0417 - Der Satan und seine Komplizen
schuldig, und zweitens machte es Duke leicht nervös.
***
Es war 4 Uhr 10 am Donnerstagnachmittag, als Phil und ich wieder in unserem Office landeten. Mr. High war zu einer Besprechung, und ich tippte einen Bericht.
Eine Viertelstunde später wurde aus Bridgeport angerufen, dass Freddy Newman am Freitagmorgen um neun aus dem Untersuchungsgefängnis entlassen würde. Ich organisierte seine Beschattung, da wir wissen mussten, wo er blieb. Über ihn, den toten John Smith und Walt Hank hatten wir Nachfragen wegen eventueller Vorstrafen laufen.
Der Wohnung von May Hames gegenüber hatten sich zwei unserer Kollegen in einem Zimmer eingemietet. Sie ließen den Eingang des anderen Hauses nicht aus den Augen. Sie hatten Funkverbindung mit dem örtlichen Streifendienst.
Im Augenblick war also nichts zu tun. Phil empfand das auch. »Wollen wir Schach spielen?«, fragte er.
»Nein, Rätselraten.«
Ich packte alle Fotos und Vergrößerungen von der Tätowierung zusammen, und dann zogen wir uns zurück. Unsere Augen bissen sich in der chinesischen Dschunke fest. Als ich Chinesen darauf herumkrabbeln sah, legte ich die Bilder aus der Hand.
»Du hörtest doch zu, Phil, als ich mit Mrs. Hames über die Filmrolle sprach. Da sagte sie etwas, was mir falsch vorkam, aber es entfiel mir wieder.«
»Ja, das fiel mir auch auf. Das war, als sie sagte: ›Ich weiß, was da…‹, dann kam eine dicke Pause, und dann fuhr sie fort, ›drauf war‹. Da hatte ich das Gefühl, dass sie sagen wollte: ›Ich weiß, was da stand‹. Aber das sagt man nur von Text, und der fehlt hier.«
»Beziehungsweise ist er chinesisch, und das kann sie bestimmt nicht lesen.«
Ich sah mir die Bilderschrift zum tausendsten Mal an, fand sie irgendwie unecht, aber was half das? Es konnten chinesische oder japanische Zeichen sein. Sie waren nicht sehr exakt, aber mehr ließ sich nicht dazu sagen. Ich würde morgen einen Sinologen aufsuchen.
Ich schloss die Augen und stellte mir die Szene da am runden Tisch im Vorraum des Beerdigungsinstitutes vor.
May Hames war sichtlich nervös gewesen, als ich sie in die Zange nahm, hielt sich aber großartig.
Und dann stieg langsam der zweite Teil von dem auf, was ich suchte. Sie sagte nachher noch einmal: »Ich weiß nicht, was das heißen soll.« May Hames, verspieltes Kätzchen oder nicht, war auf keinen Fall dumm. Sie wusste sich auszudrücken und hatte da offensichtlich einen Fehler gemacht. Wenn es sich um eine Zeichnung oder diesen komischen Flicken gehandelt hätte, würde sie gesagt haben: »Ich weiß nicht, was das bedeuten soll«. Aber sie sagte ausdrücklich »heißen«, was sich wiederum auf Text beziehen musste.
Womit ich wieder bei dieser Bilderschrift landete. Fast alle Zeichen waren viereckig mit Strichen mittendurch oder gelegentlich offenen Seiten, die Striche zum Teil geschwungen, für unsere Augen eben nichts als unverständliche Gebilde.
Das letzte Zeichen konnte zum Beispiel nach unseren Begriffen ein E sein, nur dass es falsch herumstand, und die drei Außenstriche waren halbmondförmig nach innen gebogen.
Falsch herum!
Ich sah mir, ohne das Blatt zu drehen, die Schriftzeichen aus der neuen Perspektive an, und siehe da, ich entdeckte noch ein paar Zeichen, mit denen sich etwas anfangen ließ. Da war unter anderem zweimal ein A, das falsch herumstand. Es war völlig viereckig und auch hier alle Linien einwärts geschwungen, was ihnen eben den chinesischen Charakter verleihen sollte und das gewohnte Schriftbild völlig aufhob.
Ich stellte das Bild auf den Kopf.
Phil bemerkte es nicht, er starrte auf den Flicken, der es ihm von vornherein angetan hatte und der vielleicht auch weiter seine Bedeutung behielt.
Das erste Wort machte mir etwas Schwierigkeiten, den Rest konnte ich nun fast fließend ablesen. Es war immerhin raffiniert gemacht. So hatte man ein O dadurch getarnt, dass man einem Quadrat leicht die Seiten nach innen drückte, die Ecken spitz auszog und obendrein einen kleinen Kreis in die Mitte setzte. Mit den beiden Zahlen hatte man sich auch viel Mühe gegeben, aber auf den Kopf gestellt, war der Text jetzt lesbar.
Dann hatte ich auch das erste Wort. Das S, der zweite Buchstabe, kantig wie ein Blitz, hatte oben zusätzlich einen frei schwebenden waagerechten Strich, was bedeuten sollte, dass er zu verdoppeln war.
Nun brauchte ich nur noch zu trennen, was getrennt werden musste, und dann stand da:
ESSO BAMBI 24 A.
Ich legte das Foto auf den Tisch zurück und sagte halblaut:
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