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0408 - Sie lockten mich mit Evelyn

0408 - Sie lockten mich mit Evelyn

Titel: 0408 - Sie lockten mich mit Evelyn Kostenlos Bücher Online Lesen
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überraschend gekommen, dass er mich überrumpelt hatte.
    Rodman hechtete zur Tür. Er zog sie hinter sich zu. Bevor ich wieder auf den Beinen war, hörte ich, wie vom Laden her der Schlüssel zweimal umgedreht wurde. Dann hörte ich das Trampeln von wegeilenden Schritten.
    Sobald ich wieder auf den Füßen war, rannte ich zur Tür und drückte die Klinke herunter. Der Gangster hatte mich eingesperrt. Ich rüttelte an der Tür, doch sie gab nicht nach. Sie war sehr stabil, und es hätte mich viel Mühe gekostet, wenn ich sie eingetreten hätte.
    Ich nahm den Hinterausgang. Dabei verlor ich eine Menge Zeit. Bill Rodman war nicht mehr zu sehen, als ich endlich auf die Straße kam.
    Ich sagte mir, dass es unmöglich wäre, den Gangster hier in dem Gewirr kleiner, enger Straßen und älter Häuser zu erwischen.
    Bill Rodman hatte mich überlistet!
    Ich hatte eine einmalige Chance verpasst.
    ***
    Von der Straße her betrat ich wieder den Laden, ging zur Tür, die zum Mordzimmer führte und schloss sie auf. Ich holte mir die Pistole, die ich Bill Rodman abgenommen und die der Gangster mir aus der Hand geschlagen hatte.
    Im Vorübergehen zog ich das Laken wieder über den toten Andy Flash, und dann verließ ich das Haus. Vom Jaguar rief ich über die Funksprechanlage im FBI-Gebäude an. Die Mordkommission sei längst unterwegs, aber von der 69. Straße bis nach Hoboken sei es eben eine lange Strecke, wurde mir gesagt.
    Ich wollte anschließend Phil sprechen, aber er war nicht da. Ich ließ mir Mr. High geben.
    »Es hat Andy Flash erwischt, Chef«, sagte ich, »den Schuhmacher, bei dem Jack Spring gewohnt hat.«
    »Haben Sie einen Verdacht, Jerry?«
    »No, Chef. Noch nicht. Aber ich habe so ein eigenartiges Gefühl, als ob es einer von den Vieren gewesen ist.«
    »Über einen von ihnen haben wir etwas herausbringen können«, sagte der Chef. »Es ist Bill Rodman. Er sitzt in Sing-Sing wegen Autodiebstahls.«
    »Das stimmt nicht ganz, Chef«, meinte ich. »Er ist heute entlassen worden.«
    Ich konnte fast die Fragezeichen im Gesicht von Mr. High sehen. Ich erzählte ihm von der Begegnung mit Bill.
    »Meinen Sie, dass er Andy Flash ermordet hat?«, wollte der Chef wissen.
    »No, das glaube ich nicht. Aber Sie können seinen Steckbrief an die Fahndungsabteilung geben und auch an die City Police. Wenn man ihn findet, soll man ihn vorläufig festnehmen. Der Bursche weiß mehr von dem Fall Hank Brian, als er mir bis jetzt erzählt hat.«
    »Wird gemacht, Jerry«, versprach Mr. High, und dann schaltete ich das Funkgerät aus.
    Ich ließ den Motor des Jaguars an und startete. Ich fuhr hinüber nach Manhattan und ließ den Jaguar in der Nähe des Hafeneingangs, in Höhe von Pier 45 stehen.
    Dann klapperte ich eine Menge Hafenkneipen ab. Ich hatte meinen Hut tief in die Stirn gezogen, warf jeweils einen kurzen Blick in die verräucherten Buden und ging dann sofort wieder, bevor jemand mich nach meinen Wünschen fragen konnte.
    Die sechste Hafenkneipe, die ich besuchte, war klein und voller Lärm. Der Boden war mit feinen Sägespänen bedeckt, und an der Bar saßen nur wenige Leute. Und hier traf ich den Mann, den ich suchte.
    Henry Denver war sein Name.
    Henry Denver sah mich zur gleichen Zeit, als ich ihn erkannte, und er winkte mir freundlich zu.
    »Hallo, Cotton. Kommen Sie her, und nehmen Sie einen Drink!« '
    Ich trat neben ihn an die Bar.
    Henry streckte seine riesige Pfote aus und schüttelte mir die Hand. Ich zuckte zusammen. Henry Denver staute den ganzen Tag Ladungen in die Seeschiffe, und manchmal vergaß er, wie stark er war. Er lachte - er lachte fast immer - und bestellte bei dem Barkeeper ein Glas Bier.
    Ich änderte die Bestellung nicht. Wenn man mit Henry Denver zusammen war, durfte man ihn nicht beleidigen.
    »Well«, sagte er, nachdem vor uns ein frisches Bier stand und wir den ersten Schluck genommen hatten, »was führt Sie her, Cotton?«
    Ich sagte ihm, dass ich nach einem Docker namens Bernie Miller suchte. Henry schüttelte den Kopf. »Sie haben sich einen nicht gerade seltenen Namen ausgesucht, Cotton. Aber wie soll der Vorname von dem Burschen sein?«
    »Bernie, Bernie Miller«, wiederholte ich.
    »Als Gewerkschaftsdelegierter kenne ich ’ne Menge Leute hier herum, und Millers gibt’s ’ne ganze Masse. Da ist Eddy Miller, schon mehr als zwanzig Jahre hier in den Docks! Dann George Miller, ein Kranführer, der auch schon ein paar Jahre…«
    »Von denen ist es bestimmt keiner«, unterbrach ich Henry Denver.

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