0416 - Das Duell der Halbstarken
Cocktails haßt, würden Sie es auch so komisch finden wie ich.«
»Wann schicken Sie Jack also fort?«
»Morgen nacht! Ich brachte es nicht fertig, die jungen Liebenden mit Gewalt zu trennen. Außerdem weigert sich Jack einfach. Ich erreichte nur den Kompromiß, daß er eine Nacht später fahren wird.«
»Nach Susley?«
»Ich denke schon, aber ich muß noch mit dem Hotel telefonieren.«
»Danke für die Nachricht, Mr. Darring.«
***
Das Zeitungsblatt lag auf Mr. Highs Schreibtisch. Es war jene Seite der Morning-Post vom 10., die die vermischten Anzeigen enthielt. Eine Anzeige im Mittelfeld war rot umrandet. Ihr Text lauteten »Holen Sie das Kleid ab!«
Die scheinbar sinnlosen Worte bedeuteten nichts anderes, als daß Harold Round bereit war, die fünfzigtausend Dollar für das Leben seiner Tochter zu zahlen.
Mr. High blickte Phil und mich an. »Eine schwierige Situation«, sagte er. »Ich könnte Rounds Villa unter Beobachtung stellen. Bestimmt würden wir es merken, wenn er oder einer seiner Beauftragten das Geld abliefert, aber ich fühle mich dazu nicht berechtigt. Die Gangster müßten eine Falle vermuten. Wir bringen vielleicht eine Anzahl von Leuten in Lebensgefahr. Dieser Weg scheidet also aus.«
Er seufzte leicht. »Ich kann nicht einmal Harold Round aufsuchen, um ihn zu überreden, uns die Zeit und den Ort der Geldübernahme nachher, wenn alles geschehen ist, zu nennen. Schon meinen Besuch bei ihm würden die Gangster, die das Haus bestimmt beobachten, als eine Zusammenarbeit mit der Polizei betrachten.«
»Sie könnten telefonieren, Chef«, schlug Phil vor.
Mr. High nickte und griff nach dem Telefon. »Genau das werde ich tun.«
Der Chef ließ das Gespräch nicht über die Zentrale laufen, sondern wählte selbst die Privatnummer des Textilfabrikanten. Er hatte die Lautsprecheranlage eingeschaltet, so daß wir mithören konnten.
Irgendein Angestellter meldete sich. »Kann ich Mr. Round sprechen?«
»Wer ist am Apparat?«
»Charter von der Oberfinanzdirektion«, antwortete Mr. High, ohne mit der Wimper zu zucken.
»Ich versuche, Mr. Round zu erreichen.«
Zwanzig Sekunden später drang die hastige Stimme Rounds aus dem Lautsprecher.
»Ich kenne Sie nicht, Mr. Charter. Um was handelt es sich? Können wir es nicht auf einen anderen Tag verschieben. Ich habe furchtbare Schwierigkeiten… private Schwierigkeiten.«
»Sie sprechen mit John D. High, dem Chef des FBI-Distrikts New York«, sagte Mr. High sehr schnell und präzise. »Bevor Sie irgendeine Antwort geben, Mr. Round, vergewissern Sie sich bitte, daß niemand zuhört.«
Round schluckte deutlich vernehmbar. Dann sagte er zu jemandem, der sich mit ihm im Zimmer befand. »Gehen Sie ’raus, Harry!«
Er wartete noch eine halbe Minute. Dann legte er los:
»Ich Will nicht, daß Sie sich in diese Sache hineinhängen. Es ist meine, ausschließlich meine Angelegenheit, wenn ich irgendwelchen unverschämten Kerlen fünfzigtausend Dollar in den Rachen werfe. Erzählen Sie mir nicht, ich würde damit nicht mehr erreichen, als daß sie beim nächstenmal hunderttausend verlangen. Ich weiß es! Und vielleicht werde ich mich an das FBI wenden, wenn die Gangster es nicht bei einer Erpressung bewenden lassen. Aber nur vielleicht. Diesmal will ich auf jeden Fall die Angelegenheit durch Bezahlung erledigen. Es ist meine Tochter! Haben Sie verstanden?«
Er steigerte sich derart in der Lautstärke, daß der Lautsprecher vibrierte.
»Ich denke anders darüber«, antwortete Mr. High ruhig. »Ihre Bereitschaft, zu zahlen, wird die Gangster zu immer neuen Versuchen ermuntern. Sie liefern ihnen durch Ihre Angst das Geld, damit sie neue Verbrechen organisieren und durchfü,hren können.«
»Es handelt sich um meine Tochter! Ich will nicht, daß ihr ein Haar gekrümmt wird. Ich…«
Das Gespräch zwischen Round und unserem Chef wogte hin und her wie eine Schlacht. Obwohl der Textilfabrikant viel brüllte, während Mr. High die Stimme kaum hob, gewann der Chef schließlich die Oberhand.
»Ich kann und will Lizzy nicht gefährden«, wandte Round noch einmal ein.
»Sie sollen sie nicht gefährden. Kein Polizeibeamter wird Ihnen oder dem Mädchen nahe kommen, bis Sie das Geld übergeben haben. Wir wollen nichts vorher wissen. Wir werden Ihnen nicht folgen. Nur um eines bitten wir Sie: Rufen Sie uns an, sobald die Gangster außer Reichweite sind, und nennen Sie uns den Platz, an dem Sie mit ihnen zusammentrafen. Wenn Sie es wünschen, wird von diesem Augenblick
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