0406 - Nachricht aus der Zukunft
Nachrichtenkapseln mit harmlosen Waren eingetroffen waren. Meist beinhalteten derartige Kapseln siganesischer Fertigung einen winzigen Impulsgeber, der ihre Entdeckung für einen Agenten erleichterte. Für diesen Fall besaß Tatre eine besondere Mikroausrüstung.
Seine Hand strich unauffällig über die Leiste der obersten Schublade seines Schreibtischs.
Ertru-Cosmobin ...!
Eigentlich gar kein so abwegiger Gedanke, wenn er es sich recht überlegte. Es gab keine andere Ware von Terra, die mit solcher Regelmäßigkeit auf Ertrus eintraf wie dieses Medikament, wenn man von den vergangenen anderthalb Jahren absah. Wenn also keine Verbindung mehr zu ihm zustande kam, warum sollte man nicht versuchen, ihm eine Information mit Cosmobin zu senden?
Der Gedanke elektrisierte ihn regelrecht. Er konnte ja nicht ahnen, daß vor mehr als anderthalb Jahren ausgerechnet sein Kollege Derek Kaibor auf den gleichen Gedanken gekommen war.
Er nahm den Mikrotaster aus der Schublade und schob ihn in die Tasche. Das winzige Gerät würde jede Impulsstrahlung sofort auffangen und in Form eines Sendesignals weitergeben, allerdings mit so schwacher Energie, daß sich der Empfänger nicht weiter als zwei Meter davon entfernt befinden durfte.
Der Empfänger, eine kaum erbsengroße Kugel, fand leicht Platz in Tatres Ohr. Ein Stück Watte verhinderte das Herausfallen.
So ausgerüstet, war Tatre davon überzeugt, eine eventuelle Botschaft der Solaren Abwehr auf keinen Fall zu verpassen. Beruhigt stand er auf und erkundigte sich bei seinen Kollegen nach dem geplanten Tagesablauf.
Er erfuhr, daß der Frachter von Olymp vor wenigen Minuten auf dem Raumhafen von Baretus gelandet war.
*
Trotz seiner berechtigten Hoffnung, in der Ladung Cosmobin eine geheime Nachricht vorzufinden, konnte der Chef des Abwehrdienstes von Ertrus es nicht wagen, die Sendung bereits auf dem Raumhafen zu beschlagnahmen. Er mußte damit rechnen, daß terranische Agenten bei der Schiffsbesatzung waren, denen ein solches Vorgehen zumindest seltsam erscheinen würde. Die geringste Unvorsichtigkeit konnte dazu führen, daß der Agent in den Fosser-Radiochemie-Werken entdeckt wurde.
Er unternahm also nichts. In der Zentralklinik wartete Derek Kaibor, und das genügte.
Die Zollbehörden gaben die Fracht frei. Auf der Liste stand eine Ladung von eintausend Klinikpackungen Ertru-Cosmobin, also insgesamt fünfzigtausend Ampullen.
Eine davon konnte die erwartete sein.
Munru Drabel erhielt den Auftrag, die Besatzung des Frachters vorsichtig auszufragen. Er war als Zöllner und Verwaltungsbeamter getarnt. Ohne Schwierigkeiten gelang es ihm, sich relativ frei im Schiff bewegen zu dürfen. In einer Messe traf er mit dem Kommandanten und einigen seiner Offiziere zusammen.
In einem zwanglosen Gespräch, das sich um alle möglichen Nichtigkeiten drehte, steuerte er das Thema allmählich dorthin, wohin er es haben wollte.
Möglichst unauffällig erkundigte er sich, wo auf Olymp das Cosmobin eingelagert worden sei, da es nur eine begrenzte Lebensdauer habe. Und es müsse doch mindestens schon anderthalb Jahre dort liegen.
Der Kommandant schöpfte keinen Vordacht und versicherte, es müsse sich um frische Ware handeln.
Sie sei erst vor zwei Wochen auf Olymp eingetroffen. Allerdings ohne Lieferscheine und sonstige Formalitäten. Das sei man jedoch in letzter Zeit gewohnt und kümmere sich nicht mehr darum.
Nachfragen brächten nur Ärger oder gar eine Einstellung der Lieferungen.
„Wie erklären Sie sich das?" fragte Drabel direkt.
„Alle Güter kommen von Terra, obwohl es Terra nicht mehr gibt, und Nachforschungen führen zur Einstellung der Lieferungen. Hat sich noch niemand Gedanken darüber gemacht, was das bedeuten kann?"
Der Kommandant schüttelte den Kopf.
„Nein, ich wenigstens nicht, weil es mich nichts angeht. Wenn das Solare Imperium als unser wichtigster Handelspartner es vorzieht, keine offiziellen Kontakte mehr zu pflegen, so respektiere ich diesen Wunsch. Täte ich das nicht, müßte ich mir neue Auftraggeber suchen. Also verlade ich auf Olymp meine Waren und bringe sie zu den Bestellern. Das ist alles, was ich Ihnen sagen kann."
„Sie sind nicht neugierig?"
„Nein. Sie vielleicht?"
Drabel grinste dümmlich.
„Ja, ein bißchen, verzeihen Sie. Aber Sie müssen auch unsere Sorge verstehen. Ohne Cosmobin sind wir verloren. Wenn der Nachschub eines Tages versiegt ..., Sie können sich die Folgen wohl kaum vorstellen."
Der Kommandant winkte
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