0417 - Der Satan und seine Komplizen
zeigen wollten, dann kam sie vielleicht nicht den Weg herauf, sondern in einem Bogen von rechts.
Scopa fing an unruhig zu werden.
Hier schien etwas nicht zu stimmen. Er überlegte eben, ob es besser gewesen wäre, ihr vom Eingang her zu folgen, doch bei diesen schnurgeraden Wegen, die völlig menschenleer waren, wäre er unbedingt aufgefallen. Sie konnte schließlich verlangen, bei einem solchen Gang in Ruhe gelassen zu werden.
Vom Waldweg her war Motorengeräusch zu hören, das immer stärker wurde. Der Streifenwagen kam heran.
»Was ist los?«, wollte der Sergeant wissen. »Der Bus ist seit zehn Minuten durch, er fährt weiter bis zur Försterei und kam bei uns vorbei. Sie war nicht drin.«
»Und hier ist sie bis jetzt auch nicht aufgetaucht. Fordern Sie Verstärkung an, wir müssen den ganzen Friedhof absuchen.«
Nach fünfzig Minuten stand fest, dass May Hames verschwunden war.
Einer der Angestellten, die bei der Kapelle arbeiteten, hatte sie langsam allein Vorbeigehen sehen, sie trug einen Strauß roter Rosen in der Hand.
»Das war etwa fünf Minuten nachdem Sie hier vorbeikamen«, sagte der eine Mann zu Scopa. »Sie fielen mir auf, weil Sie in die Kapelle hineinsahen. Ich dachte zuerst, Sie wollten etwas von uns.«
Scopa bedankte sich und sah auf die Uhr. Es war zehn Minuten vor drei.
Er ließ vom Streifenwagen aus eine Meldung nach Bridgeport geben, die von dort sofort an das FBI in New York weitergeleitet wurde.
***
Phil und ich waren vom Esso-Haus zurück und kamen aus unserer Kantine, als die Meldung aus Bridgeport eintraf.
Ich sprach gleich mit der Stadtpolizei, die zusagte, die Einfallstraßen aus Richtung Bridgeport zu kontrollieren. Das war nicht mehr als ein Tasten im Heuhaufen, denn die Gangster konnten über die Bronx, Queens und Brooklyn kommen. Außerdem konnten sie sich Zeit lassen. Und dann bestand die Möglichkeit, dass sie noch so ein sonniges Heim wie diesen Schuppen bei Fishkill in Reserve hatten. Unsere Fahndung lief auf Hochtouren, denn wir wussten ja genau, dass May Hames in höchster Gefahr war. Die Gangster würden erst dann von ihr ablassen, wenn sie genug wussten.
Cops Inn, wo Freddy Newman als Kellner tätig war, wurde überwacht. Dave Miller zog in die Kleiderkammer und kam so schäbig’wieder zum Vorschein, dass ich ihm verstohlen einen Vierteldollar in die Hand drückte. Der Schuft behielt ihn sogar. Steve Arring, der Rotfuchs, der so herrlich irischen Slang kopieren konnte, sollte ihm später folgen.
Phil und ich stiegen in den Jaguar und fuhren nach Bridgeport. Wir wurden trotz des regen Verkehrs nur einmal überholt. Es war eine Boeing, die planmäßige Verkehrsmaschine nach Boston.
Fred Scopa erwartete uns in seinem Wagen vor Bridgeport an dem bewussten Waldweg, den ich schon im Dunkeln kennengelernt hatte. Fred fuhr voraus bis zum Friedhof. Hier erklärte er uns, wo er gestanden hatte und wie die Überwachung von Mrs. Hames aufgezogen war. Die Frau war wider alle Voraussicht verschwunden, und man konnte unserem Kollegen höchstens den Vorwurf machen, dass es ihm nicht gelungen war, allein den Friedhof zu umzingeln.
Wir schritten die Wege ab, die zu Hames Grab führten, aber an Spuren war nicht zu denken. Alle Wege waren mit gelbem Sand bestreut und fest gewalzt. Man konnte höchstens die Löcher sehen, die von Bleistiftabsätzen stammten.
Auf Hames’ Grabhügel lag ein frischer Kranz mit leuchtend gelber Schleife. Auf dem einen Ende stand Danny Hames als letzten Gruß und auf dem anderen D.M.C.XIII Klub.
Wir gingen weiter.
Der gerade Weg vom Eingang zum Grab lief so, dass der größte Teil des Friedhofs links davon lag. Rechts waren noch drei Wege mit je einer Reihe alter Gräber zu beiden Seiten. Die Rückseiten der Grabsteine standen so weit auseinander, dass Platz für dichte Hecken blieb. Etwa alle fünfzig Yards war eine Kreuzung, damit man einen Durchgang hatte. Hinter der letzten Grabreihe lief eine zwei Yards hohe Ziegelsteinmauer. In diesem ältesten Teil des Friedhofs standen auch einige kleine Mausoleen in klassischem Stil, die sich die Prominenz von Bridgeport um die Jahrhundertwende hingesetzt hatte.
Bei dem letzten Mausoleum blieb ich stehen.
Das Herumsuchen erübrigte sich jetzt.
»Seid ihr hier auch gewesen?«, fragte ich.
»Zehn Cops haben systematisch mit mir den gesamten Friedhof abgesucht. Ich war drüben am anderen Ende. Wir brauchten eine knappe Stunde dazu. Zum Glück ist dies der kleinere der Hauptfriedhof der Stadt liegt am
Weitere Kostenlose Bücher