0416 - Das Duell der Halbstarken
Absperraktion ein, Chef. Lassen Sie uns ein Zimmer in diesem Hotel mieten!«
Mr. Highs Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: »Einverstanden.«
Nur eine Stunde später führte uns ein Boy des Brenton-Hotels in das Zimmer 438 im vierten Stock.
***
Ich lag auf dem Bett und rauchte. Phil saß vor dem Fenster.
Er rechnete laut. »Wenn sie rasch handeln, so können sie Round schon heute angerufen haben und morgen abkassieren. In diesem Fall wüßten wir in spätestens sechsunddreißig Stunden, ob wir hier mit oder ohne Sinn aus dem Fenster starren.«
»Bei Rovelt haben sie sich mehr Zeit gelassen«, brummte ich.
»War ja auch ihr erster Fall. Inzwischen haben sie Routine.«
Ich griff nach dem Telefon, um 'mit dem Etagenkellner über das Abendbrot zu sprechen. Als ich die Hand am Griff hielt, begann der Apparat zu läuten. Ich meldete mich.
Die Telefonzentrale des Hotels gab mir ein Gespräch herein, das aus dem Hauptquartier kam. Ein Kollege unterrichtete mich, daß Christoph Darring mich zu sprechen gewünscht hatte, aber mein Aufenthaltsort war ihm natürlich nicht genannt worden. Der Kollege hatte ihm lediglich versprochen, ich würde mich melden. Darring hatte eine Telefonnummer genannt, unter der er zu erreichen war.
Ich rief die Telefonzentrale des Hotels an und bat, eine Amtsleitung auf meinen Apparat zu legen. Dann wählte ich Darrings Nummer.
Er meldete sich selbst.
»Hallo, Mr. Cotton, ich wollte Ihnen nur mitteilen, daß ich Jack vor einer halben Stunde aus dem Haus gemogelt habe. Er rief mich von Bus Terminal Port Authwrity an. Der Bus nach Susley startet in wenigen Minuten. Ich habe ihm mein Angelzeug mitgegeben. Er soll die vierzehn Tage benutzen, um die Anfangsgründe des edlen Sportes zu erlernen.«
»Begleitet ihn ein Privatdetektiv?«
»Ich hielt es nicht für richtig, eine New Yorker Detektei zu beauftragen. Ich wollte morgen oder übermorgen einen zuverlässigen Mann aus Boston hinschicken.«
»Danke für die Nachricht, Mr. Darring! Wir lassen unsere Beamten noch bis morgen früh vor Ihrem Haus. Wie war die Party bei Lizzy Round?«
Darring lachte. »So aufgeschlossen habe ich Jack noch nie gesehen. Offensichtlich wird die Geschichte zwischen ihm und Lizzy Round langsam ernst. Er telefonierte noch vor der Abreise eine Stunde lang mit ihr.«
Ich lachte aus Höflichkeit ein wenig mit. Nach ein paar Abschiedsworten legten wir auf.
Phil sagte, ohne den Kopf zu wenden, vom Fenster her:
»Wieder ein Millionärssohn weniger in New York. Wenn die anderen alle so handeln, dann kann Mr. Unbekannt Briefe schreiben, soviel er will.«
Phil zündete sich eine Zigarette an. Er tat auch das, ohne den Blick von der Straße zu nehmen.
»Ich wünsche nur, du könntest mir erklären, auf was oder auf wen ich hier achten soll.«
»Auf etwas Verdächtiges.«
»Wie genau du dich wieder ausdrückst!« grinste er.
»Ich kann nicht genauer sein. In der Sackgasse sah ich fünf Gangster. Sie waren maskiert, und sie fuhren einen dunkelgrauen Ford und einen grünen Mercury. Ich weiß nicht, ob wieder fünf Männer kommen werden oder nur drei oder sieben, ob sie maskiert sein werden oder nicht. Ich weiß nicht, ob sie die gleichen Wagen fahren werden, ob sie einen Laster nehmen oder zu Fuß gehen. Ich nehme nur an, daß hinter einem der Fenster der Chef dieser Gang sitzt, daß sich dort sein Hauptquartier befindet, und ich erwarte, daß er von seinem Feldzug gegen Round zu dieserti Hauptquartier zurückkehren wird.«
»Und wenn er sein Hauptquartier überhaupt nicht verläßt? Wenn er, wie bei Rovelt, seine Leute und sein Opfer per Telefon dirigiert?«
»Das dürfte schwierig sein. Round hat kein Autotelefon.«
Phil dachte eine Minute lang schweigend nach. Dann sagte er:
»Wenn die Gang wirklich ihr Hauptquartier in einem dieser Häuser hat, dann müßten wir die Burschen schon zu ihrem Feldzug ausrücken sehen und brauchten nicht zu warten, bis sie, beladen mit fünfzigtausend Dollar, zurückkommen.«
»Ich glaube nicht, daß sie sich gemeinsam auf die Strümpfe machen werden. Dazu dürfte Mr. Unbekannt zu vorsichtig sein. Aber ich hoffe, daß sie gemeinsam zurückkommen, denn nach der Aktion muß geteilt werden, und vorher läßt kein Gangster den anderen aus dem Auge.«
Während der Nacht lösten wir uns in 4-Stunden-Schichten ab. Auf mich fiel die Schicht, die von fünf bis neun Uhr morgens dauerte. Als Phil mich weckte und ich seinen Platz einnahm, hing die Dunkelheit noch in den Straßen, nur
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