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0417 - Die Straße der Gräber

0417 - Die Straße der Gräber

Titel: 0417 - Die Straße der Gräber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dem Dorf war eine düstere Wolke geschwebt, die nur unvollständig die vier Reiter verborgen hatte, die die Menschen schon in alter Zeit das Fürchten gelehrt hatten.
    War AEBA auch in der Gegenwart lebendig?
    Das war für mich das große Problem. Darüber mußte ich einfach nachdenken, und ich fragte mich, ob ich damit rechnen mußte, daß die Reiter zurückkehrten.
    Gab es einen Grund?
    Eigentlich nicht, denn sie hatten ihre makabre Pflicht getan und die sieben Templer getötet.
    Aber diese waren wiedergeboren worden, und das gefiel mir in gewisser Hinsicht nicht.
    Wie dem auch war, ich mußte die anderen holen und ihnen Erklärungen geben.
    Ich erinnerte mich noch daran, an welcher Seite sie das Dorf verlassen hatten. Ich schritt wieder auf die Kreuze zu. Die winzigen Flocken hatten einen Schleier über die Gräber gelegt. Der Schnee kam von der Seite, getrieben von einem steifen Wind, der die Leere des Dorfes ausfüllte.
    Ich hörte die Schritte.
    Daß es sich dabei nicht nur um eine Person handelte, hörte ich sofort. Hinter den Kreuzen sah ich schon die Schatten der sieben Gestalten, die auf mich gewartet hatten.
    Vor den Gräbern blieb ich stehen und erwartete sie. Die sieben umrundeten die Kreuze jedoch nicht. Sie blieben hinter ihnen stehen, und über die Kreuze hinweg sahen wir uns an, ohne etwas zu sagen.
    Auch sie mußten völlig überrascht sein, denn als sie das Dorf verlassen hatten, waren die Kreuze noch nicht vorhanden gewesen.
    Jetzt aber sah die Straße so aus, wie sie sie aus ihren Träumen kannten. Das mußte ich ihnen erklären.
    Sie tuschelten miteinander. Ich hörte Hilde sprechen. Ihre Stimme klang zwar leise, trotzdem ein wenig hysterisch. »Das ist der reine Wahnsinn. Wie können die Kreuze hierherkommen? Dieses Bild habe ich in meinem Traum gesehen. Sinclair hat uns verraten…«
    Die Anschuldigung stand, aber wurde sie auch geglaubt? Mark Tremper zumindest meldete Zweifel an. Er war es, der wieder das Wort ergriff. »Bleibt ihr hier stehen«, sagte er, löste sich von der Gruppe, umging die Kreuze und kam auf mich zu.
    Ich erkannte, daß er sich nicht wohl fühlte. Mit einer unwillig anmutenden Bewegung wischte er den dünnen Schnee aus seinem Gesicht. Die Flocken hatten sich in seinen Augenbrauen und den Wimpern verfangen. Erst jetzt konnte er wieder klar sehen.
    Ich nickte ihm zu.
    »Sie… Sie sind zurückgekehrt?«
    »Wie Sie sehen, Tremper.«
    Er räusperte sich. »Klar. Und Sie haben uns noch etwas mitgebracht, nicht wahr?«
    »Wenn Sie die Kreuze meinen, gebe ich Ihnen vollkommen recht. Die habe ich tatsächlich mitgebracht.«
    »Woher?«
    »Aus der Vergangenheit. So hat dieses Dorf vor einigen hundert Jahren einmal ausgesehen. Es standen nur andere Häuser dort, aber die Kreuze waren die gleichen.«
    »Und jetzt sind sie hier!« flüsterte Tremper. Der Mann war völlig durcheinander, das konnte ich ihm ansehen. Ich hielt mich mit einem Kommentar zurück.
    »Sinclair, ich will Sie jetzt nicht länger fragen, wie so etwas möglich sein kann. Ich nehme es einfach als gegeben hin. Nur ist es schon seltsam.« Er schüttelte den Kopf. »Dabei habe ich mich so verdammt selbstsicher gefühlt. So verdammt sicher. Und jetzt dieses.« Er deutete auf die zerstörte Laterne. »Sie haben sich befreien können. Okay, das nehme ich alles hin, aber tun Sie mir und uns einen Gefallen, bitte. Sagen Sie uns, was Sie gesehen haben!«
    Ich konnte mich gut in seine Lage hineinversetzen. Hier stand ein Mensch vor mir, der unter seinem seelischen Streß litt. Vielleicht war mein zurückliegendes Erlebnis überhaupt einmalig. Wenn ich darüber redete, wie würde er es aufnehmen?
    Er trat noch näher, bis er mich berühren konnte, ohne sich dabei anzustrengen. Er streckte seine Arme aus und legte mir die Hände auf die Schultern. »John Sinclair, ich bitte Sie, reden Sie! Sie haben etwas gesehen. Sie waren woanders. Stimmt es?«
    »Ja.«
    »Und was sahen Sie?«
    Sein Blick war eine Aufforderung. Er wollte nichts anderes hören, nur diese eine Erklärung haben.
    Ich nickte ihm zu. »Sie haben recht, Tremper, ich sah tatsächlich etwas. Und es war, das muß ich Ihnen ehrlich sagen, nicht leicht für mich, dies einzuordnen.«
    »Bitte!«
    Auch die anderen hörten zu, weil wir so laut sprachen. »Sie alle!« rief ich über die Kreuze hinweg. »Sie alle haben schon einmal gelebt. Ich habe Sie in Ihrem vorherigen Leben kennengelernt. Sie gehörten damals zusammen und bildeten eine Gruppe. In dieser Zeit haben Sie

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