Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0411 - Der Herold des Satans

0411 - Der Herold des Satans

Titel: 0411 - Der Herold des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
in Windungen hinab in ein Tal, begleitet vom breiten Strom, durch den sich schwere Schlepper schoben.
    Am Talgrund stand ein altes, aus klotzigen Steinen errichtetes Fährhaus. Die breite Fähre hatte angelegt, aber niemand wollte hinüber, und so wartete der Fährmann im Schatten eines Vordachs. Wir passierten ihn, das Tal öffnete sich, und mein Blick fiel auf ein Märchenschloss.
    So ähnlich kann ich es nur beschreiben. Ich kannte ja unsere englischen Schlösser, aber einen so verspielten Bau wie diesen hatte ich bei uns noch nicht gesehen, wo oft die klaren, romanischen Formen vorherrschten.
    Gerald Gress hatte mein Erstaunen bemerkt. Er stoppte am Straßenrand und lachte leise. »Beeindruckt, John?«
    »Das kann man wohl sagen.« Ich starrte das Schloss an, dessen eine Seite im fahlen Schein des wieder hervorgekommenen Sonnenlichts lag.
    »Dabei gehört es nur zu den mittelprächtigen Schlössern an der Loire«, erzählte mir Gress. »Das bekannteste ist das Schloss Chambord. Bei dem Bau musst du dir einmal seine Dachlandschaft ansehen. Die besteht nur aus Türmen und Türmchen.«
    Jemand hatte dieses Gebiet mal als den Garten Frankreichs bezeichnet. Da konnte ich nur zustimmen. Vom Klima verwöhnt, wuchs hier nicht nur ein vorzüglicher Wein, auch Gemüse und Obst fanden einen idealen Nährboden in dieser Tallandschaft mit den mehr als hundert Schlössern.
    Weiter südlich begannen die großen Laubwälder. Da wurde die Loire flacher, sodass viele gelbe Sandinseln zum Vorschein kamen.
    An diesen Uferregionen wächst oft genug ein urwaldartiges Dickicht, und aus den Wäldern erheben sich die prächtigen Schlösser, sodass die Gegend wie eine Märchenlandschaft wirkt.
    Ich schaute auf die breite Seite des Schlosses. Lange Fensterfronten, prächtige Giebel, zahlreiche kleine Türme auf dem Dach und ein weitläufiger Garten, besetzt mit monumentalen Skulpturen, über die im Sommer hohe Laubbäume ihr schützendes Dach aus Blättern ausbreiteten.
    Gebaut worden waren diese Schlösser in der großen Zeit der Renaissance, der Erneuerung. Zeitlich konnte man das 16. Jahrhundert dafür angeben.
    Aber nicht nur Könige haben die Schlösser bewohnt, auch Künstler und Wissenschaftler sowie Mätressen. Katharina von Medici hatte hier ebenso einige Jahre ihres Lebens verbracht wie Leonardo da Vinci.
    »Für einen nüchtern denkenden Engländer ist das allerhand, nicht wahr?« fragte Gress.
    »In der Tat.« Ich hüstelte. »Wenn ich bedenke, dass dieses Schloss bestimmt hundert und mehr Zimmer hat, möchte ich gern das Personal sehen, das die Räume in Ordnung hält.«
    »Du hast das Problem erfasst!« erklärte der Reporter. »Aus diesem Grunde stehen auch große Teile der Schlösser leer. Vieles verkommt, außerdem ist nicht das Geld da, um die Schlösser zu erhalten. Und nicht alle Besitzer haben ihre Objekte zu Hotels umfunktioniert.«
    »Okay, Gerald, fahren wir weiter. Du kennst dich ja gut aus. Stammst du aus der Gegend?«
    »Nein, ich bin aus dem Elsass, aber man kommt in meinem Job eben viel herum.«
    »Ist das Gebäude umzäunt?«
    Gress schüttelte den Kopf. »Die Bewohner haben das nicht nötig. Jeder Popel weiß, dass er das Gelände nicht betreten darf. Und für neugierige Touristen sind Warnschilder aufgestellt worden.«
    »Die wir übersehen werden.«
    Er grinste nur.
    Es hatte den Anschein, als würden wir genau auf die prächtige Fassade zurollen, aber in dem Tal machte der Weg einen Schlenker nach links und kroch allmählich wieder den nächsten Hügel hoch, wo dichter Mischwald stand.
    Auf ihn rollten wir zu.
    Gress war raffiniert. Er fand den schmalen Weg auf Anhieb, stellte den Wagen in eine gute Deckung und stieg aus.
    Auch ich verließ den Peugeot. Ein viel zu warmer Windwehte durch das Tal. Obwohl der Winter noch nicht richtig begonnen hatte, roch es schon nach Frühling.
    Das Wetter spielte in der letzten Zeit immer verrückter.
    »Hast du einen Plan?« fragte Gress.
    »Ja, ich werde ordnungsgemäß schellen, klopfen oder läuten. Mal sehen, wie es dann weitergeht.«
    »Man wird uns abwimmeln. Wenn es dabei bleibt.«
    »Denkst du, dass es schlimmer kommt?«
    »Ich sage nur Jean.«
    Ich zuckte mit den Schultern und setzte mich in Bewegung.
    Wir verließen den Wald und überquerten vor einem mit Gemüse beladenen Lastwagen die Straße, um uns dem eigentlichen Schlosspark zu nähern.
    Schon sahen wir die Warnschilder. Sie waren so aufgestellt, dass sie nicht übersehen werden konnten. Es war verboten,

Weitere Kostenlose Bücher