0418 - Das Richtschwert der Templer
sahen den Mann aus der Tür rennen. Er trat an den VW. »Ich muß Ihnen noch den Weg erklären. Fahren Sie zurück, bis zu dem weißen Schild, wo etwas von einem Verkauf der Häuser steht. Da führt ein Weg in die Felsen.«
»Das haben wir schon gesehen, danke.«
»Vielleicht nehmen Sie doch ein Haus. Die Lage ist einzigartig.«
»Wir werden es uns überlegen!« rief ich ihm zu. Dann wurde es wirklich Zeit.
Das Schild hatten wir tatsächlich schon entdeckt. Nach einer Fahrtzeit von ungefähr zehn Minuten tauchte es am Straßenrand auf. Der Weg verdiente den Ausdruck Piste. Er war nicht asphaltiert und voller Staub. Brav zog der Käfer in die Höhe und schaffte auch die zahlreichen Kurven, bis wir einen ersten freien Blick hatten und die zahlreichen weißen Häuser sahen, die in die Felsen hineingebaut worden waren.
Der Architekt hatte sich hier wirklich etwas einfallen lassen. Die Häuser klebten am Felshang. Untereinander waren sie durch Treppen verbunden, so konnte jeder seinen Nachbarn erreichen.
Leider waren keine Gärten vorhanden, doch auf den den Häusern vorgelagerten Terrassen, einige von ihnen sogar mit Pools ausgestattet, blühten in großen Töpfen und Steinbänken die herrlichsten Blumen.
Nur Garagen hatten die Häuser nicht, dafür existierte ungefähr in der Mitte des Geländes eine breite Treppe, die hinunter an den feinen Sandstrand vor dem Felsenhang führte. Dort lagen auch die Boote. Die meisten von ihnen waren auf den Strand gezogen worden. Keine prächtigen Yachten, kleine Motor- oder Segelboote.
Oberhalb dieser Felsen-Haus-Landschaft hatte man einen Parkplatz angelegt. Er war fast leer. Ich stellte den VW neben einem alten, staubigen Mercedes ab.
Wir stiegen aus und schlugen die Türen zu. Der Wind war kräftig, er fuhr in unsere Haare. Bevor wir uns auf die Suche nach Gordon Stanhopes Haus machten, sahen wir uns um.
Weiter im Landesinneren stiegen gewaltige, breit gezogene Buckel in die Höhe. Sie waren mit gelben Steinen bedeckt, dabei fiel uns ein Hügel besonders auf.
Auf seiner Kuppe entdeckten wir einen gewaltigen Steinbau. Das mußte das Kloster der St. Helena sein.
Ich blickte länger hin. Mir schien es, als wollte mich dieses Kloster begrüßen und mir sagen, daß wir an ihm doch nicht vorbeikamen. Konnte es so sein? Verbarg sich dort unter Umständen ein Geheimnis, das mit unserem Fall zu tun hatte?
Es ging um das Richtschwert der Templer, und möglicherweise hatten die Templer auf ihren Reisen ins Heilige Land auf Zypern Station gemacht. Vielleicht wußte Stanhope mehr.
»Wie optimistisch bist du?« fragte Suko.
»Ich weiß nicht so recht. Wenn dieser Gordon Stanhope tatsächlich etwas weiß, wird er uns wohl kaum in seine Pläne einweihen. Ein Sammler wie er läßt sich nicht in die Karten schauen.«
»Aber er hat Angst gehabt.«
»Möglich.«
Wir nahmen den breiten Weg in die Felsen hinein. Andere Wege zweigten zu den Häusern hin ab. Die ersten standen noch leer. Sie sahen kahl aus und stachen durch ihre weißen Mauern stark vom dunkleren Gestein ab. Unten am Strand amüsierten sich einige Personen. Manchmal wehten die leisen Rufe bis zu uns hoch.
Eine Frau trat auf ihre Terrasse. Sie trug ein weißes langes Kleid, der Wind drückte es gegen ihren Körper, so daß sich ihre Figur sehr deutlich abmalte, was sie nicht störte. Ich schätzte sie auf 40 Jahre, und sie strich sich mit ihren Fingern durch ihre dunkle Haarmähne, bevor sie uns fragend ansah.
Hoffentlich sprach sie Englisch. Ich erkundigte mich nach Gordon Stanhopes Haus.
Sie verstand mich und erklärte uns den Weg. »Allerdings habe ich ihn seit einigen Tagen nicht mehr gesehen. Er wird wohl wieder arbeiten.«
»Woran arbeitet er denn?«
»Er interessiert sich sehr für das Kloster und dessen Geschichte.«
»Wissen Sie auch etwas darüber?«
Die Frau lachte. »Nein, die alten Bauten sind nicht mein Fall. Ich liebe andere Dinge.«
»Jedenfalls vielen Dank.«
Wir mußten den Weg bis zu seinem Ende durchlaufen. Das letzte Haus in der Reihe – es war auch das größte – gehörte Gordon Stanhope, dem Waffenhändler aus London.
Die Haustür erreichten wir über die hellen Marmorplatten der Terrasse. Erst jetzt sahen wir den viereckigen Pool. Er war zuvor von langen Blumenbänken verdeckt gewesen.
Auf dem Wasser schwammen einige Blätter. Das ließ darauf schließen, daß sich keiner der Bewohner in der Nähe aufhielt und sich auch niemand um die Pflege oder Reinigung kümmerte.
»Sieht mir
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