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0411 - Der Herold des Satans

0411 - Der Herold des Satans

Titel: 0411 - Der Herold des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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handelte ich. Ich trat zu. Als Ziel hatte ich mir seinen rechten Lackschuh ausgesucht.
    Plötzlich öffnete er den Mund und gleichzeitig die Faust. Ein Ächzen floss über seine Lippen. Er hob den rechten Fuß an, hinkte zur Seite und lehnte sich gegen einen Stand.
    Manon Medoque konnte es nicht fassen. Sie starrte ihren Leibwächter an.
    »Madame!« sprach ich sie an.
    »Was ist?«
    Zum ersten Mal sahen wir uns aus der Nähe. Ich betrachtete sie aufmerksam.
    War sie tatsächlich die Person, die mich in der Nacht hatte zu Tode schleifen wollen?
    So genau konnte ich es nicht erkennen. Ihr Gesicht mit der straffen Haut wirkte streng und herrisch. Man konnte sie als eine herbe Schönheit bezeichnen.
    »Ich möchte Sie sprechen, Madame!«
    »Und?«
    »Es könnte etwas länger dauern, deshalb.«
    Ihr scharfes Lachen ließ mich verstummen. »Ich weiß nicht, wer Sie sind, aber ich habe gesehen, wie Sie meinen Diener behandelten. Glauben Sie im Ernst, dass ich Ihnen noch eine Chance gebe, mit mir zu reden? Geben Sie den Weg frei! Und der Zwerg neben Ihnen soll auch zur Seite treten.«
    Da hatte sie Gress aber empfindlich getroffen. »Madame«, sagte er grinsend und trotzdem mit ernster Stimme. »Es kommt nicht allein auf die körperliche Größe an.«
    »Werden Sie nicht unverschämt.« Ihre Stimme hatte einen gefährlichen Unterton.
    Jean, der die Blamage nicht auf sich sitzen lassen wollte, sah sich genötigt, einzugreifen. Um an eine Waffe zu gelangen, musste er zunächst einige Knöpfe seiner uniformähnlichen Jacke öffnen, das gab mir Gelegenheit, meine eigene Pistole zu ziehen und ihn in die Mündung schauen zu lassen.
    »War wohl nichts, Jean.«
    Sein Arm sank nach unten. Die uns umstehenden Gaffer hielten den Atem an, aber ich wollte weitere Konfrontationen vermeiden, deutete eine spöttische Verbeugung an und sagte: »Wir sehen uns bestimmt noch, Madame.«
    »Das hoffe ich nicht.«
    »Warten Sie es ab.« Dann ging ich, und Gress folgte mir auf dem Fuß. Er lachte. »Denen hast du es aber gegeben, John. Und das noch vor Zeugen. So etwas verzeihen sie dir nie.«
    »Das sollen sie auch nicht.«
    »Hast du sie bewusst gereizt?«
    »Ja, ich will diese komische Familie ein wenig aus der Reserve locken. Mal sehen, wie sie sich benehmen.«
    »Das kann auch ins Auge gehen.«
    »Ich weiß.«
    Wir hatten inzwischen den Platz verlassen. Gress deutete auf die offene Eingangstür eines Bistros. »Also, wenn du mich fragst, könnte ich einen Schluck vertragen.«
    »Gemacht.«
    Wir nahmen an einem runden Tisch Platz, der direkt neben dem Fenster stand, sodass wir nach draußen sehen und den abgestellten Mercedes beobachten konnten.
    Gress hatte zwei Rote bestellt. Der Wirt brachte sie.
    Gerald hob sein Glas vorsichtig an. »Auf wen oder was sollen wir trinken?«
    »Nicht auf Manon.«
    Er lachte meckernd. »Das habe ich mir schon gedacht. Trinken wir auf uns.«
    »Einverstanden.«
    Der Wein war kühl. Gress verdrehte die Augen. »Das ist der frische Beaujolais, der geht runter wie Saft, auch wenn er nicht so süß ist.« Er trank noch einmal.
    Ich aber schaute aus dem Fenster, denn ich hatte Manon und ihren Leibwächter gesehen. Die beiden gingen zum Wagen. Diesmal hatten sie nichts eingekauft.
    Die Frau ging normal, Jean aber humpelte. Sein Gesicht zeigte einen verbissenen Ausdruck. Beide passierten das Bistro-Fenster, und Jean entdeckte uns plötzlich.
    Er blieb stehen.
    Gress winkte ihm noch zu. »Lass es lieber sein«, warnte ich ihn.
    »Der macht dich sonst fertig.«
    »Er kann es ja versuchen.«
    Jean tat nichts, doch in seinen Augen las ich den kalten Hass.
    Wenn es noch einmal zu einer Begegnung zwischen uns kam, würde er wahrscheinlich versuchen, uns zu töten.
    So ging er zum Wagen, öffnete seiner Herrin die Tür und stieg danach selbst ein.
    Dann fuhren sie weg.
    »Du kommst mir vor wie einer im Westernfilm«, sagte Gress.
    »Kaum in der Stadt und schon Feinde.«
    »Deshalb will ich auch von hier verschwinden.«
    »Ach. Und dein nächstes Ziel?«
    »Ist die Höhle des Löwen. Das Schloss der Medoques.«
    ***
    Hoffentlich war es kein zu schlechtes Zeichen für unsere Aktion, denn die Sonne verschwand hinter grauen Wolken.
    Wir saßen wieder in Gress’ Peugeot, hatten den Ort verlassen und fuhren in Richtung Schloss. Das jedenfalls hatte er mir gesagt, obwohl ich von dem Prachtbau noch nichts sah.
    Dafür sah ich herrliche Weinberge, die, aneinander geschmiegt, eine sanfte, hügelige Kette bildeten. Die Straßeführte

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