0406 - Nachricht aus der Zukunft
verständlich zu sein. Wenn es einem Gegner gelang, die Klinik zu zerstören, mußten Tausende und vielleicht Millionen Ertruser sterben.
Er war sogar davon überzeugt, einige der Agenten zu kennen. Zum Beispiel diesen Dr. Kaibor, der sicherlich ein guter Mediziner und Wissenschaftler war, der sich aber - seiner Meinung nach - viel zuwenig um die eigentlichen Krankheitsvorgänge kümmerte. Zwar tauchte er überall dort auf, wo man ihn nicht vermutete, aber er verschwand auch immer wieder. Und oft kam er wochenlang nicht in die Klinik. Es hieß, er sei auf Reisen.
Tatre und Kaibor kannten sich kaum. Hin und wieder wechselten sie einige Worte, wenn sie sich zufällig begegneten, aber das war auch alles. Die beiden Männer waren sich nicht unsympathisch, aber zu einem freundschaftlichen Verhältnis schien es eben nicht zu reichen. Tatre wurde das Gefühl nicht los, daß Kaibor in seiner Handlungsweise nicht ganz frei war. Das war auch der Grund, warum er ihn für einen Agenten der Ertruser hielt.
An diesem Abend ging er spät schlafen und fand auch dann noch keine Ruhe. Es wurde Zeit, daß er sich mal wieder mit seinem Verbindungsmann traf.
Vielleicht wußte der mehr über Rhodans Verschwinden als er. Gegen Morgen nahm er eine Tablette und schlief endlich ein.
Sein privater Antigrav-Gleiter brachte ihn zur Klinik. Ungehindert passierte er die strengen Kontrollen und stellte sein Fahrzeug auf der Dachterrasse ab. Sonst schaltete er immer die positronische Sperre ein, aber heute warnte ihn ein merkwürdiges Gefühl. Seine Hand, die sich dem Schloß näherte, berührte es nicht. Tatre wußte selbst nicht, warum er zögerte. Niemand würde auf den Gedanken kommen, seinen Gleiter zu stehlen, nicht hier in der Klinik. Es war reine Gewohnheit, ihn gegen Diebstahl abzusichern. Aber wenn man schnell starten wollte, gingen wertvolle Sekunden beim Öffnen der Sperre verloren.
Er zog die Hand zurück und hörte auf seine innere Stimme.
Nach drei weiteren Kontrollen betrat er endlich das eigentliche Hauptgebäude, einen massiven und wuchtigen Komplex aus Beton und Stahl, eine Stadt für sich. Vor den Lifts begegnete er Derek Kaibor.
Sie gaben sich die Hand.
„Wieder im Lande?" fragte er freundlich. „Ich habe Sie ein paar Tage nicht gesehen?"
„Schuluntersuchungen, Doktor. Sie wissen ja, wie das auf dem Land draußen so ist. Kinder kümmern sich nicht um beginnende Krankheiten, wenn sie ans Spiel denken. Wir haben dabei einige ernste Fälle entdeckt, die eine neue Seuche hätten verursachen können. Meist Kinder. Sie werden heute eingeliefert."
Tatre sagte: „Ich mache mir ernste Sorgen, Kaibor. Die Vorräte an Cosmobin gehen zur Neige. Wenn wirklich eine Seuche ausbricht, werden wir ihrer kaum noch Herr.
Es muß uns bald gelingen, das Medikament in eigener Regie herzustellen."
„Wir haben einen Vertrag mit Terra ..."
„Terra!" Tatre lachte bitter auf. „Was nützt ein Vertrag mit einem Planeten, den es gar nicht mehr gibt?"
Derek Kaibor sah an dem Arzt vorbei. Das Thema behagte ihm nicht.
„Die Regierung wird rechtzeitig an Gegenmaßnahmen denken", sagte er dann und nickte grüßend. „Bis später, Dr. Tatre. Haben Sie heute Behandlungen?"
„Natürlich. Bis dann."
Er ging weiter und erreichte nach einer längeren Fahrt mit dem Rollkorridor seine Abteilung, wo er bereits erwartet wurde. Sein Assistent nahm ihm den Mantel ab.
„Keine Behandlungen heute", sagte er zur Begrüßung.
Tont Tatre blieb stehen.
„Warum nicht? Gestern hieß es doch noch ..."
„Anordnung von höchster Stelle. Niemand weiß, warum. Aber eben war der Abteilungschef hier. Er behauptet, man erwarte eine Lieferung Cosmobin.
Na, was sagen Sie nun, Doktor?"
„Von Terra?" fragte Tatre einfältig.
„Natürlich nicht, denn Terra gibt es nicht mehr.
Von Olymp. Da kam doch die letzte Sendung auch her. Eigentlich merkwürdig, nicht wahr? Wo wird das Zeug hergestellt?"
Tatre zuckte die Schultern und ging in sein Zimmer. Er schloß die Tür hinter sich. Er hatte nicht die Aufgabe, sich um eintreffende Medikamente zu kümmern, aber ihm war da ein seltsamer Gedanke gekommen. Schon lange war die Kontaktaufnahme mit der Solaren Abwehr so schwierig geworden, daß er bald selbst an das Verschwinden des Sonnensystems zu glauben begann. Er vermutete, daß man vorsichtig sein mußte und es kaum noch wagte, eine Verbindung herzustellen, wenigstens nicht auf dem bisher üblichen Weg. Es war schon vorgekommen, in früheren Zeiten, daß
Weitere Kostenlose Bücher