041 - Der Schwarze Tod
Ninon.
„Habt Vertrauen, es wird uns nichts geschehen.“
Man klopfte heftig gegen unsere Tür.
„Hört auf! Hört auf! Ich möchte mit euch reden“, rief ich.
„Was willst du, Ausbund der Hölle?“
„Wenn Ihr Euch nicht zurückzieht, werde ich dieses Zimmer in Brand stecken. Es gibt genug Stroh hier.“
„Hört nicht auf ihn!“ kreischte Collin. „Es gibt kein Feuer im Kamin, und er kann keines anstecken.“
„Da irrst du dich, miserabler Wicht! Ich kann es. Sie her!“
Ich steckte ein wenig Stroh unter die Tür, nahm meine Zündhölzer und steckte es in Brand.
Drüben hörte man wildes Herumgetrampel und erschreckte Schreie. Offensichtlich trat man das Feuer aus.
„Herr!“ flehte Grangure. „Bitte verschont dieses Haus!“
„Wenn er den Brand legt, trifft es ihn zuerst“, rief Collin.
„Nein, denn der Rauch ist mir willkommen, um darin ungesehen zu entkommen und in den Wolken davonzufliegen.“
Drüben war es still. Ninon sah entsetzt von meiner Zündholzschachtel auf mein Gesicht.
„Habt keine Angst, das ist etwas ganz Alltägliches für uns“, sagte ich und hielt die Zündholzschachtel in meiner Handfläche.
„Herr, schwört mir, daß Ihr nicht der Teufel seid!“
„Ich schwöre es Euch bei Jesus Christus. Ich soll auf der Stelle tot umfallen, wenn ich lüge!“
Und da ich am Leben blieb, schien sie etwas beruhigt.
„Grangure!“
„Ja, Herr?“
„Ich will, daß man uns in Ruhe läßt. Nehmt Collin und den Ritter und entfernt Euch. Wenn Ihr nicht gehorcht, setze ich das Haus in Brand. Dann geht alles in Flammen auf, auch Eure Vorrate.“
Bald war es völlig still daneben.
„Seht Ihr, sie haben Angst!“ sagte ich zu Ninon.
Sie achtete darauf, daß die Decke sie von Kopf bis Fuß bedeckte, und schwieg.
„Ihr habt nichts zu fürchten, mein Fräulein. Sicher, ich finde Euch wunderschön und liebe Euch seit unserer ersten Begegnung, aber ich werde mich hüten, Eure Tugend zu verletzen.“
Sie errötete und senkte den Kopf. „Herr, Ihr seid der einzige Mann, der mich nackt gesehen hat. Das ist eine Schande, die ich nicht vergessen kann. Aber Ihr habt mir das Leben und die Ehre gerettet, und so bin ich Eure Dienerin für alle Zeit.“
„Nicht Dienerin, Ninon. Und sagt nicht ‚Herr’ zu mir. Kennt Ihr meinen Vornamen?“
„Das würde ich nie wagen.“
„Doch. In meiner Epoche sind die Frauen nicht die Dienerinnen ihrer Männer. Aber ich wäre sehr glücklich, wenn ich Euch nach den Gesetzen der Kirche zu meiner Frau machen könnte. Und nun werde ich unsere Lage ein wenig bequemer gestalten.“
Ich schichtete Strohsäcke aufeinander, so daß sie eine Art Diwan bildeten, und setzte mich. Ninon blieb stehen.
„Wollt Ihr, daß ich Euch den Platz allein überlasse?“
Sie zögerte, setzte dann aber doch ihr süßes Hinterteil auf die Kante des Strohsacks.
„Bleibt, Simon.“ Sie hielt meine Hand fest. „Was erwartet uns jetzt?“
„Wir hoffen darauf, daß die Zeit sich ein wenig dreht und uns in meine Epoche schleudert.“
„Ist das etwas Gruseliges?“
„Nein, ein simples Schwindelgefühl, und Ihr sitzt auf den Äpfeln meiner Tante.“
Zum ersten mal sah ich sie lachen. Eine unschuldige Sinnlichkeit lag auf ihren Lippen, die weiße, kleine Zähne entblößten.
„Simon?“
Ich sah sie an. Sie näherte ihr Gesicht dem meinen.
„Gebt mir einen Kuß.“
Ich legte meine Lippen auf ihre Wange und ließ sie dann weiter abwärts auf ihren Mund gleiten. Ich sah, wie sich ihre Brust hob, als ich versuchte, etwas weiter zu gehen.
Sie machte sich los. „Simon, Ihr verletzt die Regeln des Anstands. Ich wollte einen keuschen Kuß, um Euch für Eure Ergebenheit zu danken.“
„Aber meine Ergebenheit entspringt der Liebe“, sagte ich leise.
Ihre Augen wurden groß. „Wie soll ich Euch glauben? Auch Ihr habt mich mit Euren Blicken verschlungen, als der niederträchtige Collin mich dazu zwang, meine Kleider abzulegen. Auch Ihr hattet schmutzige Gedanken, und Ihr wollt vermutlich mit Eurer Sanftmut das gleiche Ziel erreichen wie Collin und der Ritter.“
„Ich werde mir nichts gewaltsam nehmen, was Ihr mir freiwillig nicht geben wollt“, versicherte ich ihr und sah ihr in die Augen.
Sie beugte sich zu mir und sah mich an. Plötzlich brachen wir beide in Lachen aus, und ich umarmte und küßte sie.
Aber ich zeigte offensichtlich zu große Begeisterung, denn sie wich zurück und sagte: „Warum wollt Ihr mit Eurer Zunge die Lippen öffnen?“
In diesem
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