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0411 - Der Herold des Satans

0411 - Der Herold des Satans

Titel: 0411 - Der Herold des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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das Gelände zu betreten. Der Rasen war geschnitten worden. Die kleinen Teiche schimmerten im Sonnenlicht wie Quecksilberinseln.
    Ich schüttelte den Kopf. In diese märchenhaft schöne Landschaft passten Werwölfe so gar nicht hinein.
    Gress zog seine Jacke zurecht. »Dann wollen wir mal«, sagte er und setzte als Erster seinen Fuß auf den »heiligen« Boden.
    Ich folgte ihm vorsichtig, denn ich rechnete mit Überwachungsanlagen. Wer einen so großen Besitz hatte, musste sich einfach absichern.
    Es blieb friedlich.
    Von der anderen Seite des Flusses wehte ein sanfter Wind. Er umsäuselte die hellen Steinfiguren, die an den kleinen Teichen standen.
    Es waren menschliche Skulpturen. Wer hier einmal gelebt hatte, musste die alten Griechen verehrt und eine Vorliebe für Jünglinge gehabt haben, denn die meisten der dort stehenden Bildnisse zeigten eben diese Jünglinge in verschiedenen Positionen.
    Auch Gress war dies aufgefallen. Er grinste schief, bevor erfragte:
    »Ob diese Manon vielleicht scharf auf junge Männer ist?«
    »Du kannst sie ja mal fragen.«
    »Bestimmt.«
    Das Schloss vor uns schien in dem weitläufigen Park kaum näher zu kommen. Eine bedrückende Stille herrschte. Niemand arbeitete.
    Gress bewegte sich unbehaglich. Seine Stimme klang nicht mehr so sicher und voller Optimismus, als er sagte: »Ich warte nur darauf, dass sie uns abschießen wie Hasen. Das Gelände ist ziemlich frei. Wenn sich jemand mit einem Gewehr in eines der Schlossfenster legt, durch ein Zielfernrohr peilt…«
    »Es reicht! Wenn du Angst hast…«
    »War nur alles rein theoretisch.«
    »Ach so.« Völlig unbegründet war die Vermutung nicht.
    Gress wollte unbedingt bei mir bleiben, als ich den Vorschlag einer Trennung gemacht hatte.
    »Gemeinsam kämpfen, gemeinsam untergehen«, hatte er mir entgegnet.
    Untergehen wollte ich nicht. Zum Glück erreichten wir eine Baumgruppe. Gress blieb in ihrem Schutz stehen.
    »Was hast du?« fragte ich, als er aufstöhnte.
    »Nun ja, ich denke immer an die Bluthunde, von denen du erzählt hast.«
    »Die haben sich bisher nicht blicken lassen.«
    »Zum Glück.«
    Ich war zwischen zwei Bäumen stehen geblieben und sah mir das Haus an. Es war tatsächlich ein Risiko, sich dem Schloss auf dem freien Gelände zu nähern, deshalb schlug ich vor, einen großen Bogen zu schlagen, um an die Rückseite des prunkvollen Baus zu gelangen.
    »Und warum das?« fragte Gress.
    Ich zwinkerte ihm zu. »Weil ich aus Erfahrung weiß, dass die hinteren Seiten dieser Bauten oft wesentlich interessanter sind als deren Vorderfronten.«
    »Kennst du dich da aus?«
    »Sicher.«
    »Gut, ich komme mit.« Er räusperte sich. »Was aber ist, wenn wir eine offene Tür finden?«
    »Unverschlossenen Türen habe ich noch nie widerstehen können.«
    »Oh, ein kleiner Einbrecher.«
    »Das nicht gerade.«
    Noch immer schien die falsche Dezembersonne. Doch über den Weinbergen jenseits des Flusses ballten sich allmählich Wolken zusammen, die nach Regen aussahen.
    Wenn wir die Rückseite erreichen wollten, mussten wir noch eine Anzahl kleiner Teiche passieren.
    Inzwischen konnte ich die Fassade besser erkennen. Auch den Wagen, der vor dem Schloss stand, sah ich. Es war der dunkle Mercedes. Er wirkte vor dem Prunkbau klein und verloren.
    »Madame ist zu Hause!« murmelte Gerald. »Und Jean bestimmt auch.«
    »Der ist deine große Sorge, wie?«
    »Kannst du wohl sagen. Wo der zuhaut, wächst kein Gras mehr.«
    Er schüttelte sich. »Aber die Sache mit dem Zehentritt war stark. Die muss ich mir merken. Hast du das selbst erfunden?«
    »Nee, von Terence Hill und Bud Spencer übernommen.«
    »Kann ich mir vorstellen.«
    In den folgenden Minuten waren wir sehr aufmerksam, aber vom Schloss her tat sich nichts. Keiner griff uns an, der Klotz lag dort in einer nahezu gespenstisch wirkenden Stille.
    Auf der Rückseite sah es ähnlich aus wie an der Vorderfront. Nur der Park wirkte dort ein wenig ungepflegter, weil dichter bewachsen. Sehr nahe kamen wir an den Bau heran.
    Erst jetzt spürten wir etwas von dieser kolossalen Größe. Auch hier war die Fassade nicht glatt. Zahlreiche Erker, Vorsprünge, Türmchen, Figuren und Skulpturen schmücktensie. Sogar eine in den Stein gehauene Uhr konnten wir erkennen.
    Natürlich auch zahlreiche Fenster sowie breite Scheiben und Türen. »Davon können wir uns einige aussuchen!« sagte Gress. »Welche nehmen wir?«
    »Bleib du mal zurück.«
    »Wieso?«
    »Nicht, dass ich dich nicht mithaben will, aber

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