0418 - Das Richtschwert der Templer
der Templer zu finden. Wo Suko herumirrte, wußte ich nicht.
Bei unserem letzten Fall im Schwarzwald hatte er mich befreien können. Das Glück allerdings würde ich nicht immer haben.
Und so mußte ich weiter liegenbleiben. Wieder war eine Minute vergangen. Das Zifferblatt verwandelte sich vor meinen Augen in ein höhnisch grinsendes Gesicht, das mich lautlos auslachte.
Wie sollte ich mich befreien?
Die verrücktesten Ideen waren mir schon durch den Kopf geschossen. Ich hatte sogar versucht, den mit Sprengstoff gefüllten Wecker umzupusten. Dann wäre er in die Tiefe gefallen und dort explodiert.
Einen Kaugummi hatte ich auch nicht im Mund. Sonst hätte ich gegen das Zifferblatt gespuckt, um die Zeiger anzuhalten.
So etwas hatte ich vor Jahren mal in einem Film gesehen. Die Wirklichkeit sah leider anders aus.
So wartete ich weiter und starrte auf den Zeiger, der vor meinen Augen verschwamm…
***
»Ist das wahr?« Lady Sarah hatte die Frage gestellt. Sie mußte von Sir James schon vorher in den Fall eingeweiht worden sein.
»Ja«, erklärte der Superintendent. »Es gibt leider oder zum Glück keine Zweifel.«
»Wobei wir jetzt die Verbindung hätten«, fügte ich hinzu.
»Sicher, John, aber was nutzt es uns?«
Ich blickte auf meine Fußspitzen. Im Prinzip hatte mein Chef recht. Das nutzte uns kaum etwas, denn Lome Stanhope war seit gut zwanzig Jahren tot. Er konnte uns nichts mehr sagen, dafür sein Bruder.
»Wir werden Mr. Stanhope einen Besuch abstatten müssen«, erklärte Suko. »Vielleicht kommen wir über seinen toten Bruder an das Ziel. Er muß einfach mehr über ihn gewußt haben. Wahrscheinlich hat er ihn damals auch auf die Spur des Templer-Schwerts gebracht.« Suko setzte sich aufrecht hin. »Sir, wissen Sie die Adresse dieses Gordon Stanhope?«
»Er besitzt einen Landsitz in Suffolk und eine elegante Stadtwohnung in Mayfair.«
»Wo hält er sich zumeist auf?«
»Sie werden Pech haben, wenn Sie ihn besuchen wollen. Er hat England verlassen, da er den Winter nicht mag. Sein Ziel ist das Mittelmeer, der Süden, die Sonne.«
»Und wo dort?«
»Zypern!«
Damit hatten wir nicht gerechnet. Weshalb ausgerechnet Zypern?
Die Frage las mir Sir James vom Gesicht ab und gab schon eine Antwort. »Er hat sich dort vor einigen Wochen ein Haus gekauft. Direkt an der Küste mit Blick aufs Meer.«
»Warum?«
»Weil er die Sonne mag.«
Ich hob die Schultern. »Nicht wegen des Schwerts?«
»John, Ihre Theorie ist weit hergeholt.«
»Vielleicht, aber ich denke an die Templer, die nach Jerusalem gezogen sind. Haben Sie die Insel Zypern tatsächlich ausgelassen? Es haben doch auch einige mit Schiffen übergesetzt. Möglicherweise finden wir dort eine Spur.«
»Der Meinung bin ich auch, Sir«, unterstützte mich Suko.
Unser Chef war noch nachdenklich. »Ob es etwas bringt? Aber wir müssen alles versuchen.«
»Das meine ich auch.« Ich wußte, daß wir gewonnen hatten. »Sir, ist Ihnen sonst noch etwas aufgefallen? Ich meine, bei Ihren Clubbesuchen, als Sie mit Gordon Stanhope sprachen?«
Zu meiner Überraschung antwortete er mit einem »Ja, das ist es tatsächlich.«
»Und was?«
»Gordon war ziemlich nervös. Mit seinen geschäftlichen Aktivitäten hing es nur bedingt zusammen, wahrscheinlich mit der Annonce, die er aufgegeben hat.«
»Wieso?«
»Nun, er erhielt des öfteren Drohanrufe von einer Person, die ebenfalls hinter dem Schwert der Templer her war. Er hat Nachforschungen angestellt, konnte aber keinen Namen sagen.«
»Und die Stimme des Anrufers?« fragte ich.
»War ihm unbekannt.«
Ich war sehr ernst geworden. Ich wußte ja, daß nicht nur wir hinter dem Geheimnis der Templer her waren. Es gab auch andere Gruppen, wie die um Baphomet. Dieses Gebiet war noch längst nicht erforscht. Wir würden auch in der Zukunft noch viel Mühe haben.
»Sind diese Annoncen auch im Ausland aufgegeben worden?« wollte Suko wissen.
»Soviel ich weiß, ja.«
»Woran hast du denn gedacht?«
»An Abbé Bloch, John.«
Ich schüttelte heftig den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht. Ein Mann wie der Abbé würde sich auf eine so niedrige Ebene bestimmt nicht begeben. Da irrst du dich, Suko.«
Sir James erhob sich. »Wie dem auch sei, ich habe mittlerweile das Gefühl, daß uns hier in London Grenzen gesetzt sind. Möglicherweise kommen Sie wirklich nur auf Zypern weiter. Die Tickets werde ich Ihnen besorgen.«
»Ihr habt es gut«, sagte Lady Sarah. »Ich muß im winterkalten London bleiben, und ihr
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