0407 - Die Mordgeister
»Gladiator« wieder, einer kleinen, gemütlichen Pizzeria am Colosseum. Sie war zu Teds Stammlokal geworden. Nichts Weltbewegendes, aber dafür rustikal und gut. Das Essen schmeckte, das Verhältnis von Preis und Leistung stimmte - und seit Roms Innenstadt autofrei war, war es hier auch wesentlich ruhiger geworden als früher. In großen Aquarien schwammen Fische zwischen wuchernden Algen hin und her — und wer besonderen Wert darauf legte, konnte sich hier direkt aussuchen, welches der Flossentiere wenig später auf seinem Teller landen sollte.
Teri Rheken kannte Teds Vorliebe für dieses Lokal, deshalb war sie einfach dort aufgekreuzt. Sie brauchte nicht einmal telepathisch nach Ted und Nicole zu suchen.
Sie verloren kein Wort über das kurze Streitgespräch von vorhin. Ted schwärmte der Druidin von dem Haus vor. Nicole beobachtete ihn immer wieder aufmerksam und lauschte dem begeisterten Klang seiner Stimme nach. Sie versuchte etwas Verdächtiges zu finden, aber alles schien ihn nur diese echte Begeisterung zu sein.
»Du hast doch irgend etwas«, sagte Teri plötzlich. »Du belauerst Ted wie die Schlange das Kaninchen. So, als wolltest du ihn bei irgend etwas ertappen. Was ist los?«
»Es sind diese seltsamen Umstände, unter denen die Besichtigung stattfand. Und Ted hat in dem Haus getrunken.«
»Genippt«, sagte der Reporter.
Teri zuckte mit den Schultern. »Na und? Was ist da Besonderes dran? Wir essen und trinken doch auch hier.«
Nicole berichtete von ihrem Verdacht.
»Glaubst du nicht, daß du da ein wenig übertreibst?« erkundigte sich die Druidin.
»Es könnte eine Falle sein«, überlegte Nicole. »Ein Hexenhaus.«
»Unsinn. Wer sollte mir hier eine Falle aufstellen? Die Dynastie? Dann hätte mein Kristall darauf angesprochen. Und es weiß doch so gut wie niemand, daß ich hier bin. Ich kann verstehen, daß Zamorra und du… daß ihr überall, wohin ihr kommt, in derartige Fälle verwickelt werdet. Aber ich…? Ich bin da doch ein viel kleineres Licht. Wenn man mich beseitigt, profitiert die Hölle nicht sonderlich davon. Die Dynastie schon eher, aber… wie gesagt. Die steckt nicht dahinter, das ist klar.«
»Es könnte eine ganz allgemeine Falle sein«, spann Nicole ihren Faden beharrlich weiter. »Für niemanden bestimmten. Für irgendwen, der dieses Haus kaufen will. Das kann Teodore Eternale sein, Luigi Makkaroni oder Fritz Lakritz.«
»Spuk- und Hexenhäuser werden für gewöhnlich nicht von ganz normalen Maklern vermittelt«, sagte Teri Rheken. »Wißt ihr was? Wir schauen uns diesen Makler einmal an. Wenn er auf irgend eine Weise para-begabt ist, werde ich es herausfinden. Desgleichen dieser Fabrizzi. Beim nächsten Mal komme ich mit und nehme ihn unter die tetepathische Lupe. Mit meinen druidischen Fähigkeiten sollte es mir nicht sonderlich schwerfallen, ihn zu durchleuchten. Dann wissen wir, was läuft.«
»Ich bin sicher, daß es ein ganz normales, schönes Haus ist«, sagte Ted. »Das gibt es doch häufig, das Häuser, die einsam stehen, oder von denen man so gut wie nichts weiß, in einen seltsamen Ruf geraten. Das würde die Reaktion der Polizei erklären. Wenn man nichts weiß, brodeln die Gerüchte. Ich kenne jemanden, dem man glaubwürdig erklärte, das Haus, in dem er wohnte, existiere überhaupt nicht - und der Erklärende, der von seiner Ansicht felsenfest überzeugt war, wohnte sogar in unmittelbarer Nachbarschaft.«
»Das klingt mir aber doch ein wenig an den Haaren herbeigezogen«, wehrte sich Nicole.
Ted grinste. »Es ist ein authentischer Fall. Wenn du willst, gebe ich dir die Telefonnummer dieses Bekannten. Ruf an und laß es dir bestätigen. Weißt du, wenn die Leute glauben wollen, daß es ein Spukhaus ist, dann glauben sie es auch und benehmen sich entsprechend. Wetten, daß wir die haarsträubendsten Geschichten zu hören bekommen, wenn wir uns in Monte Sacro umhorchen?«
»Du bist unbelehrbar«, sagte Nicole.
Ted lächelte. »Mal allgemein gefragt. Was hältst du von dem Haus? Würdest du es kaufen?«
»Nicht unbedingt«, gab sie zurück. »Château Montagne reicht eigentlich aus, sobald es fertig restauriert ist, und dazu kommt das Beaminster-Cottage in England… was sollten Zamorra und ich mit noch einer Hütte?«
- »So meinte ich es nicht«, knurrte Ted verärgert. »Kannst du nicht versuchen, mir auf eine ernsthafte Frage auch eine ernste Antwort zu geben?«
»Also schön - es ist sein Geld wert. Und wenn du unbedingt ein so großes Prunkhaus
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