0410 - Blonder Köder für den G-man
Publikum brauchen, er muss stets Mittelpunkt sein, aber er hat die Begabung, sich diesen Mittelpunkt zu schaffen! Die Mädchen fliegen nur so auf ihn, und das schließt, fürchte ich, Ellen mit ein.«
»Sie ist mit ihm befreundet?«
»Tja, wenn ich das so genau wüsste!«, meinte, er und kippte den restlichen Whisky hinunter. »Ich habe sie schon oft zusammen gesehen, aber ich kann mir keinen rechten Reim darauf machen. Selbstverständlich sucht Ellen seine Nähe. Er ist Regisseur, er hat Einfluss, als Produzent kann er ihr die Rolle verschaffen, nach der sie sich seit Langem sehnt. Verkehrt sie nur deshalb mit ihm? Imponiert er ihr als Künstler, als Persönlichkeit, oder einfach nur als Mann? Bis jetzt bin ich nicht dahintergekommen.«
»Wie alt ist Carter?«
»Dreiundvierzig.«
»Er sieht gut aus?«
»Blendend.«
»Er war schon oft hier?«
»Ja.«
Ich wusste jetzt mit ziemlicher Sicherheit, dass Bennet Carter der Mann war, den der Portier wiederholt in Begleitung von Ellen Goodwin gesehen hatte.
In diesem Moment machte Hogan eine Kehrtwendung. Er äußerte irgendetwas über Carter, aber ich achtete kaum auf die Worte. Bei der plötzlichen Drehung schmiegte sich der Blazerstoff dicht an den Körper. Ich erkannte die Konturen eines Schlüssels, der sich deutlich unter dem Taschenstoff abzeichnete.
Ich war plötzlich hellwach. »Sie sind Börsenfachmann?«, fragte ich.
»Ja«, sagte er, ein wenig zögernd.
»Selbstständig?«
»Nein, ich arbeite als Makler im Angestelltenverhältnis«, informierte er mich. .
»Wo wohnen Sie?«
»In Long Island. Ich habe dort eine kleine Apartmentwohnung. Nichts Besonderes, aber für einen Junggesellen gut genug.«
»Darf ich mal Ihre Schlüssel sehen?«
Verdutzt holte er einen kleinen Schlüsselbund aus der Tasche. »Ja, aber warum?«
»Professionelle Neugierde«, sagte ich lächelnd und stellte das Glas aus der Hand. »Ah, die Wagenschlüssel sind auch dabei«, fuhr ich fort und nahm die Schlüssel an mich. »Sie besitzen einen Cadillac?«
Er nickte. »Leider ist’s ein ziemlich alter Schlitten, Baujahr 1959. Einen neueren kann ich mir nicht leisten.«
»Ich denke, als Börsianer verdienen Sie einen Haufen Geld?«
Er lächelte säuerlich. »Sie vergessen, dass ich nur ein Angestellter bin. Ich arbeite nicht auf eigene Rechnung, ich führe nur die Aufträge anderer aus. Was wollen Sie mit den Schlüsseln?«
Ich gab ihm die Schlüssel zurück. »Ist es ein heller Wagen?«, fragte ich.
Er steckte die Schlüssel ein. »Cremefarbig«, nickte er. »Sie versetzen mich wirklich in Erstaunen! Was soll das alles?«
»Wo waren Sie heute Morgen gegen 10 Uhr?«
»Im Büro.«
»Dafür gibt es doch Zeugen?«
»Selbstverständlich, ein ganzes Dutzend, falls Sie das wünschen, aber…«
»Was ist das für ein Schlüssel in Ihrer Tasche?«
Sein Gesicht wurde vor Verblüffung leer und sogar ein wenig töricht. »Bitte?«
»In der rechten Jackettäsche haben Sie einen Schlüssel«, sagte ich mit ruhiger Freundlichkeit. »Darf ich ihn mal sehen?«
Er starrte mich an, und plötzlich hatte er nicht mehr die Augen eines Rehs, sondern die einer Wildkatze. »Ich habe Ihnen bis jetzt sehr höflich Rede und Antwort gestanden«, presste er zwischen den Zähnen hervor, »ich habe Sie mit gebührender Achtung behandelt. Ich bedaure feststellen zu müssen, dass Sie mein freundliches Entgegenkommen mit Füßen treten. Jetzt ist Schluss damit. Verschwinden Sie, ehe ich wirklich ungemütlich werde!«
»Können Sie das?«, fragte ich lächelnd.
Er ballte die Fäuste. Seine Augen verloren nichts von ihrer glitzernden Schärfe. »Vielleicht sollte ich Sie auf einen kleinen, aber keineswegs unwichtigen Umstand hinweisen«, meinte er. »Ich war noch vor zwei Jahren Collegemeister in Wisconsin - im Boxen. Wenn Sie wollen, beweise ich Ihnen, dass ich nichts von diesem Können verlernt habe.«
»Ich will keine Kostprobe Ihrer faustkämpferischen Fertigkeit, sondern den Schlüssel«, sagte ich und streckte die Hand aus.
Er schlug sie beiseite, sehr hart und scharf. »Gehen Sie«, zischte er.
»Den Schlüssel bitte! Sie haben gesagt, Sie wollten meine Untersuchungen unterstützen. Weshalb wollen Sie mir den Schlüssel nicht zeigen?«
In diesem Moment schlug er zu.
Er stach eine messerscharfe Linke heraus, die mich knallhart am Kinn traf. Ich torkelte zurück. Noch ehe ich die Deckung oben hatte, bedachte er mich mit einem rechten Schwinger, der selbst im Ring des Madison Square Garden
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