0418 - Das Richtschwert der Templer
Stich. Brav nahm er die Kurven und die Steigungen. Östlich von uns lagen die höchsten Berge. Schneebedeckt die meisten, denn dort wurde auch Wintersport getrieben.
»Hoffentlich jagen wir keinem Phantom nach«, meinte Suko irgendwann einmal.
Ich hob nur die Schultern. »Wer nichts riskiert, kann auch nichts gewinnen.«
»Stimmt.« Suko deutete nach vorn. »Gleich müssen wir etwas riskieren, wenn wir den Knaben vor uns überholen wollen.«
Mein Freund hatte recht. Der Fahrer des hochbeladenen Lastwagens fuhr tatsächlich wie ein Henker. Dabei schwankte das Gefährt von einer Seite zur anderen. Eigentlich war die Straße breit genug, um den Wagen zu überholen. Ich war aber nicht Colt Seavers und verließ mich lieber auf die Hupe.
Der andere dachte wohl, es wäre ein Spaß und grüßte zurück. Da sein Horn lauter war als das unseres Käfers, befand er sich natürlich im Vorteil. Jedenfalls wollte er uns nicht vorbeilassen, und wir waren gezwungen, auch weiterhin seinen aufgewirbelten Staub zu schlucken.
»Diesen Hirnie sollte man in seine Gemüsekisten oben auf der Ladefläche stecken!« schimpfte Suko, und ich widersprach ihm nicht.
Zum Glück fuhr der Bursche ziemlich schnell, und im nächsten Dorf hielt er an.
Als wir an ihm vorbeirauschten, winkte er mit beiden Händen und lachte breit.
Wir konnten ihm nicht einmal böse sein.
Sehr viel Erwähnenswertes geschah auf der Fahrt nach Larnaka nicht. Am frühen Nachmittag hatten wir die alte Kulturstätte im Südosten Zyperns erreicht, aber wir waren nicht hier, um uns die Reste antiker Kulturen anzuschauen, wir wollten wissen, wo sich der Bungalow eines gewissen Gordon Stanhope befand.
An einem Reisebüro stoppten wir. Mit steifen Beinen stiegen wir aus dem Wagen. Im Schaufenster klebte neben einigen vergilbten Prospekten ein Schild mit der Aufschrift »English spoken!«
Darüber freute ich mich. Griechisch gehört nicht gerade zu meinen starken Seiten, genauer gesagt, sie war überhaupt keine Seite von mir. Wir betraten den Laden, eine Glocke bimmelte, und ein dunkelhaariger Mann blickte in unsere Richtung. Die Beine ließ er dabei auf dem Schreibtisch.
Er sprach uns auch in Englisch an und erklärte, es sei Mittagspause.
»Und die wollen Sie nicht unterbrechen?« fragte ich.
»Nein.«
Ich wedelte mit einer Note.
Blitzschnell schwang der Mann seine Beine vom Tisch und sprang auf. »Ausnahmen mache ich auch.« Er griff nach dem Geldschein und ließ ihn verschwinden. »Wohin wollen Sie reisen? Ägypten, Israel, Algerien…?«
»Auch nicht nach Libyen«, sagte Suko.
Der Mann wurde bleich. »Um Himmels willen, nur nicht.«
»Wir bleiben hier!« erklärte ich.
»Wie schön.«
»Sogar hier in der Nähe«, sagte Suko. Er hatte das Wechselspiel verstanden. »Wir suchen nämlich einen Freund.«
»Gordon Stanhope.« Diesmal war ich wieder an der Reihe.
»Der hat hier ein Haus«, fügte Suko hinzu.
»Sonst nichts?«
»Nein.«
Der Verkäufer sah mich an. »Ja, den Namen kenne ich. Da müssen Sie aber raus aus Larnaka.«
»Das ist uns klar.«
»Es gibt dort eine Siedlung am Hang, wie wir sagen. Wir haben damals die Grundstücke mitverkauft. Mr. Stanhope ist zwar da, aber ich habe ihn schon lange nicht mehr in Larnaka gesehen.«
»Sie kennen ihn also?«
»Klar.«
»Auch seinen Bruder Lome?«
Er runzelte die Augenbrauen. »Nein, den nicht. Mein Vater hat ihn gekannt.«
»Dann war er öfter hier?« fragte Suko.
»Ja, wie ich hörte.«
»Was hat er hier gewollt?«
»Kann ich Ihnen nicht sagen. Er hat sich aber, das weiß ich wiederum, sehr für das alte byzantinische Kloster interessiert. Es soll von der heiligen St. Helena gegründet worden sein. Kennen Sie das denn nicht? Es liegt auf dem Felsen Stavrovouini. Mr. Stanhope kann es von seinem Haus aus sehen.«
»Und sein Bruder war in dem Kloster?«
»Kann sein. Aber warum fragen Sie mich? Fahren Sie zu Mr. Stanhope, der wird Ihnen mehr darüber berichten können.«
»Das hatten wir vor, vielen Dank.«
»Nein, gehen Sie noch nicht.« Er wedelte mit beiden Händen. »Es stehen noch zahlreiche Häuser leer. Wenn Sie einen Bungalow erwerben wollen, die Preise sind äußerst günstig. Ich kann Ihnen sogar noch Rabatt geben, wirklich.«
»Kein Bedarf.« Ich schüttelte den Kopf.
Und Suko sagte: »Vielleicht kaufen wir das Kloster.«
Der Mann fühlte sich auf den Arm genommen und schickte einen griechischen Fluch in unsere Richtung.
Wir verließen den Laden, stiegen wieder in den Käfer und
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