0418 - Das Richtschwert der Templer
alles sehr verlassen aus«, kommentierte ich.
Suko deutete nach vorn. »Und weshalb steht dann die Terrassentür noch offen?«
Das war tatsächlich der Fall.
Ich verstand Sukos Blick, den er mir zuwarf. In ihm las ich Warnung und Neugierde zugleich. »Sehen wir uns die Sache mal an«, sagte er mit schon wesentlich leiserer Stimme.
Von zwei verschiedenen Seiten gingen wir auf die Terrassentür zu. Der Wind fuhr über das Poolwasser und schuf auf der Oberfläche ein kräuselndes Wellenmuster.
Deckung gaben die Blumenkübel. Niemand konnte von außerhalb die Terrasse einsehen. Von ihr allerdings hatten wir einen freien Blick auf das Meer.
Suko hatte die Tür als erster erreicht. Das Glas war dunkel getönt.
Es war schwierig, überhaupt hindurchschauen zu können. Man mußte schon sehr dicht herantreten.
Das taten wir zwar, aber ich wollte mich nicht durch langes Starren aufhalten lassen. Meine Handbewegung machte Suko klar, daß er vorgehen sollte. Ich gab ihm die entsprechende Rückendeckung.
Suko schob die Tür so weit zurück, daß er sich bequem hindurchschieben konnte.
Ich folgte ihm. Wir betraten ein Haus, in dem es widerlichroch.
Faulig und gleichzeitig süßlich. Dieser Gestank war uns eine Warnung. Wir kannten ihn und rechneten mit dem Schlimmsten.
Es war nicht viel zu erkennen. Die Sonne stand einfach nicht günstig. Innerhalb des Raumes herrschte Dämmerlicht. Die Einrichtung entsprach einer Wohnlandschaft. Sie wirkte protzig durch die schweren Möbel.
Dann rutschte ich weg. Ich konnte mich soeben noch an einer Sessellehne festhalten, sonst hätte ich einen Spagat gemacht. Auslöser war eine Blutlache neben dem Teppichrand.
Im ersten Moment wurde ich kreidebleich. Suko hatte noch nichts bemerkt. Ich schritt um den Sessel herum und sah den Körper ausgestreckt auf der Erde liegen.
Es war ein Hund.
Sein helles Fell hob sich vom Dunkel des Teppichs ab. Kein Leben steckte mehr in ihm. Jemand hatte ihm die Kehle durchgeschnitten, deshalb auch das Blut.
Dieser Mord an dem Tier zeigte mir, daß wir uns nicht viele Chancen ausrechnen konnten, den Besitzer des Hauses lebend zu finden. Wer einen Hund tötete und damit einen hervorragenden Wächter ausschaltete, der würde bei weiteren Verbrechen keine Mühe haben.
»Gordon Stanhope«, sagte ich zu Suko, »wird wohl kaum eine Chance gehabt haben.«
Mein Freund nickte.
Wir suchten weiter, gelangten in andere Räume und betraten auch ein Schlafzimmer.
Es stand ein Bett darin, und auf ihm lag der Mann. Zuerst sah es so aus, als würde er schlafen. Ich ging näher heran, schon erleichtert, dann sah ich den blauen Abdruck an der Kehle und auch sein Gesicht genauer. Es war entstellt von einer kaum faßbaren Todesangst, die Stanhope durchlitten haben mußte.
Jemand hatte den Mann erdrosselt.
Ich ballte die Hände. Zorn auf den mir unbekannten Mörder erfüllte mich, und ich dachte daran, daß die Zypern-Spur richtig gewesen war. Leider hatte sie jemand zerschnitten.
»Wer?« fragte ich, während ich mich zu Suko umdrehte. »Wer steckt dahinter?«
»Keine Ahnung.«
»Aber Stanhope muß die Spur gefunden haben. Das Richtschwert der Templer. Vielleicht befindet es sich zum Greifen nahe.« Ich hob die Schultern. »Verdammt auch!«
Suko trat an das Bett. »Erdrosselt«, sagte er und schaute mich an.
»Wer tut so etwas, John?«
»Hast du einen Verdacht, daß du so fragst?«
»Ja, schon. Ich denke da an die Templer. Die Gruppe, von der du mir berichtet hast.«
»Die um Baphomet?«
»Richtig.«
Mein Gesicht nahm einen nachdenklichen Ausdruck an. »Da könntest du recht haben, Suko. Ich habe sie selbst erlebt. Diese Leute werden wohl auf Menschenleben keinerlei Rücksicht nehmen.«
»Aber damals waren es Untote!«
»Ich glaube nicht, daß sich die heutigen Mitglieder der Sekte von denen unterscheiden, wenn es um Methoden geht, um bestimmte Ziele zu erreichen.«
»Kompliziert ausgedrückt, aber wahr.« Suko wischte über seine Stirn. Im Zimmer war es stickig. Die Anwesenheit des Toten störte mich. Ich spürte im Magen einen leichten Druck und auf der Zunge einen bitteren Geschmack.
»Hat es Sinn, das Haus zu durchsuchen?« fragte Suko.
»Immer.«
»Wir können uns zudem Zeit lassen. Wenn sich bisher keine Nachbarn um Stanhope gekümmert haben, werden in den nächsten Stunden auch keine erscheinen.«
»Dein Wort in Gottes Gehörgang.«
Wenig später, als wir mit der Sucherei begannen, wunderten wir uns, wie aufgeräumt alles war. Der oder die
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