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041 - Um Mitternacht im Leichenhaus

041 - Um Mitternacht im Leichenhaus

Titel: 041 - Um Mitternacht im Leichenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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kämpfte, versuchte, sich mit letzter Kraft zu
erheben. Es gelang ihm mühsam, seinen Kopf zu drehen. Die weiß bespannten
Liegen schwankten vor seinen Augen. Wie hinter einer wabernden Nebelwand, die
sich für Bruchteile von Sekunden lichtete, nahm er die eine Liege wahr, auf der
das Laken zurückgeschlagen war.
    Dort hatte vorhin noch eine Leiche gelegen!
     
    ●
     
    Der beige Chevrolet hielt auf dem Parkplatz vor dem City Palace .
    Judy Bartmore , die ein elegantes Kleid trug, zog
den Zündschlüssel ab, stieg aus und sicherte den Wagen. Dann näherte sie sich
dem hellerleuchteten Eingang des Hotels.
    Vielleicht war es gut, dass Ed Sullivan angerufen hatte. So kam sie aus der
Trauerstimmung heraus, in der sie sich seit dem frühen Morgen befand. Sie sah
wieder Menschen und kam auf andere Gedanken.
    Sie warf einen Blick auf die mit Brillanten besetzte kostbare Armbanduhr,
die ihr Handgelenk zierte. Es war wenige Minuten vor halb neun. Sie hatte sich
etwas verspätet, denn sie war nach dem Abendessen nicht sofort weggekommen. Es
war ihr schwergefallen, Karen alleine zu lassen. Doch die war eine vernünftige
Frau und eine noch bessere Freundin. Sie wollte sich auf das Zimmer, das man
ihr zur Verfügung gestellt hatte, zurückziehen.
    In der Empfangshalle warf Judy einen kurzen Blick in den großen Spiegel.
Ihr dezentes Make-up verbarg die Blässe. Man kannte sie bereits in dem Hotel,
denn während der letzten beiden Wochen hatten in Ed Sullivans Apartment immer
wieder Besprechungen stattgefunden.
    Der Page öffnete stumm nickend die Tür des Aufzuges und ließ es sich nicht
nehmen, die berühmte Diva in den achten Stock zu fahren.
    Judy Bartmore drückte ihm ein Trinkgeld in die
Hand.
    »Danke, Mrs. Bartmore !«
    Sie lächelte und schritt durch den langen, freundlich erhellten Gang. Lange
Brokatvorhänge säumten die Fenster, der Boden war mit kostbaren Teppichen
belegt. Auf dem geräumigen Flur gab es kleine, gemütliche Ecken, in denen
schwere Polstersessel und flache, mit Glasplatten versehene Tische standen.
    Sie erreichte das Apartment, in dem Ed Sullivan seit über drei Wochen
wohnte. Sogar ein Namensschild war an der Tür angebracht. Er hatte den Raum für
insgesamt zwei Monate im Voraus gemietet. Vom Hotel bis zu dem neuen Theater,
in dem am nächsten Vormittag die ersten Proben stattfinden sollten, waren es
nur wenige hundert Meter.
    Judy klopfte, und Ed Sullivans kräftige, markante Stimme ertönte:
    »Herein!«
    Gleich darauf stand sie dem breitschultrigen Regisseur gegenüber, der sie
um zwei Kopflängen überragte. Durch sein borstiges Haar und den roten
Schnurrbart konnte er seine irische Herkunft nicht verleugnen.
    »Spät kommt sie, aber sie kommt !« Ed lachte und
umarmte die Schauspielerin. »Tut mir leid, dass ich dich noch einmal so spät
aus der häuslichen Umgebung reißen musste. Aber ich hatte da einen Einfall, der
heute noch unter Dach und Fach gebracht werden muss. Ich möchte mit dir die
Rolle der Laura noch einmal durchsprechen. Ich glaube, man kann bedeutend mehr
aus ihr machen. Wir Regisseure haben manchmal so verrückte Ideen ...«
    »Wem sagst du das .« Judy seufzte.
    »Eben, du bist ja mit einem verheiratet. Wie geht es Ernest? Ich habe ihn
schon lange nicht mehr gesehen .«
    »Du hättest zu Henrys Beerdigung kommen sollen ...«
    Sullivan zog die buschigen Augenbrauen hoch. »Judy, du weißt, wie sehr ich
Trauerzeremonien hasse. Ich bin froh, dass ich meine eigene nicht erleben werde .« Er grinste.
    Sie beendeten das Thema. Er liebte es nicht, sich mit Unwichtigem
aufzuhalten, kam gerne gleich zum Wesentlichen. Während er ihnen einen Drink
eingoss, plauderte er unaufhörlich.
    Als das Telefon klingelte, unterbrach er kurz, klemmte die Zigarette
zwischen die Lippen und nahm den Hörer ab. »Ich habe jetzt keine Zeit«, rief er
in die Muschel, doch dann wurde seine Miene ernst. »Wegen Jeanny ?« , fragte er rau . »Na gut, wenn
es so ist. Ich komme .« Er hängte ein und sah Judy an.
»Unten im Foyer wartet jemand auf mich. Er behauptet, eine Nachricht für mich
zu haben. Er hätte Jeanny gesehen .«
    Das bedurfte keiner näheren Erklärungen. Judy Bartmore wusste nur zu gut, wie es um Eds Ehe bestellt war. Es
hieß, dass seine Frau ihn betröge. Offenbar hatte Ed inzwischen einen Detektiv
engagiert, um Gewissheit zu bekommen. Wollte er sich scheiden lassen?
    »Ich bin gleich zurück. Wirf einstweilen noch einen Blick in das Skript !« Er lachte sympathisch, wie es seine Art

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