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0413 - Ich zerschlug den blutigen Terror

0413 - Ich zerschlug den blutigen Terror

Titel: 0413 - Ich zerschlug den blutigen Terror Kostenlos Bücher Online Lesen
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Versicherung wird am Freitag fällig. Freitagabend. Zwischen fünf und acht. Sie brauchen nur hier in diese Kneipe zu kommen. Wir sind hier. Fünfzig Dollar, wie gesagt. Dafür ersparen Sie sich eine Menge, wenn Sie sich’s richtig überlegen. Also dann bis Freitag! Komm, Phillie!«
    Sie verschwanden. Ich blieb eine Weile sitzen und stand dann auf. Mir tat verdammt viel weh, aber ich hatte nichts gebrochen. Die einzige Tür führte in die Kneipe, wo mein Freund Phil gerade zu Boden gegangen war, als ich das Lokal betreten hatte.
    Jetzt war die Kneipe recht gut besucht. Aber seltsamerweise kümmerte sich niemand um mich. Ich suchte die Toiletten, tupfte mir getrocknetes Blut von Gesicht und Hals, zupfte die Krawatte gerade und wischte behutsam Staub von meinen Kleidern. In der Kneipe ließ ich mir einen doppelten Whisky geben. Erst als das Glas ychon vor mir stand, fiel mir ein, daß von den sechsundsiebzig Dollar, die ich bei mir getragen hatte, kein Nickel mehr vorhanden war.
    »Tur mir leid«, brummte ich. »Ich habe mein Geld vergessen. Nehmen Sie den Whisky wieder.«
    Der Wirt sah mich aufmerksam an. Er mochte vierzig Jahre alt sein, aber er wirkte nicht sehr kräftig. Schütteres, braunes Haar klebte ihm glatt an dem eiförmigen Schädel.
    »Sie können den Whisky am Freitag bezahlen«, sagte er halblaut. »Vorausgesetzt, daß Sie meinen, Sie würden freitags hier hereinschauen.«
    Ich grinste ihm dankbar zu. »Nett von Ihnen«, sagte ich und nahm einen tüchtigen Schluck. »Doch, ja, ich glaube, ich werde am Freitag zwischen fünf und acht mal hereinschauen. Nochmals vielen Dank.«
    »Schon gut, Kumpel«, sagte der Wirt und nickte mir mit einem aufmunternden Lächeln zu.
    Leidensgenossen, dachte ich, als ich hinausging. Ein paar Gäste bedachten mich mit verständnisvollen Blicken. Es waren ehrbare Familienväter, und ein paar hatten in der letzten Zeit offenbar auch einen unglücklichen Sturz gehabt, denn sie trugen hier oder da ein Pflaster.
    Ich suchte mein Zimmer auf. Mein Köfferchen stand auf dem Tisch, wo ich es stehengelassen hatte. Auf dem Koffer lag die Rechnung aus der Wäscherei. Auf Rechnung’und Koffer war die feine Puderschicht, die ich darübergestäubt hatte. Es sah aus, als wäre mir beim Auspacken die Puderdose aufgegangen.
    Ich hob die Rechnung vorsichtig hoch. Unter ihr hätte sich normalerweise kein Puder befinden können, und die Kante der Rechnung mußte die schnurgerade Grenze für die Puderschicht darstellen. Aber eben diese Grenze war verwischt. Jemand hatte vor mir schon die Rechnung hochgehoben.
    Nachdem ich das Licht im Zimmer misgeschaltet hatte, öffnete ich das Fenster und trat hinaus auf den Sims. Ich lastete mit den Fingern die Mauer an der oberen Seite des Fensters ab, wo Ich meine Dienstpistole mit Heftpflaster lestgeklebt hatte. Die Waffe war noch .in Ort und Stelle. Ich ließ sie dort, zog das Fenster zu und schaltete das Licht wieder ein. Aus dem Badezimmer holte ich mir eine Streudose, die ihrer Aufschrift nach Fußpuder hätte enthalten müssen. Ich nahm Deckel und Streusieb ab und stäubte das Fingerabdruckpulver über die beiden blanken Schlösser meines Koffers. Zwei bildschöne Daumenspuren zeichneten sich auf den beiden blanken Schlössern ab. Die Fingerabdruckfolie hatte ich offen herumliegen lassen. Jeder Laie mußte sie für eine ganz gewöhnliche Rolle Tesafilm halten.
    Zufrieden mit meiner Ausbeute ging ich ins Badezimmer und ließ warmes Wasser ein. Ich hatte zwar an diesem Abend die Prügel bezogen. Aber Kratzer heilen, und Beulen gehen mit der Zeit zurück. Gesicherte Fingerspuren dagegen halten für die Ewigkeit.
    Phil hatte sich einen alten Chevrolet gemietet. Als er aus der Kneipe herauskam, setzte er sich in den Wagen, steckte sich eine Zigarette an und wartete. Die Dunkelheit war längst angebrochen, und die bunten Reklamelampen an den Häusern versprühten Kaskaden farbigen Lichts.
    Als Raggioti und Phillie auf der Straße erschienen, duckte sich Phil unter das Armaturenbrett, bis die beiden weit genug fort waren. Zunächst hatte Phil gedacht, sie würden ein Taxi oder einen eigenen Wagen benutzen, aber bald sah er, daß sie offenbar zu Fuß gehen wollten. Er stieg aus, schloß seinen Wagen ab und folgte ihnen. Den Kragen seines abgetragenen Trenchcoats klappte , er hoch, den Hut zog er tief in die Stirn.
    Die beiden Rackettgangster bogen in die Achte Avenue ein und wandten sich nordwärts. Mit einer Verfolgung schienen sie nicht zu rechnen. Phil

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