins Testament gefunden hat, aber ich bin nicht in der Lage gewesen, es zu verwerten. Man hat es mir entrissen und zerstört. Es verbrannte, der Dolch war stärker. Ich werde das Gefühl nicht los, dass es eine Kraft gibt, die es nicht haben will, wenn wir uns um Rasputin kümmern, weil er uns unter Umständen zu viel aus Bereichen mitteilen kann, die mehr über ihn und sein Geheimnis erzählen. So möchte ich es mal ausdrücken.«
Suko stand ihr bei. »Da kann sie durchaus Recht haben.«
Auch ich nickte. Da ich schwieg und nach meinem Glas griff, um einen Schluck Wodka zu trinken, stellte Wladimir Golenkow eine berechtigte Frage: »Wie geht es jetzt weiter?«
Er sah Lady Sarah an, dann mich und auch Suko. Von mir erhielt er keine Antwort, von der Horror-Oma ebenfalls nicht, nur Suko meinte plötzlich, und damit überraschte er uns alle: »Ich finde, dass unsere Chancen gar nicht so schlecht stehen.«
»Ach.«
»Ja, John Sinclair.« Er grinste, als hätte er einen besonderen Trumpf in der Hinterhand.
»Sag schon was!«, forderte Lady Sarah.
Suko machte es spannend und deutete auf die leichten Sessel. »Wollen wir uns nicht setzen?«
»Eine gute Idee«, meinte Lady Sarah. »Im Sitzen verträgt man Hiobsbotschaften und Niederlagen leichter.«
Suko winkte ab. »Ob es unbedingt Niederlagen sind, möchte ich nicht bestätigen.« Er holte sich Tschigins Stuhl herbei und setzte sich zu uns, sodass wir einen Halbkreis bildeten. »Ich garantiere für nichts«, begann er und gab sich selbst damit Rückendeckung. »Aber ich bin davon überzeugt, dass wir eine berechtigte Chance haben.«
»Und um was geht es?«, fragte Wladimir Golenkow.
»Um das Testament.«
»Das ist vernichtet.«
»Nein, nicht ganz!«, widersprach der Inspektor und griff unter seine Jacke. »Erinnert euch daran, wie es gewesen ist, als das Testament zerstört wurde. Ihr habt die Blätter aufgesammelt und sie wieder zurück in die aufgeklappte Kladde gelegt. Stimmts?«
Das konnten wir bestätigen.
Suko fuhr dort. »Dann erschien der Dolch, er stach in die Kladde hinein und zerstörte sie. Ein Feuer entstand, das auch auf den Wagen übergriff. Alles korrekt bisher?«
»Sicher«, sagte ich. »Aber was hat das mit dem Thema zu tun?«
»Moment, darauf komme ich noch. Es geht weiter. Ihr habt eure aufgesammelten Blätter wieder zusammengelegt, ich aber nicht.«
Plötzlich fiel bei uns der Penny. Ich schaute meinen Freund überrascht an. Den gleichen Gesichtsausdruck trugen auch Wladimir Golenkow und Lady Sarah zur Schau.
Die Horror-Oma räusperte sich, bevor sie fragte: »Soll das heißen, dass du noch Reste des Testaments besitzt?«
»In der Tat. Ich habe sie bisher unter meiner Jacke verborgen gehabt.«
Suko zog die Hand hervor. »Hier sind sie.«
Wir sahen die mit Blut beschmierten Seiten, die von Suko tatsächlich gerettet worden waren. Er legte sie auf den Tisch und begann damit, sie vor unseren Augen zu zählen.
Es waren nur acht, aber ihr Inhalt, über den wir noch nichts wussten, konnte uns möglicherweise weiterhelfen.
Uns fielen die schwarze Tinte und die steile Schrift auf. Die Worte wirkten wie gemalt.
»Nun?«
Ich nickte. »Das ist allerhand, wie ich zugeben muss. Du hast wirklich etwas geleistet.«
»Ja, und wir werden uns die Sachen genau durchlesen.«
»In welcher Sprache ist der Text denn verfasst?«, erkundigte sich Lady Sarah.
»In Russisch.«
»Prima«, sagte
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