Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0411 - Der Steinzeit-Magier

0411 - Der Steinzeit-Magier

Titel: 0411 - Der Steinzeit-Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Stillstand kann es ja nicht geben, weil sonst das Erleben entfiele. So einfach ist das Prinzip. Diese Maschine war einmal unser strengstgehütetes Geheimnis, und sie ist es heute noch. Dir dürfte klar sein, daß du nach dieser Erkenntnis nicht in der Gegenwart verbleiben darfst. Aber deine Vorfahren in diesem Pfahlbaudorf werden sich deiner schon annehmen, so wie sie sich des lieben Doktor Eilerts angenommen haben…«
    Er lachte grimmig.
    »Du bist verrückt, Karl«, keuchte das erschöpfte Mädchen.
    »Nein. Ich bin ein Nachfahre jener, die diese Maschine vor Jahrhunderten bauten. Ich habe den Auftrag, die Überlebenden einer Zeitexpedition zu bergen. Daß ihr alle mir dabei in die Quere gekommen seid, ist euer persönliches Pech. Aber ich werde das Beste daraus machen.«
    Er faßte zu und zerrte das wehrlose Mädchen tiefer in die Zone hinein, in der sich die beiden Zeitepochen überlagerten. Anke versuchte sich aufzurichten und zurückzukriechen, aber sie besaß nicht genug Kraft dazu, sich durch das Schlammwasser zu kämpfen. Fränkle veränderte etwas an der Einstellung der Maschine. Die Überlagerung blieb weiterhin bestehen, aber die Wahrscheinlichkeitswerte verschoben sich mehr in Richtung Vergangenheit. Schon bald konnte er schattenhafte Gestalten erkennen, die vom Pfahlbau kamen und die schattenhafte Archäologin mit sich davonzerrten.
    Er wartete ab. Wenn es Überlebende gab, würden sie dieses große, anhaltende Zeittor spüren und kommen. Wenn nicht…
    Dann würde er es in der nächsten und übernächsten Nacht noch einmal versuchen. Danach konnte er das Ergebnis seines Rettungsversuches als gescheitert ansehen und die Maschine sprengen.
    ***
    Nicole und der Ewige, der nicht mehr schwebte, sondern ganz ordentlich zu Fuß ging, hatten es bis zur Ausgrabungsstelle nicht weit. Sie konnten die Strecke zu Fuß zurücklegen.
    Schon oben an der Straßenböschung erkannte sie in der Dämmerung einen Menschen, der an der bizarren Maschine lehnte.
    »Das ist sie«, stieß der Ewige erregt hervor. »Das ist die Maschine. Jemand hat sie bereits in Betrieb genommen. Siehst du, Nicole Duval? Ich spreche die Wahrheit. Wir werden deinen Gefährten zurückholen können.«
    Nicole traute ihm nicht.
    Immer noch hielt sie die Amulett-Abschirmung aufrecht. Auch wenn sie damit aussah wie ein leuchtendes Fanal – um diese Zeit bewegte sich ohnehin kaum noch jemand im Freien. Wer einen Fernsehempfänger besaß, hockte zu dieser Stunde vor der Mattscheibe und verfolgte die neueste haarsträubende Folge einer US-Fortsetzungsserie um die Intrigen einer ölfördernden Rancherfamilie aus Texas. Wer mehr von gepflegten Abendspaziergängen hielt, mochte Nicole für ein Wesen aus einer frisch gelandeten fliegenden Untertasse halten. Im Moment war es Nicole herzlich gleichgültig.
    Der Mann an der Maschine wurde aufmerksam. Er fuhr herum. Seine Hand zuckte zur Gürtelschließe, schwebte dann aber in Höhe der Hosentasche.
    Nicole erkannte Karl Fränkle wieder.
    »Was ist denn hier passiert?« fragte sie mißtrauisch. »Oben steht Ankes Wagen, hier unten liegt ein Kombi im Graben, da steht ein großer Kasten – was bedeutet das, Herr Fränkle?«
    »Nichts, was Sie etwas anginge«, stellte der Student trocken fest. »Machen Sie, daß Sie wegkommen. Diese Party findet ohne Sie statt. Und Ihren mönchischen Helden nehmen Sie am besten auch gleich mit. Dieses Gelände ist für Sie tabu. Hier findet ernsthafte Arbeit statt.«
    »Das sehe ich«, sagte Nicole. Sie ignorierte die Warnung und trat näher heran. Sie glaubte, in der Ferne eine veränderte Landschaft zu sehen, die das Seewasser zurückgedrängt und eine Pfahlbausiedlung freigelegt hatte. »Wer hat Sie eigentlich an dieser Maschine so schön angelernt? Was zahlt die Dynastie Ihnen für Ihre Arbeit?«
    Seine Augen wurden schmal. »Sie wissen…«
    »Sie weiß alles«, sagte der Ewige an Nicoles Seite. »Ihr Rettungsversuch kommt etwas zu spät. Sehen Sie in mir den letzten Überlebenden der Leute, auf die Sie warten. Das tun Sie doch, nicht?«
    Fränkles Augen wurden groß. »Sie – aber wie ist das möglich? Wie kommen Sie… warum sind Sie nicht da?« Er schrie es und zeigte auf das zeitverschobene Gelände.
    »Nehmen Sie einfach an, ich hätte eine Abkürzung genommen.«
    »Bei der ersten, ungeplanten Aktivierung?« fragte Fränkle dann schnell.
    »Vielleicht«, sagte der Ewige. »Auf jeden Fall hat sich Ihre Aufgabe erledigt. Wir konnten unsere damals auch nicht erfüllen.

Weitere Kostenlose Bücher