0410 - Alptraum-Labyrinth
Feuer und hatte sein Opfer nur knapp verfehlt!
Da endlich sah Zamorra das, wovor er sich einerseits fürchtete, von dem er jetzt aber hoffte, daß es seine Rettung werden würde.
Das Säurerinnsal.
Die ätzende Flüssigkeit mußte in der großen Halle immer noch unverändert stark aus der Wand hervorschießen und floß in das Labyrinth hinein. Aus dem Rinnsal wurde schon nach ein paar Metern ein breiter Bach.
Zamorra warf sich in eine seitliche Abzweigung. Es war die letzte Bewegung, zu der er noch fähig war. Kaum war er aus dem Hauptgang heraus, als er sich nicht mehr rühren konnte. Er war nicht mehr in der Lage, gegen den Zauber anzukämpfen.
Der Dämon kam heran. Er knurrte, spie Flammenwolken aus und schlug blindlings in alle Richtungen. Plötzlich stoppte er, in direkter Griffweite Zamorras.
Unwillkürlich hielt der Parapsychologe den Atem an. Langsam drehte der Dämon sich ihm zu. Konnte er schon wieder sehen?
Zamorra fühlte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Seine Verletzungen, die ihm die Dämonenkrallen zugefügt hatten, spürte er schon gar nicht mehr.
»Ah«, krächzte der Dämon. »Da… da bist du. Jetzt wirst du sterben, Zamorra…«
Er holte mit seiner riesigen Pranke aus.
Da erreichte ihn der vordringende Säurefluß. Die ätzende Flüssigkeit erreichte die Füße des Dämons und begann sie anzugreifen. Huraxoon kreischte verblüfft und schmerzerfüllt auf und machte einen wilden Sprung – in die falsche Richtung. Tiefer in das Säurerinnsal hinein! Abermals kreischte er wild auf, schlug um sich und strauchelte. Er stürzte.
Zamorra schloß die Augen.
Er fühlte, wie die Lähmung wich, als der Dämon sich auf sich selbst konzentrierte. Aber er hatte keine Chance mehr. Diese Säure mußte ein wahres Teufelszeug sein, stärker als alles, was Zamorra jemals gesehen hatte. Schon verdampfte die Schuppenhaut des Dämons, wurden Knochen freigelegt. Schwarzes Blut kochte und stank bestialisch. Zamorra kämpfte gegen die in ihm aufsteigende Übelkeit an. Er mußte aus dieser Nische fort, solange er es noch konnte!
Er spurtete los. Nur fort von hier!
Hinter ihm löste sich das Gerippe Huraxoons in der Säure auf, die hier den Boden höchstens zentimeterhoch bedeckte und doch eine so verheerende Wirkung hatte.
Erst als er rund fünfhundert Meter Gang im Zickzack zurückgelegt hatte, blieb der Parapsychologe endlich stehen. Er lehnte sich an die Wand und atmete tief durch. Seine Wunden bluteten noch immer. Aber das würde schon bald aufhören, sobald er sich weniger hektisch bewegen mußte. Es waren eigentlich nur Kratzer, nichts Gefährliches. Sie schmerzten nur.
Er schluckte und versuchte, den Anblick des sterbenden Dämons aus seiner Erinnerung zu verdrängen. Sein Plan hatte funktioniert, seinen Gegner in die Säure zu locken. Der erste Feind war ausgeschaltet. Er hatte über einen von fünf Gegnern gesiegt. Er fragte sich, inwieweit es ihm nützte. Was war dran an den Worten der Stimme des Astardis? Hatte er mit seinem Sieg ein Fünftel seines Lebens und eine seiner magischen Waffen gerettet?
»Weiter«, murmelte er. »Nicht nachdenken… weiter vorwärts. Sonst holt dich die Säure ein, mein lieber Professor Zamorra…«
Er setzte sich wieder in Bewegung.
Aber durch den Kampf und seine schnelle Flucht irgendwohin in diesem Labyrinth war er von seiner ursprünglichen Strategie abgebracht worden, sich stets an einer Wandseite zu halten und über alle nötigen Abzweigungen und Knicke schließlich ans Ziel zu gelangen. Er war sicher, daß er die Stelle nicht wiederfinden würde, an der der Dämon auf ihn gelauert und ihn aus seinem Konzept gebracht hatte.
Wie auch immer – er hatte die Orientierung verloren…
***
Nicole konnte momentan nichts anderes tun als beobachten und abwarten. Die beiden Druiden waren in eine Art Trance versunken. Die Französin spürte den Fluß der Kräfte zwischen ihnen und Zamorra fast körperlich. Und sie fieberte dem Augenblick entgegen, in dem Gryf und Teri mit ihrer Untersuchung zu Ende waren und Ergebnisse verkündeten.
Sie hatte sich selten so hilflos und verloren gefühlt wie zur Zeit. Normalerweise kam sie durchaus allein zurecht und wurde mit Situationen wie dieser fertig – aber es war kein Normalfall. Da waren ihre Schuldgefühle, und da war dieser absolute Gegensatz zwischen dem glücklichen gestrigen Abend und der unheimlichen, ungreifbaren Bedrohung von jetzt…
Sie war froh, daß die Freunde hier waren, um zu helfen. Sie war nicht sicher, was
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