0416 - Der Supermutant
tief und fest wie ein satter Säugling. Doch die Träume, die die miteinander korrespondierenden Hirnrindenteile erzeugten, waren alles andere als die Träume eines Kindes ...
4.
Zehn Stunden später erwachte der Mutant. Er fühlte sich frisch und unternehmungslustig. Der Kampf um die Tempelstadt Garsinath hatte nicht die geringsten Spuren hinterlassen.
Corello sah zwar den Telekomschirm in roten Farben pulsieren, doch er ließ sich Zeit. Zuerst überprüfte er den Hypnosuggestivblock von Balto Linsner-Kiess. Befriedigt registrierte er, daß der Hohepriester ausschließlich wie sein Statthalter dachte und handelte.
Danach streckte das Monstrum seine parapsychischen Fühler aus. Auf jener dimensional übergeordneten Ebene, auf der alle Vorgänge ohne Zeitverzögerung abliefen, griff er weit über das Sonnensystem Drofronta hinaus in den Weltraum. Er fand eine Reststrahlung von Tonos' Gehirnzellen, aber nichts mehr von einem Bewußtsein. Also war der Hypnosuggestivblock aktiviert worden und hatte die Sprengladung gezündet. Tonos war tot - und daß er gestorben war, bedeutete die Annäherung Fremder, wahrscheinlich von Terranern, die auf seine Hyperkomsendung hin gekommen waren.
Ribald Corello grinste sardonisch, als er sich vorstellte, wie diese Menschen von Grauen geschüttelt vor der Leiche des Antis standen. Sie würden Furcht empfinden wie alle anderen, die mit seiner Arbeitsweise konfrontiert worden waren.
Zugleich aber mußten sie das explodierte Gehirn Tonos' als Beweis dafür nehmen, daß der Supermutant tatsächlich auf Galaner war. Sie würden sich wahrscheinlich hüten, näher ans Drofronta-System heranzukommen. Aber Perry Rhodan - wenn er lebte, und Corello glaubte daran - würde sich nicht fürchten. Nein, der Terraner kannte keine Furcht. Gegen ihn zu kämpfen war ein Abenteuer, obwohl er, Corello, ihn schließlich doch besiegen würde.
Erst jetzt aktivierte das Monstrum den Telekom, der ihn mit der Steuerzentrale seines Schiffes verband.
Das Gesicht von Kommandant Arne Mitzum blickte vom Bildschirm. „Nun ...?" fragte Corello ungeduldig.
Arne Mitzum neigte den Kopf. „Tapur, vor dem Schiff wartet seit acht Stunden ein Kurier. Er nannte sich Bertoser Shungten."
Ribald Corello horchte auf. Bertoser Shungten war einer seiner wichtigsten Agenten. Er hatte ihn bereits vor einigen Jahren auf den Planeten Kopernikus eingeschleust, der Zentralwelt der Wissenschaftler, eines Bundes absolut wissenschaftlich orientierter Menschen, die von einem Geistesrat regiert wurden.
Der Mutant hatte vor knapp fünf Monaten erfahren, daß eine Gruppe der Wissenschaftler mit Gerinos de Lapal an der Spitze, mit Terranern zusammen ein Zeitexperiment durchgeführt hätten. Sofort hatte er Shungten befohlen, mehr darüber in Erfahrung zu bringen.
„Seit acht Stunden wartet er?" vergewisserte sich Corello. Als sein Kommandant bestätigte, lächelte er schadenfroh. „Nun, ich habe immerhin fünf Monate auf ihn gewartet. Lassen Sie ihn zu mir!"
Er richtete sich auf, damit ihn der Besucher nicht liegend vorfand. Wieder fuhren die Klammern aus der Stütze seiner Kombination und hielten den monströsen Schädel aufrecht. Danach ließ er den Schrein anderthalb Meter in den Boden seiner Kabine einsinken.
Knapp eine Minute später betrat ein weißhaariger Mann die Kabine. Er blieb an der Tür stehen und neigte den Kopf. Bertoser Shungten trug die schlichte Kleidung der Wissenschaftler von Kopernikus. Sein Haar hing ihm fast bis auf die Schultern herab. Ein dünner weißer Schnurrbart ließ seine Spitzen melancholisch herabhängen.
„Tapur ...!"
Corello schaltete die Außenlautsprecher seines Schreins ein. „Treten Sie näher, Shungten!" befahl er. „Ich hatte Ihren Besuch viel früher erwartet ..."
„Ich bitte um Vergebung, Tapur", sagte Bertoser Shungten, während er zögernd näher trat. Seine Augen bewegten sich unstet, aber das Monstrum fesselte seinen Blick und weidete sich an dem mühsam unterdrückten Grauen, das der Kurier bei seinem Anblick empfand.
„Ob ich Ihnen vergebe, Shungten", erwiderte Corello gedehnt, „wird vom Wert der Information abhängen, die Sie mir bringen. Berichten Sie!"
„Zuerst einmal", begann der Kurier, „kann ich bestätigen, daß der Erfinder des sogenannten NullzeitDeformators, Gerinos de Lapal, tatsächlich zusammen mit Agenten der Solaren Abwehr ein Zeitexperiment durchgeführt hatte. Lapal lebt allerdings nicht mehr. Deshalb konnte ich ihn nicht verhören, sondern
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