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0407 - Die Mordgeister

0407 - Die Mordgeister

Titel: 0407 - Die Mordgeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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in der Annahme, daß Sie Signor Fabrizzi sind?« fragte Nicole jetzt und machte damit den Gastgeber darauf aufmerksam, daß er selbst sich noch überhaupt nicht vorgestellt hatte.
    »Das ist richtig«, sagte der etwa Fünfzigjährige. »Ettore Fabrizzi, Signorina Duval. Was darf ich Ihnen beiden anbieten?«
    »Ein Glas Wasser«, schlug Ted vor, und Nicole schloß sich ihm an.
    Sie sahen sich um.
    Das große Zimmer war erlesen eingerichtet. Hochflorige, sündhaft teure Teppiche, Kristalleuchter an der Zimmerdecke, Schränke, die förmlich nach Handarbeit rochen. Eine Ledergarnitur, Brokatvorhänge an den Fenstern…
    Ted sah Fabrizzi über den teuren Teppich zu einer Hausbar gehen, wo er Gläser auffüllte und mit ihnen zurückkehrte.
    Er bot an.
    Die beiden Besucher griffen nach den Gläsern. Ted fühlte einen leichten Druck auf seiner Schulter. Nicoles Hand… Er wandte den Kopf und sah die Aufforderung »trink’s nicht« in ihren Augen.
    Schlagartig wurde er noch wacher. Hatte Nicole etwas bemerkt, das seiner Aufmerksamkeit entgangen war, das aber ihr Mißtrauen erregte?
    Er nippte am Glas, tat nur so, als würde er einen kleinen Schluck nehmen.
    »Sie möchten das Haus besichtigen. Deshalb sind Sie hergekommen«, sagte Fabrizzi. »Signor Puzoni hat uns darüber unterrichtet. Bitte… sehen Sie sich um. Wenn ich die Führung übernehmen darf…«
    Er durfte.
    Warum redet er von sich in der Mehrzahl? fragte sich Ted. Eine zweite Person konnte er im Haus nicht entdecken. Oder benutzte dieser Ettore Fabrizzi möglicherweise das königliche »Wir«? Zuzutrauen war’s ihm. Nicht nur englische Adlige pflegten ihren Spleen…
    Fabrizzi führte sie durch das ganze Haus, das sich in einem geradezu fantastischen Zustand befand. Ted konnte nur noch staunen. Alles war genau so, wie er es sich vorstellte. Es würde nichts, aber auch gar nichts geben, was geändert werden mußte. Es gab nichts zu restaurieren, zu renovieren… das Haus war hervorragend.
    Er mußte es haben.
    »Reden wir zunächst einmal über den Preis«, sagte Ted. »Darf ich Ihre Vorstellung erfahren, Signor Fabrizzi?«
    Der Fünfzigjährige sah Ted nachdenklich an.
    »Sind Sie mit vierzig Millionen Lire einverstanden?« fragte er.
    Ted rechnete um. Das war nicht ganz eine halbe Million in deutscher Währung. »Ein stolzer Preis«, sagte er.
    »Aber ein reeller Gegenwert, Signor Eternale. Bedenken Sie, daß zu dem Haus auch noch das Grundstück gehört, das auch nicht gerade klein zu nennen ist, die günstige Lage, sowohl was die Ruhe als auch die Verkehrsanbindungen betrifft, und…«
    »Wie alt ist das Haus?« fragte Ted kühl.
    »Etwa… vierzig Jahre«, sagte Fabrizzi.
    »Dann schlage ich dreißig Millionen vor.«
    »Unmöglich«, entfuhr es Fabrizzi. Plötzlich sank er wie ein uralter Mann in sich zusammen. »Entschuldigen Sie mich bitte«, sagte er. »Einen Augenblick nur.« Und verschwand aus dem Zimmer.
    »Potzblitz«, sagte Nicole. »Du wirst ihn doch wohl nicht so sehr schockiert haben, daß ihm übel wurde? Dreißig Millionen… wieviel ist das denn in Neuen Francs?«
    »Was weiß ich?« murmelte Ted. »Aber eine halbe Million für ein vierzig Jahre altes Haus ist viel, auch wenn’s so gut erhalten ist. Ich… sag mal, weshalb sollte ich vorhin dieses Wasser nicht trinken?«
    »Ich weiß nicht… ich kann’s nicht erklären«, sagte Nicole. »Aber irgendwie habe ich das Gefühl, daß hier etwas nicht stimmt. Und das Wasser… kennst du die Geschichte von dem Zwergenreich, in das ein Mensch verschlagen wird?«
    »Was ist das für eine Geschichte?«
    »Er kann kommen und gehen, wie er will. Aber er darf dort nichts essen und nichts trinken, so verlockend es auch erscheint. Tut er es trotzdem - verfällt er der Magie des Zwergenreiches. Und wenn er wieder in seine eigene Welt zurückkehrt, sind vielleicht hundert oder tausend Jahre vergangen, während er glaubte, nur ein paar Stunden dort gewesen zu sein.«
    Ted schüttelte den Kopf. »Du glaubst doch nicht im Ernst, daß das hier so ein Zwergenreich ist…«
    »Ted, hast du von dem Wasser getrunken?«
    »Ich habe ganz leicht dran genippt«, sagte er.
    »Das kann schon zuviel gewesen sein.«
    »Das ist doch absurd, Nicole«, erwiderte er. »Das hier ist ein Haus, das zum Verkauf steht, und keine Zauberhöhle irgend welcher Zwergenvölker. Das sind doch Mythen, an denen…«
    Nicole seufzte.
    »Dann bleibt nur zu hoffen, daß es nicht zu spät ist«, sagte sie. »Wo bleibt nur dieser

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