Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0415 - Er starb auf einer heißen Fährte

0415 - Er starb auf einer heißen Fährte

Titel: 0415 - Er starb auf einer heißen Fährte
Autoren:
Vom Netzwerk:
Stück hinausragte, begann zu schwanken. Die Mauer neigte sich hin und her, schien zu überlegen, nach welcher Seite sie fallen sollte. Entsetzt sprang ich einige Schritte zurück. Dann erfasste sie der Wasserstrahl und drückte sie nach außen. Ich zerrte Todd Carr an den Beinen hinter mir her. Der graue Staub auf seinem Jackett färbte sich rot, ein schmieriges Rot, das sofort wieder aufgesogen wurde.
    Vor meinen Füßen spritzte eine Fontäne aus Schutt und Trümmern hoch. Ich achtete nicht darauf. Ein pfeifendes Geräusch schwirrte zwei Sekunden später an meinem Ohr vorbei. Das waren keine Trümmerstücke, die da herunterplumpsten. Das war etwas anderes. Ich warf mich herum.
    Die Tür, die in den Verwaltungsbau hinüberführte, hatte längst keine Scheiben mehr. Ein kahles Stück Gang wurde sichtbar, gegen das Treppenhaus durch weiß gestrichene Stahlrohre abgesichert. Auf dem obersten Rohr lag eine Hand, die in eine blütenweiße Manschette auslief. Die Mündung einer Pistole drehte sich in meine Richtung. Ich sprang zur Seite. Nur der Mündungsblitz verriet mir, dass die Waffe abgefeuert worden war.
    Dreißig Sekunden später stand ich draußen im Gang. Ich hatte erwartet, von einer Serie von Schüssen empfangen zu werden oder mindestens eilige Schritte die Treppe hinabpoltern zu hören. Doch nichts dergleichen geschah. Der Schütze war einfach wie vom Erdboden verschwunden.
    Vorsichtig stieg ich die Treppe hinunter. Irgendwo musste er ja schließlich geblieben sein. Ich langte im Erdgeschoss an, als ich begriff, dass er sich buchstäblich in Luft aufgelöst hatte. Der Kerl musste schnell wie der Blitz hinuntergerannt und dort untergetaucht sein. Ich keuchte wieder nach oben, um Todd Carr herauszuziehen. Vielleicht lebte er noch, 46 ich hatte das in der Hast und Hitze nicht feststellen können.
    Hinter der Tür stieß ich wieder gegen eine Welle heißer Luft, die wie eine Schranke wirkte. Ich prallte instinktiv zurück: Todd Carr war weg! Ich blickte hastig nach allen Seiten, aber ich konnte niemanden sehen.
    Ich hetzte die Treppe hinab - der Anbau begann jetzt in sich zusammenzusinken.
    Ich hörte Axtschläge, die gegen eine Tür donnerten. Aus irgendeinem Grund war der Aufgang zum Farbenlager abgeschlossen. Feuerwehrleute versuchten nun, sich einen Zugang zu schaffen. Ich hörte, wie die Füllung splitterte. Eine halbe Minute später fing mich ein Feuerwehrmann auf.
    »Wo ist der Mann?«, keuchte ich erschöpft.
    Er starrte mich verständnislos an.
    »Wo ist der Mann?«, wiederholte ich. Ein Kollege, der hinter ihm durch die zertrümmerte Tür hereinsprang, fasste mich unter den Armen und zog mich hinaus. Müde lehnte ich mich in eine Ecke.
    ***
    Nach einer Weile vertrat ich mir etwas die Beine. Ich ging an Feuerwehrleuten, Polizisten und Werksangehörigen vorbei, bis ich auf die Gruppe stieß, die ich treffen wollte: Jackson, einige leitende Angestellte seiner Firma und Adam Fold.
    Sie erkannten mich zuerst nicht. In dieser Versammlung von tadellosen Anzügen und blütenweißen Kragen nahm ich mich wie ein Tramp aus. Widerwillig machte man mir Platz, um sich nicht zu beschmutzen. Jackson identifizierte mich endlich unter der Rußschicht.
    »Ich glaube, ich habe einen Haufen Geld umsonst ausgegeben, Mr. Cotton«, sagte er ohne Bitterkeit in seiner Stimme. Er traf einfach eine Feststellung, sah mich nicht an, sondern starrte in die Flammen.
    »Ganz umsonst doch nicht, Mr. Jackson. Ich bin jetzt wohl so klug wie Motter, als er starb.«
    In den Gesichtern malte sich ungläubiges Staunen. Fold trat einen Schritt auf mich zu. In das Schweigen hinein krachte berstendes Mauerwerk und die Signalpfeifen der Feuerwehr.
    »Den Namen!«, keuchte Jackson.
    »Tod Carr!«
    Wieder einige Sekunden lähmendes Schweigen, dann Folds Stimme: »Unmöglich!«
    »Doch!«, sagte ich. »Leider kann er es nicht mehr gestehen. Carr ist tot!«
    Stimmen, Fragen prasselten auf mich herein.
    »Sie lügen!«, krächzte Fold. »Carr kam mit mir ins Werk. Als der Brand ausbrach, wollte er sich die Sache natürlich ansehen. Er kam dabei zu Tode, und jetzt wollen Sie ihm die Brandstiftung in die Schuhe schieben!«
    »Woher wissen Sie eigentlich, dass es sich um Brandstiftung handelt?«
    »Das muss man doch annehmen, nach allem, was vorausgegangen ist. Aber jetzt die Schuld auf einen Toten zu wälzen… Das ist natürlich auch eine Möglichkeit, einen Fall zu lösen!«
    Jackson sah seinen Vetter stumm an. Fold schienen diese Blicke peinlich zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher