0415 - Er starb auf einer heißen Fährte
Letzte, was man einem Menschen verbieten kann.
Die Überraschung des Tages stand bevor, als das Telefon schrillte. Ich zog den Apparat heran und hob ab. »Hallo? Detektei Cotton.«
»Hier ist Adam Fold. Ich möchte Sie um Verzeihung bitten, Mr. Cotton, ich war wohl vorhin etwas erregt.«
Ich machte es ihm nicht leichter. Er zögerte, als erwarte er von mir Widerspruch. Ich schwieg weiter.
»Ich habe nachgedacht…«
»Soso…«
»Könnten Sie nicht zu mir kommen? Ich wäre froh, wenn diese ekelhafte Geschichte aus der Welt geschafft wäre. Wenn es diesen Mann, der auf Sie geschossen haben soll, wirklich gibt, ist sie ja noch nicht zu Ende.«
»Und warum kümmern Sie sich darum? Warum überlassen Sie die Aufklärung nicht der Polizei?«
»Carr war mein Angestellter. Ich weiß wahrscheinlich mehr über ihn als jeder andere.«
Das war allerdings ein Argument, das man gelten lassen konnte. Ich versprach ihm einen Besuch, gab aber keine genaue Zeit an. Er sagte, er wäre zu Hause und hätte nicht die Absicht, noch auszugehen. Ich sperrte mein Büro ab und ging die Treppe hinunter.
Als ich in meinen Jaguar steigen wollte, ertönte ein leiser Pfiff von der anderen Straßenseite. Es gibt nur einen Menschen in ganz Manhattan, der auf diese unverkennbare Weise pfeift.
Ich schlenderte zwanzig Yards hinter ihm, dann trat ich ebenfalls in die kleine Kneipe und lehnte mich neben Phil an die Theke.
»Was gibt’s Neues?«, fragte er, ohne mich dabei anzusehen.
»Fold will mich sprechen.«
»Was will er?«
»Keine Ahnung. Er sagte, er könne mir einen Tipp geben. Aber ich glaube nicht recht daran.«
Phils Stimme wurde noch eine Schattierung leiser.
»Ich habe alle Beteiligten überprüfen lassen. Jacksons Finanzen scheinen in Ordnung zu sein, aber er ist alles andere als ein Heiliger. Ein paar Meilen den Hudson aufwärts hat er ein Häuschen am Flussufer, in dem große Feste steigen. Das muss ihn eine Stange Geld kosten. Fold dagegen scheint arg in der Klemme zu stecken. Er hat sein Konto hemmungslos überzogen.«
»Wird so schlimm nicht sein«, meinte ich. »Er kassiert ja jeden Monat regelmäßig seine Mieten. Wie war’s in Texas?«
»Heiß!«
»Carr und Fold waren mit Felds Cessna am Brandtag dort.«
Phil drehte sich überrascht herum.
»Auf Jacksons Farm?«
»Das weiß ich nicht. Mir hat man nur gesagt, sie wären in Texas gewesen. Ich werde Fold danach fragen.«
Ein Mann kam herein und schob sich auf den Hocker neben uns. Phil und ich brachen die Unterhaltung ab. Jeder stierte in sein Glas, als gäbe es sonst keine Beschäftigung auf der Welt. Ich trank aus, schob den Hut ins Genick und legte ein paar Münzen auf die Theke. Ich ging hinaus auf die Straße, setzte mich hinter das Steuer meines Jaguars und fuhr los.
***
Folds Tür stand einen Spalt offen. Das machte mich stutzig. Ich drückte sie ein wenig weiter auf und schob mich durch. Der Flur lag verlassen, auf dem Kleiderständer hingen ein Hut und ein Mantel. Aus einer Tür am Ende des Ganges drangen Stimmen. Ich wollte schon zurückgehen und an der Türglocke läuten, wie es sich gehört. Doch dann hielt ich es für besser, mich erst einmal zu vergewissern, wer da sprach. Ich konnte zwei Stimmen unterscheiden. Die eine gehörte Fold, die andere kannte ich nicht.
»Meine Gesellschaft drängt darauf, dass der Vertrag endlich unterzeichnet wird«, sagte der Fremde. »Sie verstehen… Schließlich halten Sie uns schon länger als drei Monate hin.«
»Ich habe Ihnen doch gesagt, dass es sich nur noch um eine läppische Unterschrift handelt.« Das war Fold. »Sie wissen, wie langwierig Rechtsanwälte sein können. Wenn Sie wollen, können Sie sofort meine Unterschrift haben.«
»Ihre Unterschrift ist für uns wertlos, sofern Sie mir nicht das Besitzdokument vorweisen können, Mr. Fold. Natürlich drückt diese Verzögerung auf den Preis.«
Ich hörte Fold fluchen. Ich hielt es für geraten, mich ebenso leise zurückzuziehen, wie ich gekommen war. Ich setz;te mich hinter das Steuer des Jaguars und wartete.
Nach fünf Minuten kam der Mann heraus und stieg in einen Mercury. Die schwarze Aktentasche legte er sorgfältig neben sich auf den Beifahrersitz.
Ich ließ ihm einen kleinen Vorsprung und hängte mich dann an. Es wurde keine Verfolgungsjagd, eher ein gemütliches Hinterherschaukeln. Der Mann hatte sicher ein blütenreines Gewissen. Trotzdem interessierte mich die Sache. Meine Neugier war erwacht.
In der Lexington Avenue stoppte der Mercury
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