041 - Um Mitternacht im Leichenhaus
sagte da im selben Augenblick eine
Stimme von der Tür her. »Weißt du es wirklich nicht? Und der junge Mann, der
sich da so neugierig in unsere Angelegenheiten mischt, soll gefälligst seine
große Kanone fallen lassen! Es könnte sonst sein, dass ich ihm ein Loch in den
Rücken brenne! Es wäre schade um den hübschen Anzug, den er trägt !«
Larry ließ die Pistole fallen. Er wandte sich zeitgleich mit Judy um.
Auf der Schwelle stand Karen Olander !
Judy Bartmore konnte es nicht fassen und sah
perplex auf ihre angebliche Freundin.
»Ein raffiniert ausgeklügeltes Verbrechen«, bemerkte X-RAY-3 eisig, dem
alles klar wurde.
Karen Olander , bildschön, attraktiv, doch kalt
wie ein Eisberg, kam lächelnd näher. »Ein intelligenter Bursche, dieser Brent«,
meinte sie spitz.
Ernest Bartmore bückte sich nach der Waffe des
PSA-Agenten und nahm sie an sich.
»Intelligenter als du, Ernest! Mir scheint, du hast mehr als einen Fehler
gemacht. Er kam dir auf die Schliche, das ist nicht gut .«
»Du und Karen«, murmelte Judy Bartmore , und ihre
Stimme klang fremd.
»Das Motiv, das dir nicht klar war! Henry hatte keinen Unfall. Shoffel ließ sich von mir dazu überreden, die Steuerung des
Wagens zu manipulieren. Für 5000 Bucks war er dazu bereit. Henry starb. Am Tag
der Beerdigung wollte Shoffel kassieren – und verlangte
plötzlich die doppelte Summe! Wir hatten uns in Henrys Haus verabredet, wo ich
den Fall gleich erledigte und Shoffel niederstach.
Doch ich musste zu den Trauerfeierlichkeiten. Es blieb also wenig Zeit, die
Leiche noch verschwinden zu lassen. Ich versteckte sie im Schlafzimmerschrank .«
Judy wurde nun einiges klar – der Tote im Schrank!
Kristallklar zeichnete sich vor ihren Augen noch einmal die Stunde ab, die
sie in dem leeren Haus des Komponisten nach der Beerdigung verbracht hatte.
Ernest Bartmore lachte satanisch. »Ich bin gleich
hinter dir hergefahren. Der Mann, der sich durch das stille Haus schlich und
der dich mit einem äthergetränkten Wattebausch betäubte, war ich! Ich schaffte Shoffel aus dem Kleiderschrank und vergrub ihn unten im
Keller .«
»Das alles war dir zwei Morde wert ?«
»Ja, Judy. Das war es mir wert! Vor einem Jahr lernten wir die Olanders kennen. Vom ersten Augenblick an wusste ich, dass
ich Karen nie wieder missen konnte. Und sie hatte die gleichen Gefühle für
mich. Wir haben dich und Henry betrogen, und niemand hat es bemerkt! Aber wir
wollten frei sein, wir wollten nur noch für uns da sein. Henry war das erste
Opfer! Du solltest ihm folgen .«
»Zwei weitere Morde ?« , stammelte Judy. »Wohin soll
das noch führen ?«
»Es führt in unsere Freiheit .« Ernest Bartmore umfing Karen und drückte sie an sich.
Ihr Blick erfasste die Maske, die am Boden lag, mit der Ernest Bartmore sein Gesicht getarnt hatte. »Man weiß, dass du
verfolgt wurdest, aber niemals konntest du den Mann genau beschreiben. Du kanntest
nur seine Stimme und sein Gesicht – dessen Reste hier auf dem Boden liegen. Ich
werde dich jetzt erschießen, Judy! Meine Waffe wird man später in Brents
erstarrter Rechten finden! Brent trägt die Maske! Er war der Mann ohne Gesicht!
Die Nachforschungen werden im Sand verlaufen! Es gibt keine Zeugen! Der Kreis
schließt sich !«
Larry Brent kniff die Augen zusammen und schätzte seine Gegner ab.
Zwei Menschen, die einen Mord geplant hatten – und denen es nicht darauf
angekommen war, weitere unschuldige Menschenleben zu vernichten. Die
Leidenschaft, zu der sie sich hingezogen fühlten, das gemeinsame Leben, das sie
zu verbringen gedachten, hatte jegliche Rücksichtnahme auf andere in den
Hintergrund gedrängt.
»Machen wir dem Spuk ein Ende! Leb wohl, Judy !« Karen Olander legte an. Die Mündung zielte genau auf das
Herz des Opfers.
»Ihre Rechnung geht nicht auf«, sagte Larry Brent ruhig. Er musste
Unsicherheit säen und verwirren. Er war nur auf sich selbst gestellt und konnte
auf eine Hilfe von außen nicht rechnen. »Sie können Mrs. Bartmore und mich niederschießen und Ihren schönen
Plan bis ins letzte Detail durchführen. Aber in dem Augenblick, wo ich mich bis
um ein Uhr heute Nacht nicht bei Ihrem Gatten melde, Mrs. Olander , wird er einiges in die Wege leiten! Ihr Mann
lebt !« Er betonte den letzten Satz.
»Sie lügen !« , schrie Karen Olander .
» Shoffel erfüllte seinen Auftrag nicht. Ihr Mann
kam wie durch ein Wunder davon. An seiner Stelle wurde ein anderes Unfallopfer
beigesetzt. Wollen Sie Ihren Gatten sprechen? Sie
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